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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0212
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94. St. Vincenz

gehörte;u den Tertiarien des h. Franciscus. Auch hieß es die ägyp-
tische Maria und befand sich in dem Römerthurme, der erst vor eini-
gen Jahrcn vernichtet wurde, zwischcn dem Kornhause (jeht Wacht-
haus und Nedenbau, gegenüber dem Regierungsgebäude) und dem
Zeughause. Nach Winheim gründeten den stiilen Zufluchtsort weib-
licher Frömmigkeit zwei kölner Fraucn Hildegund und Beatrix aus der
Pfarre St. Pauls, wohnhaft aus dcm Mordhofe, nach Gelcn unter
Erzbischof Heinrich im I. 1331, und zwar muß damals an dieser
Stelle der Waisen-Kirchhof gewesen sein. Auch warcn die Nonnen zu
Gelcn's '") Zeit nicht nur durch Frömmigkeit, sondern auch ihrcn mu-
ficalischen Gesang ausgezzichnet.

Demselben Orden gehörte

95. Maria in Bethlehem,

das in der Reimersgasse und Columba-Pfarre lag. Jm I. 1430 grün-
dete man hier einen geistlichen Vcrsammlungsort für fromme Frauen.
Jm I. 1442 erhiclten sie eine eigcne Kirche, die 1453 vollendet ward.
Jedoch im siebenzehnten Jahrhundert begannen sie schon wieder eine
neue Kirche, welche aber erst nach 1645 '") vollendet ward. Ein Stcin
nebst Jnschrifc, am Hause des Herrn Stadtrathes P. Michels, ist allein
davon »ebst einigem Gemäuer übrig.

Franciscus-Tertiarier waren auch die Jungfrauen

96. St. Anna

im obern (östliäien) Lämmchen li» o^"») auf der breiten Straße, im
I. 1320 von zwölf frommen Mädchen gestiftct. Es lag dicses St.
Anna auf dcr Nordseite der dreiten «traße auf der Skelle, welche der
selige Hr. Dequerre lange bewohnte, und ist wohl von einem zweitcn

97. St. Anna,

ebenfalls auf der breiten Straße im untern (westlichen "°) Lämmchen,
zu unkerscheiden, das dem ehemaligen von Gevr'schen, jetzt von Gehei-
menrath Helmentag bewohntcn Hause gegenüber lag und jctzt Eigcn-
thum des Herrn Heimbach ist.

Eine dritte Kirche, der h. Anna geweiht, unter dem Namen

98. Anna Lob,

ist vor St. Mergen schon früher erwähnt wordcn. Hierbei ist eine
Angabe des Cratepol (S, 91) wunderlich, der St. Annen-Convent auf
der Breitenstraße erwähnt und doch behauptet: „St. Anna hat in
Kölln kein sonderlich Kirch".

Ferner zählte sich noch zu den Tcrtiarien des h. Franciscus

99. St. Jgnatius

in der Stolkgasse (i» vioo !üt«iovi-um. >viui>eim S. 286), südlich von
St. Apollonia im Mommersloch. Ueber seinen Ursprung vcrlautet nichts,
wie denn überhaupt alle derlei Klösterchen ein ganz zurückgezogenes,
nur stiller Frömmigkeit geweihtes Leben führten. Sie hatten cine sehr
strenge Klausur und vcrtießen ihce Klause sellcn. Ein kölnisches An-
dachthaus hieß sogar eben dcßwegen

100. Jn der Kluse,

war von Benedictinerinnen bewohnt, und bci St. Catharinen gleich-
sam ein Anhang der Kirche. Auch waren alle diese Gebäude prachtlos
und ganz im Geiste der Demuth ihcer Bewohnerinnen.

Nahe bei den Carmeliten gab es auch

101. Carmelitessen

in der Büttgasse. Jhre Gründung fällr ins I. 1304 ducch den Bürgec
Christian Taffelers und seine Frau Beatrir, die für ihr «eelenheil
diese sromme, jetzt vergesscne und verschwundene Stiftung machten.

