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Kobelt, Georg Ludwig
Die männlichen und weiblichen Wollust-Organe des Menschen und einiger Säugethiere: in anatomisch-physiolog. Beziehung — Freiburg i.Br., 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.5929#0005
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Vorwort

Dei der gegenwärtigen Richtung unserer Wissenschaft, die sich das: „ultra micro-
scopium nulla salus" zum Schibolethe erkoren, ist es in der That ein gewagtes,
oder doch mindestens ein undankbares Unternehmen, mit einer grossentheils macroscopi-
schen Untersuchung aus dem Gebiete der speciellen Anatomie hervorzutreten.

Die meisten der jüngeren Anatomen haben deshalb jenes unfruchtbare Feld
entweder gar nie betreten, oder doch alsbald wieder verlassen, um sich in die neu
eröffnete Bahn zu werfen, weil sie es erspriesslicher fanden, die noch wenig erörterten
Tagesfragen mit jenem scharfsichtigen Instrumente anzugreifen, mit dessen dienstwilliger
Hülfe sich die interessantesten noch keinem sterblichen Auge zugänglichen Geheimnisse
oft schon auf den ersten Blick dem Beobachter aufdrängen. Eine solche Wahl
entspricht vollkommen allen Forderungen der Klugheit und nicht selten auch den
Interessen der Wissenschaft. Sie ist insbesondere denen zu empfehlen, die das be-
queme Studierzimmer dein unwohnlichen Secirsaale vorziehen. Auch ist der Verfasser —
selbst ein Freund microscopischer Untersuchungen — weit entfernt, sich damit tadelnd
über diese micrologische Richtung unserer Wissenschaft aussprechen zu wollen. Er
kann nur der Ansicht derjenigen Jünger derselben nicht beitreten, die da allen
Ernstes meinen, die specielle Anatomie sei bereits eine so allseitig geschlossene Doctrin,
dass sich mit unbewaffnetem Auge kaum über irgend ein Gebilde unseres vieldurchforsch-
ten Organismus noch Erhebliches eruiren lassen könne. Schwierig ist die Durchführung
einer solchen Aufgabe allerdings und es setzt wenigstens keine geringe Beobachtungs-
gabe und technische Fertigkeil voraus, da noch zu neuen Resultaten zu gelangen,
wo schon seil Jahrhunderten das Auge der geübtesten Forscher sich spähend abmühte.
Jeder derartige Versuch dürfte also wohl eher der Vermessenheit bezüchtigt werden
können. Aber auch dem ist nicht so. Dem Verfasser ist durch seine vieljährige
Beschäftigung als Proseclor unter den Augen zweier Männer wie Tie dem an n und
Arnold die Ueberzeugung geworden, und die thätigslen und erfahrensten Analomen
stimmen gewiss mit ihm darin überein, dass wir keineswegs selbst über die gröberen
Verhältnisse aller unserer Organe so sehr im Reinen sind, als man sich fast allgemein
zur eigenen Selbst-Beruhigung bereden möchte. Insbesondere sind es die schwer zu-
gänglichen Gebilde des Beckens, die noch so mancher Aufschlüsse bedürfen und unter
diesen selbst wieder die schon so tausendfältig untersuchten Begaltungsorgane, wie ja noch
in neuester Zeit zwei der gefeiertsten Coryphäen unserer Wissenschaft öffentlich bekannt
haben. Vor allem aber hat sich die Physiologie, verlassen von ihrer Schwester-Doctrin,
darüber noch nicht mit Bestimmtheit auszusprechen gewagt, an welche besondere ein-
zelne Theile der Generalionswerkzeuge beider Geschlechter die wollüstigen Empfindungen
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