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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1851 (Nr. 72-83)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1511#0020
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Bti eintr srnhrren Beranlassuag habe ,'ch «mstäudlicher vou der ban.
liche» Tektonik deS Mttelalter« grhandelt*). Jch bemerkc daher in die.
ser Beziehung hier »ur beläofig, »aß, waS seither nber dieseS, der nähe.
ren Aufklärung allerdiagS noch sehr bedürftige Thema die Forschnngen,
uameutlich in Eugland und Frankreich, crgeben habeu, nur geeignet ist,
den Keru meioer damaligeu Anfstelluug zu erhärten: daßnämlicheioe,
auf festen Grsndsätzen bernhende,stre»g.geo metrische Eot-
wicklungS.Methode bei der Anordnung deS Ganzen eineS
BauwerkeS, wie seiuer Theile maßgebend war.

DaS Hereindringen der Anlike iu die christlichen Bildungen lockerte
erst «ud sprengte cndlich ihr Gefüge. Kaiser Marimiliao I., der lctzte
Ritter, ließ fich uvch iu der „edleu dcutschcu Steinmetzeukuust" unterrich-
teu, sogar, nach eincr Sage, in die Zooft aofnehmeo. — Albrecht Dürer
dagegeu preis't schon im Jahre 1525 in seioer „Underweisuug der Mes.
suog mit dem Zirkel und Richtscheit" deu „all Römcr VitruviuS" an,
der „so kSufilich ond mcysterlich in scinen Büchcro vvo der Bestendig-
keit, Notzbarkeit und Zierde» der Gebäu" geschrieben, iodem er — wie
eS bei Dürer wörtlich heißt — „dcr Deutschen Gemüt bedenkt, denn ge.
woholich Alle, die etwaS ncoeS baweu wvllten, auch gerne cin newe
fatzvn darzo haben, die vor oye gcschen war." — DaS große Künstler.
Geoie, welcheS damalS daö Alte uov daS Neue zuglei'ch io fich beschlvß, ahnte
nicht, wvhin diese NcuernngSsucht die edle dentsche Kunst noch führen
sollte. Nachdem sie erst daS Althergebrachte bei Seite geschoben, brach
sie der französischen Mode dieBaho, die endlich ihrcrseitS am Ueber.
maße deS UugeschmackeS zu Gruode ging uud eioe Lcere zurückließ, wclche
der After.ClassiciSmuS vergebenö anszufülleu trachtete.

