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Knackfuß, Hermann; Rembrandt
Rembrandt — Künstler-Monographien, Band 3: Bielefeld [u.a.]: Velhagen & Klasing, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.61324#0160
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Etwas Sonniges von jugendlichem Kriegsmut liegt in der ganzen Erſcheinung,
und ein ſonniges Licht faßt den Mann und den Schimmel, daß ſie ſich faſt
ganz hell von der dunklen Berglandſchaft abheben. Das prachtvolle Gemälde
iſt dauernd in polniſchem Privaibeſitz geweſen, bis es vor kurzem nach Amerika
verkauft wurde (Abb. 155).

Rembrandt fand auch ohne Aufträge immer etwas zum Malen. Wenn
ſeine ſchöpferiſche Phantaſie ruhte, ſo exfreute er ſich auch daran, von der Wirk-
lichkeit ihm in ſonſt ausdrucksloſen Dingen geoffenbarte Geheimniſſe ſchöner
Farbenzufammenklänge nachzuſchaffen. Wie einſt in einer toten Rohrdommel, ſo
entdeckte er jetzt in einem geſchlachteten Ochſen, der abgehäutet und ausgeſpannt
im Keller hing, ſo viel Farbenſchönheit, daß er daraus ein Bild machte. Und
er begnügtẽ ſich nicht damit, dieſes Farbenſtudium einmal vorzunehmen; er wieder-
holte es nach drei verſchiedenen Exemplaren. Um der bildmäßigen Abrundung
willen fügte er das eine Mal eine Magd hinzu, die den Kellerboden aufwäſcht,
das andere Mal die zufrieden hereinſchauende Hausfrau. Das bekannteſte und
ſchönſte der drei Bilder iſt im Louvre-Muſeum. Es iſt mit der Jahreszahl 1655
vezeichnet. Die Galerie zu Kaſſel beſitzt aus dem naͤmlichen Jahre das lebens-
große Knieſtück eines mit eiſernem Voͤllharniſch bepanzerten Maͤnnes, der ſich
mit beiden Händen auf einen Speer ſtützt und finſter zur Seite blickt. Was den
Meiſter zum Malen dieſes Bildes veranlaßt hat, iſt der Reiz der Töne in der
ſchwarzbrünierten Eiſenrüſtung. Der Beſchauer fühlt die künſtleriſche Freude

nach, mit der der Maler dieſes Blinken und Schimmern betrachtet und nach-
gebildet hat. Aber zugleich gewahrt man, wie in Ausdruck und Haltung des
Mannes, ſo auch im Toͤn des Ganzen etwas eigentümlich Düſteres. Ein dunkler

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