und Epopeus zu strafen; dieser eroberte Sikyon, ermordete Epopeus und führte Antiope gefangen
zurück. Unterwegs kam sie in Eleutherä, an der attischen Grenze nieder und gebar die Zwillinge
Amphion und Zethos, welche ausgesetzt und auf dem rauhen Gebirge Kithäron von einem
Hirten erzogen wurden. In ihrer Gefangenschaft wurde die unglückliche Mutter von Dirke, der
Gemahlin des Lykos, aufs grausamste behandelt, so dass sie abermals entfloh. Sie kam wieder
auf den Kithäron, wo sie von der nachsetzenden Dirke eingeholt ward. Ebendaselbst aber traf
sie ihre beiden Söhne, die inzwischen herangewachsen waren und denen ihr Pflegevater jetzt
enthüllte, dass Antiope ihre Mutter sei. Nun nahmen die beiden Zwillinge an der Peinigerin ihrer
Mutter furchtbare Rache: sie banden Dirke einem wilden Stiere an den Schwanz oder (wie auf
unserer Gruppe) an die Hörner, der sie zu Tode schleifte. So stellt den Vorgang Euripides
in der Tragödie Antiope. dai> Auch Dirke’s Gemahl, der Usupator Lykos, ward getödtet, nach
Euripides verlor er infolge ihm eine stattliche Anzahl
des Dazwischentretens von
Hermes nur sein Reich. Die
Zwillinge umgaben Theben
mit einer Mauer, zu der sich
die Steine, von Amphion’s
Lyraspiel (man bemerkt seine
Leier unter ihm) angelockt,
von selbst verbanden: movit
Amphion lapides canendo
1457). Noch heute erkennt
der Reisende bei Theben
»
das von der Quelle Para-
porti genährte, gegenwärtig
Platziotissa genannte Flüss-
chen Dirke, in welches der
auf dem Kithäron waltende
Dionysos die Dirke aus
Mitleid verwandelte; es be-
grenzt die alte Stadt im
Westen. Amphion’s Ge-
mahlin war Niobe, die
Tochter des Tantalos, welche
blühender Söhne und Töch-
ter gebar: aus Betrübniss
über den Verlust derselben
erstach er sich selbst. Die
Brüder, die weissrossigen
Dioskuren, erhielten ein ge-
meinsames Grab am nörd-
lichen Thor der Stadt The-
ben, welches ebenfalls noch
gezeigt wird ^A^yslov). Diese
beiden Zwillinge, Amphion
und Zethos, welche, Söhne
des Zeus und auf dem Ki-
thäron ausgesetzt, nach Er-
mordung des Lykos Theben
gründen, haben eine unver-
kennbare Aehnlichkeit mit
den Zwillingen Romulus und
Remus, welche, Söhne des
Mars und den Wellen des
Tiber übergeben, den Amu-
lius erschlagen und die
Die Farnesische Juno.
Stadt erbauen; von der Mythologie werden sie kosmisch aufgefasst und mit dem Sonnen-
gott identificirt.