Doch wir kehren, um zu schließco, wieder zu unscrem Gegeostande
zorück. Die lctzten Strahlcn der deutschcn Bankuust gingeu von der wie,
»er Hütte auS, welche noch iu der zwciten Hälfte deS 16. JahrhundertS
am StephanS-Dome arbeitcte. DaS JnoungSwesen hielt iodeß auch spätcr
noch, zofolge seiner Organisation, gleichsam mechanisch Vielcs von deu
alteu Ueberlieseruogen fest, daS wie gcfrorencr Weiu sich in der EiShülle
barg. Maucheö davon ist in der ncuesten Zeit wieder anS Licht getreten.
So ließ ein glücklicher Zufall mich iu Trier, wo die deutsche Baukuust
in der Liebfraueu-Kirche ihre erste und reizeodste KooSpe getrieben hat,
die Zuoftlade der Steinmetzeu.Jnnung in eiuem Winkel ihrcS ehcmaligeo
ZonfthauseS eotdecken. Die Lade, bunt bemalt, mit deo Bildniffen der
vier gekröuten Meistcr in MedaillouS uod mehrcren Steinmetzeu-Zeicheu
verziert, scheint im 17. Jahrhuudert aogefertigt «orden zn seio. Jhr Jn-
halt aber reicht zuröck biS inS 14. Jahrhundert. Leider hatte der HauS-
besitzrr, ein Schmid von Profession, die kostbarsteo Pergameote bereitS zur
AuSbefferung seineS BlasebalgS verweudct. Jndeß enlhielt sie doch nvch
mancheS Seltene, u. A. eine Urkunde vom 30. October 1397, cioe Stein.
metzen-Zunstordnuog, auSgegangcn von den Scheffen und Scheffeomeistern
der Stadt Trier. Jch muß darauf verzichteo, Sre uäher mit dem Jnhalte
dieseS DocumenteS nicht bloß, sondern der Zunftlade überhanpt bekanut
z« macheo, wie beziehuogSreich und charaktcristisch letzterer auch ist, «nd
zwar nicht bloß für die inucre Geschichte der trierer Steinmetzen-Bruder-
schaft, soudern fär die EotwickluogSgeschichte der Architektur ubcrhaupt,
dereu verschiedene Stadien hier aufS getreulichste repräsentirt siod. Ncben
de« Satzuugen fener Steinmetzeo, die noch „auf dem rechten Grund der
Gevmetrey" fußten, fiodeo wir da die „ärckiteclurs civilis, nach deutscher
«nd nach wälschcr Art", einen Folioband vvu Johann Wilhelm auS
Frankfnrt am Main vom Jahre 1618, dann weiter, nach auSschließlich
wälscher Art, deS Barozzi Viguola „Buch von de» fünf Säulen-Ord.
««ugen", sodaon ein Hest auS dem Jahre 1792, „Zeichnungen oach dem
«enesten Geschmack" betitelt, und cndlich vom Jahre 1798 eio sich so
«enoendeS „Jdee».Magazio" mit Abbildungeo in chinestschcm, griechi'.
schem (!) und ägyptischem Geschmacke, darunter auch ein wunderlich
barockeS GartenhäuSche» mit der Unterschrift: „SommcrhauS im gothi.
schen Style" **). — So sehen wir die Nachfolger der Erbauer der Lieb.
fraueu-Kirche, sener kraftvollcn, lebcuSfrischen Werkmeister, in ein schwach.
sinoigcö Geschlecht aoSgcartet, dem die pariser Tapczierer uud Galau.
tcriehäodler die „Jdeeo" licferu. Dahio isi eS gekommen, wcil man Leben,
Wiffen «ud Könne» verschicdeue Straßen ziehen ließ, weil man seine
Nationalität, seioe Geschichte, seiue heiligsteu Ucberlicferangeo verläugnet
hatte! Der Dünkel, die Boroehm. uod Gelehrtthucrei haben hauptsächlich
der deotsche» Kunst ihr fröheS Grab gegrabeu uud daS freudige Leben
himveggenommen, welcheS vormalS r'n ihr pulsirte. Zum Glück wird dcr
Schmerz über dieseo Wechsel der Dinge durch dcn Gedanken gelindert,
daß wieder ei» neucr Umschwoog begoonen hat, ein Umschwung zum
Beffereo; daß eS den Auscheio gewiurit, alS ob seueS freodige Leben um
deßwillen fich i» dr'e Tiefe« gezogen habe, um dort zum ueueu Spring.
quell fich zo sammcln. AllcrwärtS dräugen in diesem Siüoe sich die Zei.
cheo. Schvo baut wicder die mächtigste Natr'oo der Erde am Themse-
Straode daS HauS ihrer Vertreter auS dem alten Sterümetzengrunde
»it uie gesehencr Pracht auf, «nd der Dom zo Kölo treibt aof alle»
Seiten wieder Zweige, Blätter «ud Blüthe«: mult« rensseeulur quso ssm
evciäere.

*) S. Zugabe zur „D. BolkSH.", 1850.

**) Recht intereffant ist noch da- auf der städti'schen Bibliothek zu Trier be-
ruhende Stetnmetzenamts.Protocollbuch, welcheS die Jahre 1670 bis 1721
umfaßt und die lateinische (!) Nufschcift führt: „krowcolla» in,iiiuwm
>p»o lokaoni» Lspliilsv 167V a m« Soauuo t/krizloplioro Ortll lipici-
Sirnm krselccw." Die succesfivkn Allfzeichnungen in ditsem Duche brinaen
onS da< innere Leben der Zunft bis zu den geringfügigsten Eiüzelheitk»
vor daS Luge ond gewähre» manchrn übeiraschenden Aufschl«?.

Domba« Angelegesheiten.

Concert für den Dombau.

