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Kockel, Valentin [Hrsg.]; Universitätsbibliothek Augsburg [Hrsg.]
Ansicht, Plan, Modell: zur Darstellung antiker Architektur am Beispiel von Pompeji und Herculaneum ; [dieses Heft begleitet die Ausstellung, die vom 27.11. bis zum 16.12.1996 in der Universitätsbibliothek Augsburg stattfindet] — Augsburg, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.28559#0006
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Neben den historischen 'Medien' bezieht die Ausstellung auch aktuelle Tendenzen
mit ein: Die jüngste Entwicklung illustrieren Beispiele aus den Neuen Medien - CD-ROM
und Internet. Die Ausstellung zeigt für alle Darstellungsformen Beispiele aus den ver-
gangenen drei Jahrhunderten. Der Schwerpunkt liegt dabei im 18. Jh. Neben Abbildun-
gen von Monumenten des antiken Rom wurden vornehmlich Ansichten, Pläne und
Modelle von Bauten aus Herculaneum und Pompeji ausgewählt. Sie bieten sich dafür
besonders an, weil gerade an diesen damals neu entdeckten Städten im 18. und frühen
19. Jh. eine Diskussionen um adäquate Darstellungmethoden entflammte und die Ver-
suche, anschaulich antike Architektur zu vermitteln, bis heute fortgesetzt werden.

Der folgende Text versteht sich als Einführung in zentrale Fragestellungen der Aus-
stellung. Viele Aspekte können nicht berücksichtigt werden, wie zum Beispiel die Meß-
und Zeichentechnik, die Projektionstechniken und Axonometrien, die Maßstäblichkeit
und die Kartographie. In einem Anhang werden deshalb als Liste die Themengruppen der
Ausstellung abgedruckt.

Anschauung oder Dokumentation
Vedute gegen Aufriss

Zentralprojektion gegen Parallelprojektion

Die Darstellung antiker Architektur stand im 18. Jh. im Widerstreit zwischen Anschau-
lichkeit und dokumentarischer Genauigkeit. Beispielhaft können zwei Architekten für die-
sen Konflikt stehen: Giovanni Battista Piranesi, dessen phantastischen Veduten die
Magnificenza der Denkmäler Roms unterstrichen, und Antoine Desgodets, den man den
Begründer der wissenschaftlich genauen Bauaufnahme nennen kann.

Antoine Desgodets (1653-1728; auch Desgodetz) wurde 1674 von Colbert nach Rom
geschickt und vermaß dort in etwas mehr als einem Jahr eine große Zahl antiker Bauten.
Seine 1782 und erneut 1796 erschienenen Edifices antiques de Home galten bis zum
Ende des 18. Jhs. uneingeschränkt als Standardwerk zur römischen Architektur. Nach-
drucke von 1771,1779 (das Augsburger Exemplar) und 1795 bestätigen die ungebroche-
ne Nachfrage. Desgodets dokumentarischer Anspruch war hoch: er zeigte meist nur den
antiken Befund und trug in seine Zeichnungen, die er selbst als tres exactement dessines
et mesures bezeichnete, Maßangaben in Pariser Fuß ein. Als erster entschied sich
Desgodets bei der Darstellung ganzer Bauten ebenso wie für ihre dekorativen Details
völlig konsequent für die präzisesten aller Projektionen: Grundriß, Aufriß, Schnitt. Dabei
verzichtete er fast völlig auf illusionistische Effekte.

Trotz mancher Kritik im Detail fand Desgodets rigorose Methode viele Nachahmer.
Darstellungsweise und Abfolge (Grundriß - Aufsicht - Schnitt - Details) wurden allge-
mein verbindlich und sogar die Graphik einzelner Blätter wurde kopiert. Desgodets
Edifices sind die ersten Bauaufnahmen im modernen Sinn und richten sich an Architek-
ten oder Gelehrte.
 
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