Wie die traurige Ieil des religiösen Unfriedens manche Klosterstif-
tungen veranlaßte und gerade Köln den Bcdrängten Iufluchtstätten gc-
währte, ist schon erwähnt worden. Gleich den Discalceatesscn in dcr
Schnurgasse verdankm auch die Discalceatessen in d'er

102. Kupfergasse

ihr Dasein jmen Tagm des Zerwürfniffes. Sie wurdm nach der Ein-
nahme von Herzogmbusch unter dem Baierfürstcn Ferdinand im I.
1630 durch die Mutter Anna de Jesu, Priorin aus Herzogmbusch,
«ingeführt, und zwar zuerst in der Virneburg am Dome. Fünf Jahre
später kaufte der Edle vvn Binsfeldt den Hof der Grafm von Neuen-
aar in der Kupfergasse nnd erbaute Ktoster und Kirche, wie sie noch
bestehm.

Nicht weit entfecnt, auf der Rohr, gegenüber von Maria-Garten, lag

103. Maria-Empfängniß,

bei Winheim S t. Joseph genannt. Jm Volke hieß es Loffs-, Lau-
dis- nnd Louß-Convmt. Gründer waren nämlich cin Edler aus dem
Geschlechte von Lovmberg (Louvenberg) im I. 1261, der in Minori-
ten, der Rilterkirche, begraben liegk; daher der Name. Jm I. 1628
ward der baufällige Bau ganz erneuert und am 22. Juli des folgen-

»') S. 276.

'») 6ele». s. 586.

d) Oelea. 8t. /Inna inkerioris nxni justa Nospitiam diiclae. Ss
wurde 1645 in hubscher, daS heißt wohl. damaliger Bauweise
«raeuert.

dm Zahres 1629 geweiht. Drei Jahre später, am 9. Juli 1632, ward
das Klösterchen vom Blihe gettoffen, schnell aber von der Frömmigkeit
wieder aufgerichtet, um bald wieder abgerissm zu werden.

Erinnern wir uns wieder der Zelliterinnm-Augustinessm, so wurde
oben ein Klösterchen vergessm, genannt

104. Jm Cederwald.

Es lag auf der Schmierstraße, in dem jetzigen Kutscherhause, neben
Herm Notar Roffcrs, wurde im I. 1314 gegründet, die Kirche aber
erst im I. 1502 geweiht.

Dm Schluß der kölnischm Kirchm bildet gewöhnlich die

105. Rathskirche,

gewöhnlicher die Raths-Capelle genannt, in welcher, um mit Cratepol
(S. 120) zu reden, „alle Tag Meß gehaltm wird, da gemeinlich ein
Ehrsamer Rath von Cöllm solche mit Andacht höret und dm h. Geist
anrüfft, ehe und bevor sie zu Rath gahn". Ursprünglich war sie eine jü-
dische Synagoge, da Köln im Mittelalter die Vorchristcn lange Zeit
nicht so schlimm behandclte, wie cs anderwärts Sitte war. Vierhun-
dert vicrzehn Jahre hattm sie ihre Synagoge inne; aber am 24. Au-
gust 1425 brach der Sturm los, und sie wurdm aus der Stadt ver-
bannt. Schon im selben Jähre, am sechsten Septcmber, wurde der
Bau zu Ehren der h. Jungfrau in Zerusalcm gereinigt und umge-
weiht. Es ist bekannt, daß das schönc Dombild früher in der Raths-
Capelle stand, und noch die Kalmder von 1754 u. s. w. erwähnen
seiner mit der gebührendm Hochhaltung; aber unbekannt ist es, daß
Friedrich Schlegel das Bild rettete, an dem sich die Axt eben
versuchm wollte, um den Ofen damit zu heizm!

(Schluß folgt.)

Lorrespondtns-Narhrich t.

