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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (6. Band): China und Japan — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1847

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https://doi.org/10.11588/diglit.63443#0448
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China.

lischen Erscheinungen zuwenden. Es schien jedoch noll-wendig, daß
diese Aemter in einer einzigen Person vereinigt werden müßten,
um die vollständige Geschichte einer Dynastie zu erhalten, und daß
eine einzige Person sich mit der größten Sorgfalt damit beschäf-
tige, damit keine Thatsache, die mit den himmlischen Veränderungen
zusammenhängt, ausgelassen werde. Denn dadurch kann man im
Voraus die glücklichen oder unglücklichen Ereignisse erkennen, welche
bevorstehen, und die durch außerordentliche sichtbare Vorbedeutun-
gen und Himmelszeichen angekündigt werden. Lange Zeit waren
beide Aemter vernachlässigt und getrennt. Während der im Tfchun-
thsieou beschriebenen Periode hatte man die Sonnenfinsternisse aus-
gezeichnet, ohne daß man den Tag bemerkte, an welchem sie sick-
ereignet hatten. Diese Versäumniß schrieb man der Trägheit der
Geschichtschreiber zu; wir ersehen jedenfalls daraus, vaß das Amt
des Himmelsbeobachters von dem des Geschichtfchreibers getrennt
war. Während der 242 Jahre Tschün-tsieou (722 bis 481 v. Ehr.
Geb.) scheint es, daß sechs und dreißig Sonnenfinsternisse ausge-
zeichnet wurden. Aber in den 293 Jahren vom fünfzehnten Re-
gierungsjahre des Königs Ting-koung von Lou bis zum dritten
Jahre des Gründers der Han-Dynastie, finden wir blos sieben Son-
nenfinsternisse in der Geschichte erwähnt. Wir dürfen daraus
schließen, daß der größte Theil der Finsternisse jener Zeit aufzu-
zeichnen vergessen worden. Als nun in der Folge das Reich unter
einen einzigen Herrscher vereinigt wurde, wendete man der Geschichte
größere Aufmerksamkeit zu; da sich aber die Geschichtschreiber be-
gnügten, einer dem andern nachzuschreiben, so kann man nicht beur-
theilen, in wie weit ihre Berichte wahr oder welche Versehen sie
begangen haben. Als China in zwei Reiche zerfiel, das nördliche
und südliche (420 bis 580 n. Chr. G.), hatte keines derselben
seinen besonderen Geschichtschreiber und man kann die Verschiedenheit
ihrer Berichte bemerken; daher finden wir nur wenige Sonnen-
finsternisse und diese oft widersprechend ausgezeichnet. Da es nun
am Himmel nicht zwei Sonnen giebt, so ist offenbar, daß die Nach-
lässigkeit und Unwissenheit der Geschichtschreiber die Ursache dieser
Widersprüche ist. Manche wichtige astronomische Facta sind nur in
den Biographien der Kaiser berichtet. Die beßte astronomische Ge-
schichte ist die der Tsin und Soui. Das deutlichste und gedräng-
teste Werk ist das von Tan-yuan-tsü. Die Geschichte der beiden
Soung-Dynastien beschreibt die Entfernung der Sterne vom Pol
und bringt mehre Abhandlungen über Gegenstände, die früher nicht
beobachtet worden waren. Man-touan-lin beginnt dieses Haupt-
stück, was die sichersten Nachrichten aus allen Geschichtswerken zu-
sammenstellt , mit den die drei Mauern genannten Constellationen
und den Namen der 28 Zodiacalconstellationen; darauf handelt er
von der Milchstraße, der Bewegung der Sonne, des Mondes und
 
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