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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1851 (Nr. 72-83)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1511#0016
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sowohl m dem verdienstllche» Werke A. E. D'Hawe'S^), als in
De<ioc-l'« bekallutem Dombüchleinwurdedaraufaufmerksam gemacht.
Drffe» uageachtet fiud die betrcffellden Platten voa der fctzige» Dom.
bau-Berwaltung vor einigell Jahren beseitigt worden.

Außerdem bewahrt der Thurm uoch vier Glvcken. Der zweitgrößten
an Umfang sich annähcrnd ist dicMige schöne Glocke, welche in einer
tieferen Abtheilung deS ThurmeS einsam defestigt ist. Durch die Für.
sorge dcs Capitolarherrn Heinrich vou Merirrgv), eine« vereh.
rungSwürdigen ManneS, der fich vielfach alS großmüthiger Scheukgeber
gegen unseren Dom bewieS, wo sein Bildniß, auS Erz gegoffen, vor
dem vou ihm gestifteten Kreuzaltare, zur Scite dcS EiugangeS in dre
Sacrister', noch fetzt eiueu wohlverdienten Ehreuplatz behauptet, wurde sie
1693 auS dem Metalle riuer alteu, v«m Jahre 1408 herstammenden
zerbrocheucu Glocke durch Johaun Bourlet gegoffen, wobei der Kur.
sürst Joseph ClemenS sich iu der Art betheiligte, daß er den mit
dem Reuguffe verbuudeueu AuSfall an Mctall erganzte. Hier die drei-
zeilige Juschrift:

XV8 RX8IX 6KXII-1 ?l.k>'V VORI1VV8 1-L6VR LLktklvIOIiV IV
I> KVI.Ik:iUSV8 kll 8Li>k:0lc:iV8 SKV6IV8 V8XI8I8 IVI IL8V8
6VIV8 IX6VXX8V8X OX8kX8 Mll.6lll»li 8X618X8X8 8Ikll.I,V
VV6L Vkl.Vklii.VII 8V>I kkllliVZ klk.IV.ll VLI VlVl I'Ii»kkl88V8

IV8.V >1 ll6666VIII vl8liVl-I,1 k806V8XX18 IMMI60 lllllilX«
I'öliO 6.4X0VI60 llX6I8IIiO kiVvlilO.-kkl kklli lO.LIVillklll iiOVIi-
vkll Iiklk'V8iV .V llv6I.XXXXIII

Zwischen diescr Schrift sieht man daS Br'ld der her'lrgen Jungfrau mr't
dem Kinde, r'u Halbfigur; oberhalb und unterhalb ist die Schrift mit ei-
ner doppeltcn Laubverzierung umkräuzt; ferner crblickt man unter dem
Mariabilde zwischen zwei Stemcn deu heiligen PetruS, zwei Schlüffel
uud eineu großen Schild mit Lem Wappcu deS ErzstiftS halleud; au der
kutgegengefetzten Scite daS Wappen des Knrfürsten; darunter:

I08k:i'II 6kl-:llk:>8 X«6lMk : 60V :

8. ». I. kll : Ll, : VII! : 8XV : vvx
llkllXVVVll 8Vkkvk:VII

Diese war die so genannte „Armsüuder.Glocke"; cr'nige Schläge von
ihr gaben daS Zcichen, daß ein zum Tode verurther'lter Verbrccher in
daS Gebäude deS kurfürstlichcn hohen wcltlichen GerichtS vor dcn Greven
grführt und von diesem dem Nachrichter übergeben wurde. Jn älterer
Zeit war Osmpsas 8soxuis, die Blutglocke, rhr Name, worübcr unten
einigeS Nähere.

Auf der vierten Glocke fivd der Gießer und die EntstehungSzeit nicht
geuannt; man lies't:

k.XXI8. llOX8I8XIV8. V8V8. 881. 0X80. VIVX. I.8VXIV8 4>
8>. 68VVll. NXI88. <ZV8ll. I888X. I'XIill. 81X8. kXI88 :

Die Juschrift der füuften lautet:

II888 VVlvllvvll H8XKI6N 6088 I8Vll8888XIll8I8I88.
uud tiefer:

XXI0XIV8 6088V8X2 ll8 886II.

Dr'e sechste Glocke endlr'ch, die kler'nste und dem Anscher'ne nach dr'e
»eueste, ist vhne Jnschrift.

Ueber fene Domglocke, welche dr'e Blutglocke geheißen wurde, hatte
dcr 1808 verstorbene steißige AlterthumSforscher Vicar Alster Folgeu-
deS in seinen Urkuudeoschatz excerpirt:

„viikerentia iater 6splum lletrop., Xllum luäieium et 8enst.

60I00. rstione pulsstionis Osmpsnso 8»nZnis.