Köln, 16. Dec. Nicht von der Ansicht ausgchend, daß der Zweck
die Mitkel heilige, glaubten wir anfänglich in der Errichtung von „ge-
selligm Dombau-Vereinen" ein profanes Mittcl ergriffen zu sehen, um
den Ausbau eines Gott geweihtm Lempels zu fördern; doch der mehr-
malige Besuch des hiesigen „geselligen Dombau-Vereines aufdem kleinm
Griechcnmarkte Nr. 38 hat uns eincs Bcssern belehrt. Nicht allein,
daß man dvrt suchl die Masse des Volkes in dcn Krcis der Helfer zu
ziehcn, nein, man strebt auch unermüdlich dahin, eben durch dm Ver-
ein der gemeinsame Vermittler der Gedanken und Empfindungen für
gute Sittm zu werdcn und cine edle Begeisterung für das Göttliche
und Ewige zu wecken nnd zn nähren. Für Ersteres sprechen die in den
Nummern 125, 126 und 127 d. Bl. mitgetheilten Berichte über diesm
Verein, für Letztercs diene Folgmdes als Beleg. Jn jüngstvergangcnec
Woche fanden plötzlich zwci Mitglieder bei der Verrichtung ihrer wäh-
rmd des Winters höchst gefährlichen Arbeiten durch Unglücksfälle den
Tod. Sofort trat der größere Theil der Mitglieder, nachdcm er hier-
von in Kenntniß gesetzt, zusammen, um für eine anständige Beerdi-
gung der Dahingcschicdenm Sorge zu tragm, und so sahm wir ver-
flossenen Sonnabcnd, Nachmittags 4 Uhr, etwa 400 Mitglieder unter
Begleitunq der Geistlichkcit der bctreffendcn Parochie und des Herrn
Rectors des hiesigm Bürgerhospitals aus diesem (Hospital) in wohl
geordnctcm Zuge still und cmst hcrvorgehen und den beiden abgestorbe-
nen Mitgliedcrn die letzte Ehre erzeigm. Eine erfreuliche Erscheinung
ist es zu ncnnen, daß sogar viele Militärs in der vorschriftsmäßigen
Dicnstuniform an diesem Bürgerzuge als Mitglieder des Vercins Theil
nahmen, und vcrdimt es eine lobenswerthe Ancrkcnnung, daß mehre
Arlillerie-Unterofficiere nach geschehener Beerdigung cin zii diesem Zwccke
eigens gedichtetes Lied am Grabe der beiden gestorbmen Mitglieder im
Quartett sangcn. Es lassen sich hieraus nur die günsiigsten Schlüsse
über das zwischen bcn Bürgern und dem Militär dahier obwaltende
freundschaftliche VcrhälMiß ziehen. Der Einladung des Vorstandes zu-
solge wohnten die Vereinsmitglicder heute Morgens um 8 Uhr einer
Todtenmesse für die Seelmruhe der beiden Abgestorbcnm in der St.
Cäcilienkirche bei. Die zahlrciche Theilnahme ließ das erfolgreiche Wir-
ken des Vereins auch in religiöser Hinsicht nicht verkennen, und empfan-
dm wir in diesem Augcnblicke das Jnhallreiche der Worte des Hercn
Caplans und Lehrers F. Th. Thissen: „Es ist erhebmd, zur Errei-
chung eines edlen Strcbcns sich im Vereine mit Männern zu wissm,
welchc, von gleichcr Gcsinnung beseelt, gemcinsame Kraft dcs Willms
an das eine Ziel setzen; diescs Hochqefühl sieigert stch in dem Maße,
alS das zu erstrebende Zicl sich dem Göttlichen nähert und dadurch den
Charakter deS Erhabenen trägt; aber seine höchste Stufe erreicht es
dann, wmn dicse Männer, wie sie Hand in Hand geschart da stehen,
himmelwärts ihr Augc hebend, vor dem Ewigm nicdcrsmken und Sei-
nm Segen, Seine Hülfe zu ihrem Werke herabflehen." —n.

'°') S. 613.

Verantwortlicher Herausgeber: Jos. DuMont.

Druck und Comniissions-Verlag des Verlegers der Kölnischm Zeitung,
M. DuMont-Schauberg,
 
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