(3) Die Farnesische Flora (Flora Farnese), Kolossalstatue, 3,5 m hoch, aber
von wunderbarer Anmuth, wahrscheinlich ein Werk der ersten römischen Kaiserzeit, 1545 ohne
Kopf, Arme und Füsse in den Caracallathermen gefunden, von Guglielmo della Porta, Albaccini
und Taglioni ergänzt und mit dem Hercules im Hofe des Palastes Farnese aufgestellt, seit Ende
des vorigen Jahrhunderts im Museum zu Neapel. Flora hiess bei den alten Römern die Göttin des
Frühlings und der Frühlingsblumen; sie, deren Name zugleich der mystische Name der Stadt Rom
war, hatte seit alter Zeit einen Tempel auf dem Quirinal (bei welchem Martial wohnte) und einen
eigenen Priester. Später, 238 v. Chr. erbauten die Aedilen L. und M. Publicius einen zweiten
Floratempel beim Circus Maximus, und seitdem wurde alljährlich vom 28. April bis zum 3. Mai
ein Blumenfest gefeiert. Man bekränzte sich, schmückte die Häuser mit Blumen, die Frauen
62
zurück. Unterwegs kam sie in Eleutherä, an der attischen Grenze nieder und gebar die Zwillinge
Amphion und Zethos, welche ausgesetzt und auf dem rauhen Gebirge Kithäron von einem
Hirten erzogen wurden. In ihrer Gefangenschaft wurde die unglückliche Mutter von Dirke, der
Gemahlin des Lykos, aufs grausamste behandelt, so dass sie abermals entfloh. Sie kam wieder
auf den Kithäron, wo sie von der nachsetzenden Dirke eingeholt ward. Ebendaselbst aber traf
sie ihre beiden Söhne, die inzwischen herangewachsen waren und denen ihr Pflegevater jetzt
enthüllte, dass Antiope ihre Mutter sei. Nun nahmen die beiden Zwillinge an der Peinigerin ihrer
Mutter furchtbare Rache: sie banden Dirke einem wilden Stiere an den Schwanz oder (wie auf
unserer Gruppe) an die Hörner, der sie zu Tode schleifte. So stellt den Vorgang Euripides
in der Tragödie Antiope. dai> Auch Dirke’s Gemahl, der Usupator Lykos, ward getödtet, nach
Euripides verlor er infolge ihm eine stattliche Anzahl
des Dazwischentretens von
Hermes nur sein Reich. Die
Zwillinge umgaben Theben
mit einer Mauer, zu der sich
die Steine, von Amphion’s
Lyraspiel (man bemerkt seine
Leier unter ihm) angelockt,
von selbst verbanden: movit
Amphion lapides canendo
1457). Noch heute erkennt
der Reisende bei Theben
»
das von der Quelle Para-
porti genährte, gegenwärtig
Platziotissa genannte Flüss-
chen Dirke, in welches der
auf dem Kithäron waltende
Dionysos die Dirke aus
Mitleid verwandelte; es be-
grenzt die alte Stadt im
Westen. Amphion’s Ge-
mahlin war Niobe, die
Tochter des Tantalos, welche
blühender Söhne und Töch-
ter gebar: aus Betrübniss
über den Verlust derselben
erstach er sich selbst. Die
Brüder, die weissrossigen
Dioskuren, erhielten ein ge-
meinsames Grab am nörd-
lichen Thor der Stadt The-
ben, welches ebenfalls noch
gezeigt wird ^A^yslov). Diese
beiden Zwillinge, Amphion
und Zethos, welche, Söhne
des Zeus und auf dem Ki-
thäron ausgesetzt, nach Er-
mordung des Lykos Theben
gründen, haben eine unver-
kennbare Aehnlichkeit mit
den Zwillingen Romulus und
Remus, welche, Söhne des
Mars und den Wellen des
Tiber übergeben, den Amu-
lius erschlagen und die
Die Farnesische Juno.
Stadt erbauen; von der Mythologie werden sie kosmisch aufgefasst und mit dem Sonnen-
gott identificirt.
(3) Die Farnesische Flora (Flora Farnese), Kolossalstatue, 3,5 m hoch, aber
von wunderbarer Anmuth, wahrscheinlich ein Werk der ersten römischen Kaiserzeit, 1545 ohne
Kopf, Arme und Füsse in den Caracallathermen gefunden, von Guglielmo della Porta, Albaccini
und Taglioni ergänzt und mit dem Hercules im Hofe des Palastes Farnese aufgestellt, seit Ende
des vorigen Jahrhunderts im Museum zu Neapel. Flora hiess bei den alten Römern die Göttin des
Frühlings und der Frühlingsblumen; sie, deren Name zugleich der mystische Name der Stadt Rom
war, hatte seit alter Zeit einen Tempel auf dem Quirinal (bei welchem Martial wohnte) und einen
eigenen Priester. Später, 238 v. Chr. erbauten die Aedilen L. und M. Publicius einen zweiten
Floratempel beim Circus Maximus, und seitdem wurde alljährlich vom 28. April bis zum 3. Mai
ein Blumenfest gefeiert. Man bekränzte sich, schmückte die Häuser mit Blumen, die Frauen
62