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Kladderadatsch — 85.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2312#0714
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Müller: „Nu haben sc doch also an so
eenen Neandertaler janz jenau
festjestellt, det et bei die noch
absolut keenc Schwindsucht jc-
jcben hat."

Schnitze: „Na Mensch, denn versteh ick
aber wahrhaftig nich —"

Müller: „Wat verstehste nich?"

Schultze: „Warum se bei uns an Stelle
von die ollen Fünfmarkstücke
nich lieber Neandertaler Prä-

Müller: Haste jelesen, der Filmstar
Willy Fritsch hat 'neZijaretten-
firma verklagt, weil se 'n Bild
von ihm den Packungen bei-
jelegt hat!

Schultze: Na, da kann er sich doch bloß
freuen!

Müller: Nu nee, et war ihm nich
scheen jenug!

Schultze: Denkt er etwa, sic haben jetzt
een scheenet Bild von ihm?

Oer ^ange und der Dicke
letzte Mahnung an denNichiwähler

An Herrn Kladderadatsch

da drob'n in Preißen!

Wissens, i tat auf den Tratsch / aa am
liebsten was . . pfeifen, / aber dann denk
i mir: Mei — / man kann aa net so sei' /
und drum können's beim Wähl'n / all-
weil no auf mi zähl'n! / I kenn ja grad
gnua, / die woll'n nix wia ihr Ruah /
und an Schluß mit dem Schwindel — /
solche damischen Kindel! / Sehngs wenn
oancr so red't / Sie dös duld i fei net I
und dem mach i's scho klar, / was für a
Rindvicch er war! I Sie, sag i, spinnater
Tcifi, / do gibts doch koan Zwcifi / und
des braucht Sic net kränk'n, / aber wann
mehr a so denk'n, / so hirnblöd wia Sie, /
ha wo komma dann hi'? — / Dann

Hamm de andern Eahna Stimm' / und
sehngs, dös war mehra wia schlimm, /
dann war alls uniansunst / und für d'
Katz die ganz Kunst / und der Karr'n,
anstatt weg, / rutscht no tiefer in 'n
Dreck. / Mir Hamm gar koa Zeit / für a
Wahlmüdigkeit. / Los, net so pomadi, /
do gibts jetzt koan Radi, / tuats net vui
verzähl'n / und schwingts enk zum
Wähl'n! / Und was? — Himmiteifi, /
do gibts doch koan Zweifi, / ma macht
koan Krawall / und wählt national /
und die G'schicht hot si g'hobcn I und
machts cs da droben / wia mir hcrunt,
brauchts nix dcnka, / dann klappts!!

Wurmdoblcr, Privatier z'Minka.

Erkenne... die anderen!

Der deutschen Industrie ist es ge-
lungen, ein Papier für Röntgenauf-
nahmen herzu stellen. .Dadurch werden
die Kosten bedeutend erniedrigt und sind
für jedermann erschwinglich.

Die enormen Vorzüge, die diese Er-
findung jedem Amateurphotographen
bietet, der sich mit dem Innenleben
seiner Mitmenschen befassen will, sprin-
gen ins Auge! Der Ehemann durch-
leuchtet seine Frau, der Geschäftsmann
den Konkurrenten, der Examinator den
Examinairdcn, der Richter den An-
geklagten usw. und kommt knipsend in
den Besitz von Kenntnissen, die er sonst
nie und nimmer erlangt hätte.

Natürlich hat sich auch die Kine-
matographie unter Einschaltung des
Röntgcnpapicrs in den Kurbclkastcn diese
neue Errungenschaft zunutze gemacht. So
kann man auf einem jüngst in Genf ge-
drehten Film deutlich erkennen, wie bei
den Worten „deutsche Gleichberechti-
gung" die Galle des Ministerpräsidenten
Herriot von einer grünlich-gräulichen
Masse übcrfließt, während auf einer an-
deren, jüngst in Paris beim Empfang
des Goethe-Medaillons gemachten Aus-
nahme des Ministerpräsidenten Herz-
klappen wie bcifallsspcndcnd aufein-
andcrschlagcn. Beim drauffolgcndcn
Festessen zu Ehren des scheidenden Bot-
schafters von Hocsch vernebelt sich leider
das Bild, so daß die weiteren Gedanken-
gängc des Ministerpräsidenten für den
Beschauer völlig undurchsichtig werden.
 
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