Kladderadatsch (63.1910)

TMjen&afcnüer

Montag, den 28. März

's ist Feiertag, die Arbeit wich
Und die Geschalte stocken.

Herr Bcthmann auch verpustet sich
Beim Klang der Osterglocken.

Dienstag, den 20. März

In Rom war er. der ewigen Stadl.
Grad' heute vor acht Tagen.

Die säst so viele Statuen hat.

Wie hier zum Himmel ragen. -

Mittwoch, den 80. März

Er ging auch hin zum Vatikan
Auf flüchtig schnellen Sohlen.

Von Herold war er und von Spahn
Dorthin sehr warm empfohlen.

McheiMlender

Donnerstag, den 81. März

9tun sitzt er wieder in Berlin
Und denkt: Es war' mir lieber.

Auch ich könnt' außer Diensten ziehn
Froh an den Strand des Tiber.

Freitag, den I. April

Ich sitz' und schustc mit Gewalt
Im grauen Alltagsklcide.

Heut' ist Quartal, heul' gibl's Gehalt,

— Der einzige Trost im Leide.

Äonnabend, den 2. April

Gar bald beginnt auis neu der Streit
Der Parlamentscpoche.

Leb' wohl, du schöne Friedcnszcit.

Leb' wohl, du Osterwoche!

M. Fr. Kladderadatsch

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Goldne Zeit

Nach dem Bosporus die Reise
-Lenkt Bulgariens großer Rex.

Und der Mlhelmstraßeuweise
Neigt sich vor dem Pontifex.

An den heimischen Penaten
Eilt das edle 91t, d. R..

Und es ruht von seinen Taten,

Und wir ruhen vom Geplärr!

Peil uns! Heil! Nichts wird gesprochen
3n dem hohen Wallolhaus.

'Still verhält für ein'ge Wochen
-Selbst der Herr sich Ianuschans.

Stolz, gekrönt mit goldnem Kranze.
Sitzt der Wackere dort und schweigt,
Der zuvor i» vollem Glanze
Sich noch mal der Welt gezeigt.

Soll man sittlich sich entrüsten?

Nein, das wäre doch zu dumm.

Laß den Gnkel nur sich brüsten,

Ja, und lache, Publikum.

Lache, daß die Wände krachen
«»

Uber diesen lust'gen Herrn.

Lache nur, du kannst ja lachen,
Denn der Theobald ist fern.

Der Humor in diesen Zeiten
Sst doch noch kein leerer Wahn;
Unbegrenzte Heiterkeiten
Weckt sogar der schwarze Spahn.
Was sie reden, was sie schaffen.
Wird dir gar nicht wohl dabei?

Ja, die Junker und die Pfaffen —!
Hoch die edle Kumpanei!

kladderadatsch