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Prophaton
Problematisch bleibt bei

Daseins uralt

Rätsel.

Du kamst geheim in diese Welt.

Und wenn dein Leib in Staub zerfällt.
Gehst du geheim aus deines Wesens Grenzen.

(Beide setzen sich auf die Ban! vor der Hiitte.j

Virgius:

Selbst du vermagst nicht zu ergänzen.
Was davon meinem Wissen fehlt?

Pro p ha ton:

Rein, das ist der Punkt, der alle quält.
Was Welt, was Geist heißt und so weiter.
Steht nicht auf unsrer Wissensleiter.

Und wenn ich noch so viel ergründe.

Ja selbst den Stein der Weisen finde.
Was ist's? —, ein Sandkorn nur vom

Erdenball.

Dem Donner gleich ein Peitschenknall.

Virgius: — — — — —

Was fabelt man vom freien Willen,
Wenn man nicht hinkann, wo man will.
Vor jedem Ding heißt's — stehe still!
Hier ist der Zutritt*) fest verrammelt
Für den. der Geistesbeute sammelt.

Virgius:

Und ich? — ich trage die Entwicklung von

Äonen Jahren.

Vom Staub bis zum Gottmenschen heim.
Wie die. die noch werden und längst vor

mir waren

Krönt mich die Vollendung mit dem

Todesleim.

Virgius:

Willst du mir ein Fest bereiten.

So nehme mich noch weiter mit.

Es gilt noch manchen kühnen Ritt.

Um ein Großer hier auf Erden
Und ein Glücklicher zu werden.
Prophaton:

Bist erst einmal Mensch geworden.

Und schaust zurück auf deine Bahn.

Siehst du. wie durch enge Pforten.

Steil sich schlingt der Pfad hinan:

Siehst wie mühsam noch so viele
Rur noch langsam weiter hinken
Und weit entfernt vom wahren Ziele,
Sich schon als Übermenschen dünken.**)
Siehst, wie sie im Taumel schweben
Wenn im Glanz ihr Ehrgeiz weht.

All ihr Denken, all ihr Streben.

Ist für äußern Schein gedreht."

Zu unserem großen Leidwesen erlaubt
uns der Raum nicht, noch mehr aus der
gewaltigen ..Dichtung" des großen Mayer
abzudrucken. Nehme es - uns nicht übel,
lieber Leser! Auch wir können nur sagen:

..Was fabelt man vom freien Willen.
Wenn man nicht hinkann, wo man will!
Hier ist der Zutritt fest verrammelt
Für den. der Eeistesbeute sammelt!"

Lingen. P.: Der ..Franks. Gen.-Anz."
<Rr. 47) berichtet: ..Dalai Lama wird mit
allem Respekt aufgenommen werden, welchen
man dem Oberhaupt einer hohen geistlichen
Körperschaft schuldet, das der Gegenstand
der Verheerung für viele Millionen indischer
Untertanen des Königs ist." Hält denn
der arme Dalai Lama es aus, wenn
Millionen von Menschen ihn verheeren?

Magdeburg. E.W.: Rr.54der„Zerbster
Zeitung" enthält folgendes Inserat: „Freitag
abend spricht Reichstagsabg. Fuhrmann über

*) Soll wohl..Abtritt" heisien? Der Setzer.

") Zibt et ooch Verse, die hinken und sich als
u be rverfe dünken?

Bescheidene Anfrage des Setzers.

die polnische Lage im Goldenen Löwen."
Die politische Lage im Goldenen Löwen
scheint sehr zugespitzt zu sein. Hoffentlich
kommt die verfahrene Sache ins richtige
Gleis, dafür wird Fuhrmann schon sorgen.
Er ist der rechte Mann dazu.

Marne. I. Z.: In Rr. 14 der „Marner
Zeitg." findet sich unter der Überschrift:
..Handels- und Marktberichte" ein „Markt-
bericht für Schweine". In Marne scheint
es sehr gebildete Schweine zu geben.