Am bevorstehendeo Buß. ond Dettage, Mittwoch den 14. Mai c., wird
die Directi'on der hiefigeo Coocert-Gesellschaft, unter Mitwirkong der
Musikfrevnde der Nachbarstädte Bona unv Düffeldorf, anf dem Kanf.
hauS-Saale Gürzenich daS Oratoriüm vonHaydn: „DieSchöpfoug",
zum Vortheile der Dombau-Caffe zur Aufführung bringeu. Wir sind der
verehrliche» Direction für diese sehr erfreuliche Üuterstützuirg der Dom-
bau.Sache zn besooderem Dauke vcrpflichtet, und hoffe», daß ciü reich.
licher Ertrag für die Dombau.Caffe erzielt wcrde. Za diesem Zwecke
erlaube« wir unS, alle Dombau-Freonde zur Beiwohnung dieseS Concer.
teS ergebcnst einzuladcn, und zweifcln ni'cht daran, daß sich auch dieSmal
wieder ciüe recht lebhafte Theilnahme zur Förderung deS DombaueS zer'.
gen wird.

ErütrittSkartcn ü 10 Sgr. siud zu haben:

1. im Sccretariate deS Dombau-VeremS (RathhauSplatz Nr. 3);

2. rü der M. DuMout.Schauberg'schcn Buchhaudlung (Hochstraße);

3. rü der Musicalien.Haudlung von B. Breuer (Hochstraße);

4. „ „ „ „ Gebr. Almenräder (Schildergaffe);

5. „ „ „ „ M. Schlvß (Sternengaffe);

6. bei Hrn. Qstcrwald im Eertrirdenhof;

7. „ „ Reichard (Herzogstraße);

8. „ Lenz (Martiüsiraße);

9. „ „ Richard u. Nakatenus (Hochstraßc);

10. „ „ Bogerr (Schildergassc);

11. „ „ G. Tonger (PauluSwache).

Kartcn zu numeri'rten Si'tzplätzen ä 15 Sgr. werde» bei Hernr I. M.
Fari'na, gcgenüber dem Gülr'chsplatze, ausgegeben, wobei auch BilletS
» 10 Sgr. gegen Nachzahluug von 5 Sgr. gegen erüe Karte zu erüem
Sitzplatze auSgetanscht werbeu könueu.

An der Casse ist der EiütrittSpreiS 15 Sgr.

DaS Coucert beginut Nachmittagö 6 Uhr.

Köln, 30. Apn'l 1851.

Der Verwaltuugö-AuSschuß
des Ceutral. Dombau. VereinS.

Um deo Besuchern deS DomeS i'ederzeit Gelegenher't zu bieten, Bei.
träge für den Fortban deSselben abzngebeu, sind in dem Langharrse deS
DomeS fünf Opferfiöcke mrt der Aufschrift: „Zum Fortbaue deS
D omeS", angebracht worden, deren Johalt i» die Dombau.Caffe flr'eßt.

Jndem wir dem Publicum hiervon Kenntviß zu geben «nS beehre»,
ersucheo wir unsere verehrlichen Mitbürger, die etwa rü ihrer Begleitong
den Dom besichtigeoden Fremdcn auf diese Opferstöcke aufmerksam zu
machen und hiedurch behülflich zu sein, von der durch de» Aoblick deS
DomeS erweckten Theilnahme reichliche Früchte z« äruteo.

Kölo, im April 1851.

Der Berwaltungs-Ausschuß
des Central - Dombau - Vereins.

Kunst-Anzeige.

Wer Dom;u Äöln

i» seiuer zukünftige« B»lle»d«ng,

»ach dem ergänzten Bauplane

deS DombaumeisterS, RegierungS- und Bau-RatheS

Ernst Kriedrich Zwirner.

PreiS: 3 Thaler; auf chinesischem Papier: 4 Lhaler.

Unter allen bis jetzt erschieneuen größeren und kleineren Lbbildungen
deS Köloer Dowes ist dieS unstreitia Lie gelungenste, authentische Dar«
stellung deS herrlichsten Lempels chrrstlicher Andacht. io welchem dre »e-
ligiöse uud »atronale Lunst ihren gemeiusamen hvchste» Lriumph ferern.

S» beziehe» dnrch alle Dnch- uud Kunsthandlunge» des 2»- «»d A»s-
landeS. ^ . «...

Vorräthrg i» «Sl» ber dem B-rleger Franz Carl Sisen.

Domhof Rr. ,

«»» i« der F. E Eisen'scheu
Sortimeots-, Buch- u. Kunsthandl»»«,
Friedr.-Wilhelmstraß» Rr. 2—.

Verantwortllcher Herausgeber: Jos. DuMont in Köln.

Druck und Commissions-Nerlag des Verlegers der Kölnischen Zeitung,
M. DuMont-Schauberg.
 
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