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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1851 (Nr. 72-83)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1511#0033
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„Aber auch «ährend Jhrer Anwesenheit an diesem Musensitze werdeo
Sie eS oicht uotcrlaffen, dem voo Jhoen geschaffenen Stamme neue,
»ährende Säfte zuzuwendeo, damit die Zukunft nicht mehr fern sei, ia
welcher alle Mitbürger dieser in der Nähe deS Dvmes blühenden rhei-
nischen Hochschule zu einer avgemeiue», alle besondercn Corporationcn
Umfaffenden Verbrüdcroug vereinigt sind, welche solche Lebenskrast in sich
trägt, daß sie oicht erstirbt oder hinsiechet, bis des kölner DomS vollen-
dete Thörme fede künstliche Höhe der Erde überragcn, um der Nachwelt
Zeagniß zu geben von dcr Eintracht und AuSdauer auch der aka-
demischen Jugend deS oeuozehuten JahrhundertS!"

Sodann sprach Hr. 8la<t. tbeol. ev. Schüler auS Bcrlin zu den
Commilitooeo:

„C ommilitonen!

„Jch komme von Berlin und bringe Euch zovördcrst cinen brüderlicheu
Gruß von dea Mitgliedern deS berliner akademischen Dombau-Vereinö.
— Jm Frühlinge deS vorigen JahreS kam zu unS die Kunde von dem
Bestehen der akademischen Dombau-Vereine; ein für die große Sache
begeisterter Commilito aus BreSlau brachte unS dieselbe, er forderte die
berliner Studenten auf, ihren Cvmmilitonen in Bonn, Tübingen, Mar-
Lurg, Gießen, BreSlau, Rostock rc. nicht nachzustehen, und so gründeten
wir denn unter Vorsitz dcS Hrn. Prof. Piper, freilich nur ein kleines
Häuflein, aber ein Häuflein, das von regcm, lebendigem Jntereffc für die
Sachc erfüllt war, auch in PreußenS Hauptstadt cinen akademischeu Dom-
bau Verein. Wir hatten mit maachcn Schwierigkeiten zu kämpfen, manche
Hiaderniffe waren zu überwinde», die unö theila durch die ganzen örtli-
chcn und auch speciel studentischen Verhältniffe, theilS durch Vvrurtheil,
Lösen Willen, besonders aber durch den größten Feind alleS Guten, den
JndifferentiSmus, entgegengesetzt wurden. Wir haben dieselben, wenigstenS
zum Theil, übcrwunden; der Verein wuchS und zählte gegen Ende deö
vorigcn ScmesterS bereitS 60 Mitglieder. — Aber wir blieben bei uns
nicht stehen: schon im Lause deö vorigen SommerS forvertcn wir die
Commilitonen der Bau-Akademie zur Nachfolge auf; sie hörten mit gro-
ßer Theilnahme von unscrcn Bestrebungen und gründetcn sogleich untcr
Vorsitz deS Hrn. Prof. Stier einen Dombau-Verein, der in seinen m»-
uatlichen Versammlungen ein künstlerisch-regcs Leben entfaltet und jetzt
uber zweihundcrt Mitgliedcr zählt, so daß er unscren Verein bei der
Universität bereitS glänzend überflügelt hat.

