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Koch, Alexander [Editor]; Fuchs, Georg [Editor]
Grossherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901: [ein Dokument deutscher Kunst] — Darmstadt, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3770#0117
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Ausstellung der Künstler-Kolonie Darmstadt. Paul Bürck.

Wohn- und Schlaf - Zimmer, diese Messer,
Gabeln und Löffel mit altväterlichen,
schwarzen Holzgriffen, diese Wäsche-Truhe
im Schlaf-Zimmer, die vorn und oben be-
schlagen ist, als sollte sie das Bar-Vermögen
eines geizigen Dorf-Schulzen beherbergen,
kurzum, der Künstler hat erreicht, was er
gewollt hat: er wohnt hier ganz nach seinen
Wünschen und wir wollen daher nicht mit
ihm rechten, ob er dadurch der angewandten
Kunst zu einem Fortschritte verholfen habe
oder nicht. Am meisten ist dies jedenfalls in
den beiden grossen, eisernen Arm-Leuchtern
geschehen, welche links und rechts von der
in die Kopf-Wand des Bettes eingelassenen
Intarsie hervorragen. Die Intarsien hätte
der Künstler wohl besser nach neuen Ent-
würfen ausführen lassen; denn er hätte dann
sicher Reiferes geboten und ausserdem ver-
mieden, dass schon bekannte und teils
publizierte Arbeiten sich hier wiederholen.
Sie sind von Robert Macco in Heidelberg
vorzüglich ausgeführt, die Möbel von A. Veth,
Dampf-Schreinerei daselbst, die Beschläge von
H. Emmel in Darmstadt, der grosse Teppich
im Schlaf-Zimmer von der Krefelder Teppich-
Fabrik, die schönen Bett- und Tisch-Decken
hat Pauline Braun gestickt, die Vorhänge
von Hub. Bringer in Darmstadt, die Webe-
reien sind Arbeiten der unseren Lesern be-
reits bekannten Frau Käthe Steiner in
Freiburg i. B. Die Tisch-Decke ist von Lilly

Ludwig in Darmstadt gearbeitet, die Tapete
des Wohn-Zimmers von A. Renn in Darm-
stadt gedruckt. — Ferner bemerken wir noch
einige nette kleine Arbeiten von Friedrich
Adler und Jos. Wackerle in München, da-
runter den Marmor-Kopf auf dem Bücher-
Gestelle (vgl. Seite 52 g).

In seinem Atelier im Haupt-Geschosse
des Ernst-Ludwigs-Hauses hat Bürck endlich
seine Zeichnungen, einige Pastelle und die
Originale seiner buchgewerblichen Arbeiten
zu einer stattlichen Kollektion vereinigt. Hier
lernt man ihn so recht kennen und lieben.
Es gewährt eine aufrichtige Freude, zu ver-
folgen, wie seine Auffassung immer selb-
ständiger, seine Hand sicherer, sein Blick
immer geschärfter wird. Die hier abgebildeten
Proben entheben uns einer eingehenden
Schilderung. Nur auf die Fantasie - Köpfe
von Tieren, die abenteuerlichen Masken und
Karrikaturen im besten Sinne des Wortes,
die ja auch der grosse Lionardo so aus-
nehmend liebte, sei hier besonders hingewiesen.
Das sind keine blossen »Schrullen«. In diesen
orgiastischen Feder-Zügen steckt mehr —
man beachte nur den Kopf mit Schlangen-
Haar auf S. 513 ! —■ und uns sollte es nicht
wundern, wenn eines Tages gerade aus
diesen »Genie-Streichen« ein breiter Strom
stilistischer Bildungen ungewöhnlicher Art
hervorbrechen würde. In der That: Die
Kolonie darf auf ihren »Jüngsten« stolz sein!



PAUL BÜRCK—DARMSTADT.

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