MUnchen. Sch.: Rach der „Augsburger
Abendzeitung" (Nr. 60) hat der Abgeordnete
Hahn im 'Reichstag gesagt: „Wenn links
und rechts Zusammengehen sollten in
nationalen und kulturellen Fragen, dann
lag eine gewisse Gefahr vor. den Bock-
gedanken auch auf praktische wirtschaftliche
Fragen zu übertragen." Ja. ja. man hatte
den Bock zum Ziergärtner gemacht. — M.
L.: Das „Namberger Tageblatt" (Nr. 49)
sagt: „Als Pius IX. am 7. Februar 1878
gestorben war. wurde der päpstliche Käm-
merer Joachim Pecci nach nur ll/2 jährigem
Konklave zum Papste gewählt." Rur?

Neckargemünd. N.: Die „Heidelberg.
Zeitg." (Nr. 42) enthält die Ankündigung
von Vorträgen einer ..Hygienikerin" über
alle gesundheitlichen Lebensfragen. Der
dritte Vortrag hat folgenden Inhalt: „Er-
ziehung zur Ehe. Erziehung der Mädchen
zur körperlichen und geistigen Mutterschaft.
Zeugung (bewußte und unbewußte). Nassen-
veredelung. Zeugungsverbot mit Berück-
sichtigung der Vererbungsfrage." Am
Schluß der Anzeige heißt es: „Rach jedem
Vortrag Vorführung praktischer Übungen
und Erläuterung jener Anwendungen,
welche besonders für Mädchen und Frauen
geeignet sind." Die Vorträge werden von
dem „Verein für naturgemäße Lebens-
und Heilweise" veranstaltet. Ist das Pro-
gramm nicht etwas gar zu naturgemäß?

Oels. W. M.: Die „Lokomotive an
der Oder" tRr. 56) enthält folgende An-
zeige: „Verkaufe meine Pferde und suche
für Juli d. I. älteres, erfahrenes Mädchen
für alles bei gutem Lohn. Dr. Vley." Wenn
Dr. Vley das Mädchen für alles gesunden
hat, dann braucht er keine Pferde mehr.
Das Mädchen für alles scheint bei ihm eine
wahre Pferdearbeit leisten zu müffen.

Potsdam. R.: Aus dem Verlage von
Max Kiel mann in Stuttgart erhielten
wir: „Schwäbische Streifzüge" von
Arthur Reh dein." Das Büchlein ist ein
liebenswürdiger Führer durch das Schwaben-
land, im Fluge uns auf alles aufmerksam
machend, was dies Heimatland so vieler
unserer bedeutendsten Dichter an Naturschön-
heiten und sehenswerten Denkmälern aller
Art umfaßt.

Rostock. K. E.: Die „Nostocker Ztg."
vom 1. März bringt einen Artikel mit der
Überschrift: „Der Krach im Bund für

Mutterschutz." Der Mutterschutz scheint ein
Hexenschuß zu sein, an dem der Bund krankt.
Es ist zum Schießen!

Sinsheim a. E. N. I.: „Das amtliche
Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk
Sinsheim" (Nr. 8) enthält eine Anzeige des
Königlichen Kommandos des Lnndwehr-
bezirks Heidelberg, die unterzeichnet ist:
..Ehrt, Major z. D. und Vezirksfeldwebel."
Endlich ist die Exklusivität der deutschen
Ossizierkorps durchbrochen. Nun hat ein
Bezirksfeldwebel schon den Charakter als
Major erhalten!

