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269-

Müller. Haste jelesen, wat der Jraf Spee for eene Lippe
jejen Bülow'n riskiert hat?

Schnitze. Nee.

Müller. In Bochum uff'n Zcntrumsparteitag is er jejen
ihm losjczogcn, det keen Hund noch een Stück
Brot von Bülow'n nehmen wird.

Schnitze. Die Zentrumsleite wittern Morgenluft.

Müller. Ja woll, sie sehen in Spee den Reichskanzler

Wahrscheinlich

In Venedig wurde Fürst BL low, wie die Blätter
berichten, von zahllosen Journalisten bestürmt, die ihn aus-
fragen wollten, er verhielt sich jedoch ihnen gegenüber völlig
ablehnend. „Er hat offenbar nichts mehr zu sagen!" hörte
man die freche» Interviewer schimpfen, als sic sich ärgerlich
trollten.

Auf Anregung des Direktors des Berliner statistischen
Amts hat sich die Stadt Berlin mit ihren Vororte»
wenigstens in bezug auf die Statistik zu einem einheitliche»
Verbände geeinigt; die Rachweisungen iiber Geburten,
Sterbefälle. Eheschließungen, Zuzüge und Fortzüge sollen
einheitlich für Groß-Berlin aufgestellt werden.

Damit ist natürlich nicht viel gewonnen. Ob man für
Groß-Berlin 10 000 Geburten oder für Berlin 8000 und für
die Vororte 2000 Geburten zählt, das ist Jacke wie Hose.
Nicht das Zählen der Geburten must vereinheitlicht werden,
sondern das Gebären selbst: erst dann wird Ordnung in »
das jetzige Chaos kommen. Für Berlin und für jeden I
Vorort wird eine bestimmte Anzahl von polizeilichen Gebär- I
konzessionc» ausgefertigt, die gegen Erlangung einer Gebär- |
gebühr auf den Namen ausgestellt werden und unübertragbar
sind. Erst neun Monate nach Lösung der Konzession ist die
Geburt selbst zulässig. Geburten, die nicht fristgemäß oder
gar ohne Konzession erfolgen, werden nicht gezählt. Ge-
burten, die von den Städte» nicht gezählt werden, werden
vom Staat nicht anerkannt. Die Frauen, von denen solche
Geburten herrühren, werden als Jungfrauen angesehen.

Von verschiedenen Universitäten wird uns berichtet, dag
bereits die ersten Mensuren in der Lust stattgefunden haben.
In solchen Fällen wird unter der Gondel ein Netz angebracht
zum Ausfangen abgeschlagener Nasen.


n- - Ein Heimcmoier . _a

elches Glück ilt's doch, bei Muttern
Still zu sitzen hinterm Herd!

Sich zu wärmen und zu futtern,

Das ift noch zu leben wert.

Dieses schöne Glück ward andern,

Aber mein Gemach ist leer.

Sch mutz wandern, immer wandern.

Ein moderner Ahasver.

Früher pries mich als den Grofjen
Das gesamte Vaterland.

Heute hat man mich verstehen
Von dem schönen Heimatstrand.

Weh, vor kurzer Zeit vertraute
Man mir noch das höchste Amt;

Heute gelte ich als Schaute,

Bin verspottet und verdammt.

nirgends darf ich ruhn noch rasten,
nirgends bin ich jetzt zu Haus;

Wo mich auch die Schergen Iahten,
Überall wies man mich aus.

Huf dem stände, auf dem Walter
Bin ich ohne Schutz und Schild.

Meine Feinde, meine Halfer
Hetzen mich, ach, wie ein Wild.

Von dem Bord sogar des Schiffes
Sagte man mich grausam fort,

Selbst das Haupt des Felsenriffes
War für mich kein sichrer Ort.

Dort, wo ein Vulkan die Mannen
Säh bedroht, da ruht' ich matt,

Doch man jagte midi von dannen
Selbst von dieser Ruheftaff.

Morgen, heute, ach, und gestern
Muh ich wandern ohne Ruh.
Mitleidlose Schickfalsfchweftern
Hetzen mich, ach, immerzu,
niemand hat mit mir Erbarmen,
Überall verfolgt midi Groll,

Überall nahn die Gendarmen
Und sie rufen: Fort, pafchoil!

Ruhe find ich erst im Grabe.

Doch wenn ich von dannen geh,

Bist' ich noch um eine Gabe,

Dann sag' ich der Welt ade.

Bringt man in die Gruft des Domes
Midi in stillem Crauerfchrift,
nähme ich den Kerl, den Gomez,
Gern doch in das Senfeits mit!

Macht lieh Satan auf die Sohlen
Wegen meiner Wenigkeit,

Mag er gleich uns beide holen.

Beide Herrn zu gleicher Zeit.

Dann ruft Satan luffbefliffen:

Castro, Gomez, hip hurra!

Komm zum fetten Doppelbissen.

Komm doch, liebe Grofjmama!

»oilUch«, ft'Catuui t 4),: Paul HJaind«. — Beilag oon A. fcofmann * Comp, SW. GS. — Diuck oon tzempel & Co. <6. m. i>. &. - Sämtlich m «">>"'

Hierzu drei Beilagen

Wir bitten die Beiblätter zu beachten
 
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