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179

Müller.

Schultze.

Müller.

Schultze.

Müller.

Schultze.

Müller.

Schultze.

Müller.

Schultze.

Müller.

Mit die Jesundheitsverhältnisse in Berlin sieht et
woll ooch man so so aus.

Woso denn? Du erschreckst mir.

Na. da scheint ja doch Ruhr zu jrassieren.

Mensch, ick bitte dir! *

Wat ick dir sage. Erst in Moabit un nu uffn
Wedding wird von de Pollezei Aus-Ruhr kuriert.

n

Also Clou heeht det neie Konzertlakal in Berlin.
Komischer Name det!

Zar nich komisch. Clou is der Nagel, den det
neie Lakal usf'n Kopp jetroffen hat.

Ach Blech, denn hätte et schon richtiger Unter-
offizier Heeßen sollen.

Nanu? Unteroffizier?

Za woll, Unteroffizier. Wat 'n richtiger Berliner
Unteroffizier is, der bringt seinen Leiten die
Flötentöne bei.

Ach wat. Unteroffizier! Wenn schon, denn schon!
Denn schon lieber: Feldwebel,' det is doch eene
Charge höher. Een Feldwebel wird seinen Leiten
schon den Marsch blasen! rr

w. Warum soll unsere Diplomatie nicht Lorbeeren ernten,
wenn der Pump der Türken beim Deutschen Reich Tatsache
wird? Hier wären doch die mit Recht so beliebten „Dor-
sch uh "-Lorbeeren einmal wirklich am Platze.

Liberale grauen

i tr. Zn Frauenkreisen regt sich das politische Bewuhtsein.
und es gibt sich kund in der Entstehung liberaler Frauen-
vereine. Bon diesen erwarte ich viel. Es gehört aber da-
zu, daß schon die jüngeren Mädchen mit den Grundsätzen
der liberalen Partei vertraut gemacht werden. Sie werden
dann imstande sein, wenn die Zeit des Verliebens und
Berlobens kommt, Männer nicht nur für ihr Herz, sondern
auch für ihre Partei zu gewinnen. Was ist der Liebe nicht
möglich? Mag es nun ein Konservativer, ein Zentrums-
mann oder ein Sozialdemokrat sein, der sich in eine liberal
gesinnte junge Dame verliebt hat, im Umsehen — ich bin
fest überzeugt davon — wird es ihr gelingen, ihn in einen
Liberalen zu verwandeln. Darauf spielt offenbar Schiller
an in seinem Liede „Würde der Frauen", wenn er von
diesen sagt, dah sie „mit sanft überredender Bitte" den
„Szepter der Sitte" führen, die Zwietracht, „die tobend er-
glüht", „löschen", „die Kräfte, die feindlich sich Haffen", sich
„in der lieblichen (d. h. der liberalen) Form" zu 11111-
fassen lehren.

Das ist alles sehr gut, es gehört aber dazu, dah die
liberalen Mädchen ihr Jawort nur unter der Bedingung
geben, dah der Geliebte in ihre Partei eintritt.

Eine liberale Vereinsmutter.

Gregor

Was wie ein Alp die Welt zu drücken schien.
Gewichen ist's. Weingartner geht aus Wien,
Und Mahler ist, der teure, nicht zu haben,
Gregor, Gregor, nun zeige deine Gaben.

Für Mahler schwärmte Wien, ersetze ihn;

„Ruch' io sono" und so weiter sprich.

Doch sag' es deutsch: ..Ein Mahler bin auch ich!"

1

Eine verkannte Jungfrau.

fr. Bekanntlich soll die schöne Phryne, die vor den Heliasten
von Athen wegen Atheismus angeklagt war, nur deshalb
freigejprochen worden sein, weil ihr Verteidiger Hyperides
am Schluffe seines Plaidoyers ihren reizenden Busen ent-
hüllte. In der Jahressitzung der französischen Akademien
wies Paul Girard nach, dah dies eine unwahre Legende ist.

Seine Ansicht ist durch eine soeben aufgesundene
Nummer der „Nordgriechischen Allgemeinen Zeitung" be-
stätigt worden. Diese hat Fräulein Phryne unmittelbar
nach ihrer Freisprechung interviewen lassen; die Dame hat
dem Reporter folgendes erklärt: „Man hat mich in unglaub-
licher Weise verfolgt. Der Staatsanwalt wollte den Prozeh
der für Ph zuständigen Heliastenkammer entziehen und vor
eine andere Kammer bringen, was meinen Verteidiger zu
einem Telegramm an den athenischen Justizminister ver-
anlahte. Dann wollte man mich zwangsweise auf meinen
Geisteszustand untersuchen lassen, obwohl ich dagegen pro-
testierte. — Und was hat man mir alles nachgesagt! Ich
soll zu Alexander dem Großen in Beziehungen gestanden
haben; ich soll ihn finanziell ruiniert haben! Du lieber
Zeus, ich nahm in zwei Monaten mehr ein, als die Zivil-
liste des guten Jungen beträgt. Ich bin, Zeus sei Dank, eine
Königin im Reiche der Liebe, und er ist nur ein Instrument
des Olymps von Zeus' Gnaden. — Und die Geschichte von
meinem enthüllten Busen ist von den Piraten der Revolver-
zeitschrist „Aletheia" in abscheulicher Weise entstellt worden.
Die Wahrheit ist folgende. Ich tonnte mich kaum noch der
Pfeile erwehren, die meine Angreifer auf mich schossen.
Da packte mich die Verzweiflung und ich die Pfeile; ich
entblößte meine Brust und wollte mich mit dem Ruse: ,Der
Freiheit eine Gasse!' in die Geschosse stürzen, als mein
braver Anwalt Hypnides mich zurückstieh. So rettete er
mir das Leben. Ich ermächtige Sie. alle anders lautenden
Behauptungen in der „Nordgriech. Allg. Ztg." offiziell zu
dementieren."

De Reif' nach Belligen
(Ganz frei nach Fritz Reuter)

Mat Platz. Genoh, un hott de Snut. Willst du aewer
wat seggen. denn schrig' Vivo l'empereur!"

6 von A. tzosmann & Comp.. SW 65. — Druck von tzempel & Co. D. in. b. p. — Sämtlich in Berlin.

Hierzu drei Beilagen

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