Stargard i. ?. Nr. 51 des ..Neuen
Pomm. Tagebl." enthält unter „Allerlei"
folgende merkwürdige Mitteilungen: ..Die
Fruchtbarkeit des Dorfes wächst mit den
Jahren, bei 12jährigen Tieren erreicht sie
mit 1520000 Eiern den Höhepunkt." — ..Der
Preis, der für Menschenhaar gezahlt wird,
steigt von fünf zu fünf Zentimeter Länge."
Es ist eine sonderbare Art. die „Fruchtbar-
keit eines Dorfes" nach der Zahl der Eier
abzuschätzen, die von irgendeiner Tierart
produziert werden. Welches Dorf und
welche Tierart gemeint sind, ist weder aus
dem Vorhergehenden noch aus dem Folgenden
festzustellen. Hühner und Gänse, an die
man beim Dorf zuerst denkt, werden es
wohl nicht sein. Vielleicht sind es Wanzen. —
Ebenso eigenartig ist die Angabe des für Haare
gezahlten Preises in Zentimetern. Wahr-
scheinlich sind mit den Zentimetern Pfennige
gemeint, wie ja der halbwegs moderne
Mensch statt Mark stets Meter sagt. Aber
was soll das fatale Wort „Länge" bedeuten?

Tübingen. K. H.: Sie senden uns eine
Traueranzeige, die den Zusatz trügt: „Be-
erdigung ohne Fußbekleidung" usw. Die
Anzeige scheint von Leuten herzurüyren. die
aus Sachsen nach Württemberg verschlagen
sind. Denn nur in Sachsen kleidet man so
leicht über gewisse Dinge hinweg.

Weimar. M. S.: Die „Weimarische
Landesztg." (Nr. 59) sagt: „In der Auf-
führung von Tristan und Isolde setzte Frl.
Vogel als Vrangäne ihr Engagements-
gastfpiel, das sie als Waltraute und als
erste Nonne in der .Götterdämmerung' be-
gonnen hatte, fort." In gewissen kirchlichen
Kreisen erregt es schon seit langer Zeit
Ärgernis, daß die „Götterdämmerung" in
der heidnischen Zeit spielt: man hat sie
deshalb in das Christentum übersetzt.

Wiesbaden. M.: Nach Nr. 63 des
„Wiesbadener Badeblatts" sind im Hotel
Royal dort abgestiegen:

„Kupfer. Hr.. Wien.

Zinn, Frl. Wien."

Hoffentlich folgt dieser.Mitteilung bald eine
Vermählungsanzeige folgenden Wortlauts:
Frl. Zinn.

Hr. Kupfer.

Bronze.

Wilmersdorf. E. B.: Der „Berliner
Lokal-Anzeiger" (Nr. 112) enthält folgende
Annonce:.. Herr. 37er, Uhren-Geschäft. wünscht
Heirat mit Barvermögen." Na. der Mann
sagt wenigstens offen, wie er's meint! Aber
auch er wird wohl etwas mit „in den Kauf"
nehmen müssen.

Uolfenbüllel. F. I.: Mit bestem

Dank abgelehnt.

Teil*. W.: Die „Tägl. Rundschau"
(Nr. 95) behauptet, der Abgeordnete Gothein
habe im Reichstage von der Versammlung
des Bundes der Landwirte im Zirkus Busch
gesagt: „Je unanständiger die Redner sich
ausspielen, desto begeisterter ist man dort.
Und rurt man: Juden! Krummnasen!
Börsenliverale! usw. dann jaucht die ganze
Gesellschaft vor Entzücken." Es gibt Äuße-
rungen des Entzückens, die mehr mit der
Jauche als mit dem Jauchzen zu tun haben.

Bei der grosien Menge der an uns gerichteten Zu-
sendungen ist die Beantwortung einer jeden uns ebenso
unmöglich, wie die Aufbewahrung der uns unocrlangi
zugehendcn Manuskripte. Zurückgcsandt werden diese
nur. wenn der Sendung das erforderliche Porto in
Briefmarken beigefügt ist.

Redaktionsschlusi: 16. März 1910.

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L'erantwoitlicher Nedattcur: Paul Warncke. — Verantwortlich fux den Anzeigenteil: Gustav Gillhausen. Berlin. — Verlag von A. hosmann & Comp.. Berlin SW. 68, Zimmecstr. 8.

Druck von siempel & Co (!) m b. Berlin SW. 68. Zimmerstr 7/8
 
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