„Wie eS nun bei Gründung der akademischen Dombau-Vereine m'cht
die Haupt-Abficht ist und sein kann, daß der Student, dessen Wechsel
zumeist cben nur so weit reicht, um ihm seine cigene Eristenz zu sichern,
daß der Student, sage ich, selbst große Geldopfer bringe, sondern wie
vielmchr unser Haupt-Gesichtspunct der ist und sein muß, durch unscr
Beispiel in weiteren Kreisen zu wirkcn und wo möglich in allen Schich-
ten des Volkes die ctwaö erkaltete Liebe für den alten deutschen Wunder-
Dom wieder anzufachen und zu einer werkthätigen zu machea: so hat
auch der berliner akademische Dombau-Vercin dieses Ziel stets im Auge
Hehabt. Er hat diesem Ziele fürS Erste dadnrch in etwaS nahe zu kommen
gesucht, daß er schon im vorigen Semester Vorbereikungen zu einer wäh-
rend diescS SemesterS zu veranstaltenden großartigen Musik-Aufführung
zum Besten deS kölner DomeS getroffen hat. Die Borbereitungen sind
so weit gediehen, daß die Aufführung, zu der Se. Mafestät der König
den Dom-Chor und dcn Concert-Saal deS königlichen Opernhauses aller-
gnädigst bewilligt haben, und bei der unter Müwirkung der ersten Künst-
ler und Künstlen'nnen BerlinS u. A. Mendclüsohn'S Loreley und ein ei-
genS hicrzu von Franz Kugler gedichteteS und vom Capellmeister Tau-
bert componirteS Lied zum Vortrag kommen wcrden, schon in diesen Ta-
gen Statt finden wird. — So weit meine Nachrichten über den berliner
akävemischen Dombau-Verein und seine Thätr'gkeit, zu denen rch mich an
diesem Orte und ber' dieser Gelegenher't um so mehr verpflr'chtet hr'elt,
alS ich selbst die Ehre hatte, dem Vorstande deSselben seit seiner Grün-
dung anzugehöreu. — Jch kann aber unmöglich hr'er abbrechen, r'ch muß
«och einige wenr'ge Worte hinzufüg-n:

„Commr'litonen! Es sind gegen unscr Bestreben von verschr'edenen Ser'te»
dr'e verschiedeusten Einwendungen erhvben worden. Jch will dieselben
hr'er m'cht alle auffähren, sonder» ganz kurz nur den er'nen Vorwurf be-
rühreu, den ich so oft habe höreu müssen, den, ,,„daß cs durchans m'cht
mchr zeitgemäß sei, Kr'rchen «nd Dome zu banen, zumal einen kölner
Dom, deffen endlr'che Vollendung noch gar nicht abzusehen ser'u. s. w.""

„Commilr'tonen! DaS siud Worte von Zer'tgenvsseu, vo» Leuten, dcncn
man allerdingS ur'cht absprechen kann, daß fre echte Kr'nder ihrer Zeit
sind, er'ner Zeit, die r'n ,'hrcr Polemik gegen alleS, waS die Religion be-
trifft, so weit sich hinreißen laßt, daß r'hr dabci auch der Sinn für daö
rwig Schöne, der Sinn für die Kunst verloren geht. Aber, frage r'ch,
was ist denn am Ende dr'e Zer't und zer'tgemäß? Lie Zer't find doch nur
dr'e Meuscheu und die in ,'hnen lebenden Jdeen. Wenn nun aber Hun-
derte von Jüngliugen, wenn ein großer Ther'l der studirendcu Jugend des
deutschen VaterlandcS, dieser Trägerr'n der Zukunft, dr'e doch am Ende
auch Anspruch machen kanu, zur Zeit zu gehören, dr'e doch auch ein Therl
der Zeit, — wenn dr'ese Jugend etwaS ernstlr'ch erstrebt uud will, dann
,'st dieseS Sireben doch auch er'n zer'tgemäßeS. Oder will man für jene
Ansicht die Zeitgemäßhcit beanspruchen uud sie unS aberkenuen, wcil sie
«r'eller'cht setzt noch die der Majorität ist? Dann mache ich dr'e so
Redende» ernfach darauf aufmcrksam, daß ja dr'e Wahrheit oft nicht
anf Setteu der Majorität, sonder» ber' dcr Mr'norr'tät zu finden ist; —
und sie r'st, denke ich, auch auf unserer Ser'te. Wo aber dr'e Wahrheit
«inmal Worzel faßt, da bricht sie sich Bah», da ist ihr der eudlr'che Sieg
gewr'ß. — Von der Haltung der studirerrden Jugend,'n den nächsten Jahren
wird sehr viel abhangen, ob dieser Sr'eg früher oder fpäter herbeigeführt
wr'rd. Darnm, Evmmilitoncn, karm auch ,'ch schließlich nicht anders, als

gleich meinen Vorrednern Euch drr'ngend ans Hcrz zu legen, daß Eucr
Eifer für unsre große und schöne Sache m'cht nachlaffen, sondern von
Tag zu Tag wachscn, und so mehr und mehr daS in Erfüllung gehen
möge, was ich Euch schon vor einem Jahre als Wunsch, Bitte, Hoffnung
zugerufen habe, «nd von dem ich hier nur die Worte wiederholen will:
Mögen wir im Glauben, Hoffen,

Wünschen aus einander gehn,

Hier stcht eine Pforte offen,

Hier soll eine Fahne wehn.