Xo. 1467. 25. 7bris. 6odel äo Xrclrs cprs Vioe Oomes propo-
suit inter ceters: Wie hie gedrungen wurde van dem Raide der Stede
Cölue dat hie richten moiste oever bloet, so verre hie yet binnen
Cölne behaldcn wolde, dat eme doch leyt, aS dat wail kundich
were, iod fich oich vorder erfinden sulde, wie hie sich da innes ge.
halden hedde, want hie dcS dan m'ct affgesyn kuode, so hette hi'e
dem Raide vurß oich zo verstain gegcven, wie man van aldem
herkommeu ind gewoeuden de Klocke ymme Doem zo luiden Plege,
wan man oever bloet richten sulde; off eme dat nu nyt gestadt
«urde, wie hie daryn docn sulte. daruff hedden eme deS RaitS ge.
schickde Vrunde geantwort vau dcS RaitS wegen, dat hee dann ge-
liche waill richten snlde: do hedde hie die geschickde Vrunde ge.
fragt, vff sy eme dat van deS RaitS wegcn ind bevell sechten.
darup heddeu eme dieselven geschickde Vrunoe geantwort: Ja. Dat
geve hie mynen hereu vame Capittel oich zo keunen umb eme zo
raden ind zo sagen wie hie damitt doin soilre. want bie des nyt
affgesyu kunde, hie eo moiste richteu van gcdrcuge deS RaitS vurß
die dat vau eme gehadt wolde haven.

Geantwort: Die Saichen hau fich zo verre uu verlouffeu ind
_»crhaudelt itzont dat unS da ivnen in der wyse «yt steyt zo doin.

Histonsche Bcschreibmig der berübmten hohen Lrz-Domkirche zu Cöln am
Rhrin. Löln, 182 t, bet I. M. Heberle. S. 26.

D Der Dom zu Köln. r. AuSg. S. Z8.

v) Nachrichten über ihn enthält I. W. Brewer'S „Vaterländische Chronik",
zweitcr Jahrgaag, 1826. Köln, bei I. M. Heberle. Heft S, S. 526—533.
Dcr Dichter Martin Hennquez von StreveSdors fingt von ihm in seiner
„Xrcki-Vioecsseos 6olonien»is äeicriplio" (Xnclior eclitio el secunSs.
6«l. Xgr, sompt. Viäus« losnoi» korte, et ksereäum Olemon«) S. 2S:
veorieur lleriox voctor äe jure probstlli,

Ooocilij vstor, et lovßs« legstos in ors».

Zn dcr ersten (1652) und in dcr dritten AuSgabe (1740) fehlt diese
Stelle, so wie der zanze Abschnitt, welcher in der zwetten SuSgabe (1670)
dem Lobe einiger Mitglieder de« damaligen DomcapitelS, nämlich der acht
Priester-Canonichkn, gewidmet ist. Diese selteue zweite Susgabe tst mit
dem Bildniffe de« Berfassers gcschmückt.

29. 7dris. voi. vno 8verdsräo <ls Oervo et ll. se Vice Ooiuiti
<le Ivslcireden et nonnullis slii» 8esbiaü super petitione »eu pro-
positions eorum spuil vno» <is 6aplo. »uper oampsns pulsanila sä
jnclioium ssngniuis lsots tals rcsponsuin:

Der Greve hait lesten ouch an myn heren braicht van dcr Klockcn
zo luiden. DoselffS warcn mynre heren deS DoimcapitelS me beyc«
nandcr dan itzont. die Antwort die do dem Greveu worden ist, die
en steyt unS nyt zo verandereu, dan wir laiffent by derselven
Antwort.

30. 7dris. vni. 8verksrrlo <le Osrvo, VVoltero 6v 8Ix»es sv Viev
6omiti so alii» sup. certs propositions ibiäem noiv. 8enstu» sc ip-
sorum Vive Oomitis et 8eabin. slti ckuciieii ssper 6-smpsns sck Is-
clicium sanKuinis plussniia responckerunt:

Ar'S ir gesacht hait, dat man van aldem herkommen ind loefflichcr
Gewoendeu die Klock zo luiden plege, wan man oever Bloek rich-
ten sall. So wyll myn heren beduncken dat mr't dem Hocngericht«
alde loeffliche Gewoendeu ind Herkomen »yt gehalden werde aS sich
geburt. Dairumb ind na dem durch unsen gncdigen heren van
Coelue der hilger kirchcu ind gestychs van Coelue oeverste r'nd
Vurweser r'ad ouch anderS in der saichen verhandelt ist, so eu steyt
unS nyt zo bewylligen in der gestalt die klocke zo luiden.

1469. 14. Octbr. Ospituluin protvststur vontrs bur^imsKistros,
6onsules, proeonsulss vt Oomilstem Oivitslis Oolon. nee »on et
Viev Oomitvm et 8vsbinos cie injuriis sibi et eevlis Oolon. illatis
p. doe: guoii ipsi spolisrunt ek spolisnteeelism juribu» et privilexiis
suis sup. ciivto Xlto luciioio loquenlidus, se eonsuvtllciins et obser-
vantis antiquissimis, et se intromiserunt vt intromittunt äv eoclem
äuciieio ete. sv etism vi ae violenter eampsnsm eeelie. penllentöm
in lurri eoelesiv pulssncio ae sliis."

