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XXXVI. Kapitel.
Das Turnierbuch des Herzogs Wilhelm IV. von Bayern.
oll Interesse lesen wir in der prächtig illuminirten Handschrift Cimel V a. (K. Hof- und Staatsbibi. München) auf
dem Titelblatte:
„Hierinen seyen beschriben und aigentlich verzeichnet alle gestäch, Rennen und ritterspyl. So der Durchleuchtig
fürst mein genediger Herr Hertzog Wilhelm in seinem leben vom Anfang bis zum endte besitzüch Ritterlich und Vallig
verpracht und gethan hat, auch mit wem, und wie und an welliclien tag; auch in was form, gestalt und libereyen mit
Rossen, Dekhen, und geschmückten allennthalben wie dann die gesechen worden sein. Diss ist alles hier nach mit Varben
lauter antgestrichen und gemaldt. 1541. H. Osdentarffer.“
Und nun sieht man auf 34 Pergamentblättern das oft mit blutigem Ernst ausgeführte Ritterspiel, wobei Ross und
Reiter in ein Chaos von Federbüschen, Wappen, Stickereien, Gold- und Silberketten, Rüstungen, Waffen und Decken gehüllt,
anstürmen, pariren, stürzen, sich emporraffen, unterliegen oder siegen 1). Herzog Wilhelm IV. (geboren 1493, gestorben 1550),
ein junger vornehmer Kämpe, zeichnete sich in den hier gemalten Kampfspielen aus (1510—1528). Sein Pferd bäumt sich
ordentlich vor Stolz, einen solchen Reiter tragen zu dürfen 2).
Auf der Schlussseite dieses Werkes liest man:
„Tournierbuch des durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten und Herren Herren Wilhelm3 4) Pfalzgraff pey rein Herzog
in oberinn und underinn Payrn meines genedigen Fürsten und Herrn Wapenmaister vom anfang dis Riderspils pis zum
endt pin ich Hanns schenckh Seiner fürstlichen genaden wapenmaister gewest.“
Das walt gott.
H. S.1)
*) In manchem französischen Buche sieht man eine dem Turnier vorsitzende Dame in einer Loge, vor derselben einen Bediensteten (varlet),
welcher auf den Wink der Schönen seinen emporgehaltenen Hut (eouvre-chief de plaisance), wenn ihr der Kampf zu ungleich oder mörderisch
erschien, senken musste, als Zeichen des Waffenstillstandes. In der Ballade 33 des Herzogs von Orleans wird dessen Erwähnung gethan: Les poesies
de Oh. d’Orleans publiees par Champollion-Figeac.
2) Dieses Tournierbuch wurde 1632 als Beute nach Gotha genommen und kam 1816 als Geschenk wieder in die k. Hof- u. Staatsbibi, zurück.
3) Das von B. Beham gemalte Porträt Wilhelms IV. befindet sich in der Schleissheimer Gallerie bei München.
4) Abbildungen bei Hefner von Alteneck: Trachten des christlichen Mittelalters III. Tafeln 89 und 90.
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XXXVI. Kapitel.
Das Turnierbuch des Herzogs Wilhelm IV. von Bayern.
oll Interesse lesen wir in der prächtig illuminirten Handschrift Cimel V a. (K. Hof- und Staatsbibi. München) auf
dem Titelblatte:
„Hierinen seyen beschriben und aigentlich verzeichnet alle gestäch, Rennen und ritterspyl. So der Durchleuchtig
fürst mein genediger Herr Hertzog Wilhelm in seinem leben vom Anfang bis zum endte besitzüch Ritterlich und Vallig
verpracht und gethan hat, auch mit wem, und wie und an welliclien tag; auch in was form, gestalt und libereyen mit
Rossen, Dekhen, und geschmückten allennthalben wie dann die gesechen worden sein. Diss ist alles hier nach mit Varben
lauter antgestrichen und gemaldt. 1541. H. Osdentarffer.“
Und nun sieht man auf 34 Pergamentblättern das oft mit blutigem Ernst ausgeführte Ritterspiel, wobei Ross und
Reiter in ein Chaos von Federbüschen, Wappen, Stickereien, Gold- und Silberketten, Rüstungen, Waffen und Decken gehüllt,
anstürmen, pariren, stürzen, sich emporraffen, unterliegen oder siegen 1). Herzog Wilhelm IV. (geboren 1493, gestorben 1550),
ein junger vornehmer Kämpe, zeichnete sich in den hier gemalten Kampfspielen aus (1510—1528). Sein Pferd bäumt sich
ordentlich vor Stolz, einen solchen Reiter tragen zu dürfen 2).
Auf der Schlussseite dieses Werkes liest man:
„Tournierbuch des durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten und Herren Herren Wilhelm3 4) Pfalzgraff pey rein Herzog
in oberinn und underinn Payrn meines genedigen Fürsten und Herrn Wapenmaister vom anfang dis Riderspils pis zum
endt pin ich Hanns schenckh Seiner fürstlichen genaden wapenmaister gewest.“
Das walt gott.
H. S.1)
*) In manchem französischen Buche sieht man eine dem Turnier vorsitzende Dame in einer Loge, vor derselben einen Bediensteten (varlet),
welcher auf den Wink der Schönen seinen emporgehaltenen Hut (eouvre-chief de plaisance), wenn ihr der Kampf zu ungleich oder mörderisch
erschien, senken musste, als Zeichen des Waffenstillstandes. In der Ballade 33 des Herzogs von Orleans wird dessen Erwähnung gethan: Les poesies
de Oh. d’Orleans publiees par Champollion-Figeac.
2) Dieses Tournierbuch wurde 1632 als Beute nach Gotha genommen und kam 1816 als Geschenk wieder in die k. Hof- u. Staatsbibi, zurück.
3) Das von B. Beham gemalte Porträt Wilhelms IV. befindet sich in der Schleissheimer Gallerie bei München.
4) Abbildungen bei Hefner von Alteneck: Trachten des christlichen Mittelalters III. Tafeln 89 und 90.
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