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Kladderadatsch: Humoristisch-satirisches Wochenblatt — 39.1886

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Hefte 26-30, Juni 1886
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https://doi.org/10.11588/diglit.2267#0277
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Müller. Vor die armen Prinzen hat doch die französche Republik,
'ne, heidenmäßige Angst. Am liebsten brächte sc sc jleich dahin, wo der
Caiienne.Pseffer wächst.

Schnitze. Und die sind froh, deß so 's liebe Leben haben. Da sollte
se lieber die Comninnc-Presse ans'» Dienst passen, deß se nich welche bei
Namen nennen, die jegen die Stadtmauer jestellt werden sollen.

Müller. Jott sei Dank, des könnte bei uns nich passiren!

Schul he. Na, höre mal, bist du ooch janz sicher?

Müller. Janz! Weil wir keenc Stadtmauer mehr haben. — Na,
man nich jleich hauen! Drück' mal 'n Ooge zu, wie die Republik gegen die
Commune.

Schultzc. U» des andere drückt ihr nächstens die Commune selber zu.

Müller. So wird es wol werden. Da könnten die Orleans doch
noch mal wieder nach Frankreich rinjeschmissen werden.

Schnitze. Jewiß, und janz kostenlos vor ihnen!

Rrenner8 Trofltied.

Gefallen ist längst das Monopol,

Jetzt folgt ihm die Branntweinsteuer,

Und mit dem Schnaps im deutschen Reich
Bleibt alles beim Alten Heuer.

Wohl ward uns keine Staatsdotation
Zu Theil, wie gehofft wir Thoren,

Doch haben wir — dies tröste uns —
Auch wenigstens nichts verloren.

Kein Steuergesetz wird den Consunr
Des edlen Getränks beschränken,

Und ungereinigt darf man im Reich
Auch ferner den Fusel schenken.

So laßt in erträglicher Gegenwart
Auf bessere Zukunft uns hoffen:

In Kraft geblieben ist § I I,

Und es wird fortgetrunken.

Tf o in DC ü n fl (er f efl.

XI!. Sen verehelichen Zeilungöredaciionen empfehlen wir Vorsicht bei Beniihuiig dieser
Roll;. lkö konnte sein, daß, wenn dieses Blatt auSgegebeii wird, daS Fest noch nicht statt-
gesunden hat, oder auch ganz anders verlausen ist, als hier angegeben ivird. Also Vorsicht !

Unter nnbeschrciblichcin Jubel hat bei fast durchweg köstlichstem Wetter
das griechische Fest auf dem Gartenterrain der JnbiläumS-Ausstelllnig statl-
gefiniden. Ein Doppelrcgenbogen, der sich von Zeit zu Zeit in farbensatter
Pracht über Pergamon aufspannte, vermehrte um ein Bedeutendes den Reiz
des Ganzen.

Ein besonderer Glücksfall war cS, daß zwischen 6 und 7 Uhr ein furcht-
barer Platzregen niederging, durch den gegen 3000 Menschen aus dem Thicr-
garlcn in die Ausstellung gescheucht ivurden. X'olens voleus mußten sie,
wenn sie nicht ganz durchnäßt werden wollten, das harte Eintriftsgeld von
30 Mark entrichten.

Leider war die Direction der Stadtbahn nicht darauf eingegangen, für
die Dauer des Festes den Verkehr zwischen den Stationen „Frieiwichstraßc"
und „Bellevue" zu sistiren. Die Folge davon 'war, daß Tausende, unablässig
zwischen diesen Stationen hin und her fahrend und bald von der einen, bald
von der andern Seite her auf der Station „Lehrter Bahnhof" landend, das
Fest init Intervallen kostenlos in Augenschein nahmen. Auch die Stadtbahn
verdiente nichts dabei, da diese Nassauer, unter denen leider auch notorisch
wohlhabende Rentiers bemerkt wurde», nicht vom Perron hcruntergingen,
sondern stundenlang auf ein einziges Billet hin und herfuhren. Pfui!

Die im Festzugc verwendeten Ochsen, Elephanten, Kamele, Dromedare,
Löwen,, Giraffen, Krokodile, Nilpferde, Wallrosse und Riesenschlangen ver.
hielten sich programmgemäß. Nur die vier schwarzen Panther, welche den
Bacchuswagcu zogen, ivurden durch die Blitze scheu gemacht, gingen mit dem
Gefährt durch und verließen, mit demselben über den Zaun setzend, die Aus
stcllung. Zum Glück gelang es, zwei Meilen hinter Reinickendorf ihrer
wieder habhaft zu werden.

Durch den Hagel ist, soviel wir wissen , niemand verletzt worden.

Jetzt, zwischen 3 und 4 Uhr Morgens, sitzen noch fünf alte Griechen da
und stürzen ein Näpfchen Dreher nach dem andern hinunter. Nicht weit
von ihnen steht gähnend und erwartungsvoll der Zählkellner, hinter dem die
Sonne aufgcht. _

Triumph der Technik.

Mit Aufwendung großer Kosten und unsäglicher Mühe ist cs endlich
einem Techniker gelungen, künstliche Pfifferlinge herznstcllen. Merdings
kommt das Liter derselben auf 20 Mark, sie sind also erheblich thenrer als
die natürlichen; da sie aber ein sehr gefälliges Aussehen haben und durchweg
an der Fabrikmarke kenntlich sind, also nie mit Giftpilzen verwechselt werden
können, so dürsten sic sich bald der allgemeinsten Beliebtheit erfreuen.

Wir bitten, die Beiblätter zu beachte».
 
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