Ei'ner anderen sehr alten Domglocke crwähnt ei'ne handschri'stlt'che
Nachricht auS der Schlußhälfte deS vorigen Jahrhunderts mit dcn Worteo:

„Noch biß zum einunddrcissigsten Jar dieseS JarhundertS hicnge
an dem Pesch hießigcr Dhomkirche die so betittelte BischoffS-
Klocke. Diese wurde vcS morgcnS vmb 4 Uhren zum Zeichen, uach
dcr kirchen zu gehen, geleutet, da die Bischöffe noch alhie residire.
ten — im gesagtcn Jar ist diese au eincn andern ort getranüpor-
tirct worden."

Man hatte ihr den Beinamen „daS Räuertchen" gegeben, vermnthlich
wegen deü rauhen KlangeS, odcr weil fie geborsten war. AnderSwo wird
berichtet >°), daß dieseS Räuertchen ältcr war, alS der Dvm selbst, und
bestätigt, daß eS um 4 Uhr MorgenS gcläutet wurde.

Kurz vor dem Jahre 1670 hatte fich zwischen dem damalS, wie eS
scheint, veu angestelltcu Domglöckner odcr „Offerman" uud dcn „zwölff
Hsrxsrstken Brüderen oder bsiosl krsebenclirtcn ")" iu Betreff deS Läu-
teng cine Streitigkeit crhoben. Der Glvckucr behauptete, indem er sich
auf Bücher, andere SHriften und Register berufen konnte, „daß gedachte
IlsrAsrelben Brüdere in festis msjoribus et cinplicis nach von ihme zum
Zeichen angezogener kleiner Klocken schüldig zu erscheinen und daS gröste
GeleuthS anzuziehen". Die Brüder hingegen widcrsprachcn, vorgebend,
eS sei daü nicht in dcr Stiftung enthalten und cben so wenig altcr her-
gebrachter Gewohnheit gemäß, „vermvg deren ihnen krsvbenclirten nur
unscr lieben Frawen Glock in sothanen Fcyrtägen zu ziehen auffgelegen,
gestalt sie solche deren Schulvigkeit auch gegen hergebene zweyunddreißig
Gülven von nnerdencklichcn Jahren hero biß gegenwertige Zcit versehen
laffen, die vorige Offerleuth auch damit befriediget gewesen weren." Die
Entscheidung wurde dem Landgrafen Franz Egon von Fürstenberg über-
tragen, weii cr „Thum-Dcchand, und dahero nit allcin der dahmaliger
Oollslor solcher Isiesl krsebeoclen, sondern zugleich Thum-6u«tor seye".
Dieser sprach am 7. Januar 1670 daü Urtheil dahin auS, „daß die offt-
gedachte üisrgsrstden kraebenciirte nun und inS künfftig dem Thum-Offer-
man zu denen biß dahin bezahlten zweyunddrcißig, noch achtundviertzig
Gulden, seden sä 24. slb. gerechnct, also inS gcsambt achtzig Gulden in
zweyen terminen, nemlich vicrtzig Gülden auff Osteren, viertzig Güldeu
auff kiemixii, bahr abstatten solten — gestalt damit so woll von gegen-
wertig alß künfftiger Zcit allcr Streit deS GelenthS halber, so viel die
Margaretben Brüder betrifft, auffgehoben, sonderen hingegen ein zeitlicher
Thum-Offerman, scdoch gegcn Erlcguuz obgedachtcr achtzig Gulden
chuldig und gehalten scyu solle, die llsrxsretkss Brüdere, deü GeleuthS
»alber völliglich zn vertretten." welches Urtheil der Kursürst Marimilian
Hciorich am 15. Januar deSselben JahreS bestätigte, woraus cS durch
den Druck verkündigt wurde. Ä vh. Jac. Merlo.

l") I. W. Brewer's Uebersetzung von Augustin Aldenbrück'S Gcschichte deS
Ursprungs und der Religion der alten Ubicr. (Cöln, 181S—2V, bei I-
M. Heberle.) Bd. 2, S. 19, mit Berufuug auf deu Domherrn von
HilleSbcim.

tt) Erzbischof Cmiibert der Heilige stistcte bei dcr ehcmaligen Margaretha-
Capellc, auf dem sogenannten „Margretcnkloster" -inter meinem Wohn-
hause in dec Fcttenhennenstraße, ein Hospital für zwölf arme, veraltete
weltllche Kirchendiener, reren Rector cin Domvicar war, übcr die aber
dcm Domdechant das Patronatiecht zustand. Man unterscheide davon das
dmch dmsclben Erzbischof gcstiftetc Hospital bci der St. LnpuSkirche (80s-
pilism cluociecim srslrum lugenlium), wo die so genannten Schreibrüder
lhren Sitz hatten. Siehe 6elenius, ve sctmir. insxuituä. Oolonise, S.
411 und 627; auch Brewer's „Vaterländische Chronik", 1826, Hcft 11,
S. 624—627.

Verantwottlicher Herausgeber: Jos. DuMont in Köln.

Druck und Commisstons-Verlag de« VerlegerS der Kölnischm Zeitung,
M. DuMont-Schauberg.
 
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