Hör' es, Jugend, hört es, Brüder!

Folget allesammt geschwind!

Haden eine Sache wieder,

Drin wir Alle einig find.

„viri."

Nachdem hierauf der Secrctär deS VereinS, Hr. 0. Floß, die Ver-
sammlung ersucht hatte, auf den Vorschlag dcS BorstandeS einzugehen:
die Zahl der Vorstandö-Mitglieder auf ncun zu vermehren, und deßhalb
in der heutigen Versammlung vier ueue BorstandS-Mitglr'eder zu wählen,
sprach Hr. Prof. Kreuser in einem Vortrage über das Classischeinder
Kunst. Er wr'es seinen Ursprung zur Medr'ceer-Zeit nach, zeigte schlagend,
wie eö in der Likeratur uud ebcn so in Bildhauerei, Malercr' und
Baukunst sich allmählich einbürgerte, wie so die alte chrr'stlrche Kunst
in jeder Beziehung todtgeschlagen wurde, und das Wesen der Neu-Griech-
linge uud Neu-Römlinge sich erhob, daS noch jetzt fpukt; den» eS ist
der Schemcn eineS gestorbenen LebenS. Zuletzt crmahnte er in er'ndring.
licheu Worten dr'e akademische Jugcnd, von deren guter oder böscr Rich-
tung FroheS oder TrübeS für dr'e Zukunft abhängt, ,'m wahren Sr'nne
fortznschreiten, d. h. von dem gestorbenen Heidenthume vorwärtS zu ge-
hen zum kräftigen Mittelalter, um dann imMannesalter im guten Geiste
an dem Baue der Kunst mit Theil nehmcn zu können.

Dieser anregendeu Rede, welche über eme -stunde dauerte, so wie
sämmtlichen Redneru wurde der lcbhafteste Beifall von der zahlreichcrr
Versammlung gezollt. — Hierauf wurde zur ErgänzungS-Wahl deS Vor-
standes vermittels Stimmzettel geschritten, uud fiel dieselbe auf die Hcrren:
Schüler, 8tucl. tliool. ov.,

ConradS, 8tuä. plül.,

Schmal, 8tul!> Itivol.,

Kribben, 8tutl. moä.

Schließlich dankte der Vorsitzeude den Abgeordnetcn von Köln und
sämmtlichen Herrcn, wclche die Versammlung beehrt hatten, so wie auch
den br'Sherigen Mitgliedcrn deS VorstandeS für die während der Verlov-
sungS-Angelegcnhcr't zur Förderung deS schöncn WerkeS gcbrachten
Opfer an Zcit und Mühe.

So wurse nach fast drer'stündiger Verhandlung die Versammluug ge-
schlossen.

Möge der Verein, wie bi'Sher, zunehmcn und gcdeihen zum Frommcn
der christlichen Kunst und Wiffenschaft!

Um den Besuchern deS DomeS jederzeit Gelegcnher't zu br'eten, Bei-
träge für den Fortba« deSselben abzugebe», sind in dcm Langhause deS
DomeS füns Opferstöcke mit der Aufschrift: „Zum Fortbaue deS
D omeS", angcbracht worden, deren Jnhalt ,'n die Dombau-Caffe fließt.

Jndem wir dem Publicum hr'ervon Keuntniß zu geben «nS beehren,
ersuchen wir unsere verehrlrchen Mitbürger, die etwa ,'u r'hrer Begleitung
deu Dom besichtigenden Fremden auf Lr'ese Opferstöcke aufmerksam zu
machen und hiedurch behülflr'ch z« ser'n, von der dnrch deu Aublick deS
DomeS erweckten Ther'lnahme reichliche Früchte zu äruteu.

Kölu, im Juni 1851.

Der Verwaltungs-Ausschuß
des Central - Dombau - Vereins.

AuSWung

des kolossalen Modells
des

Kölner Domes

in seiuer ganzen
Bolleudung.

Zu sehen täglich von MorgenS bis AbendS.

Entree 3 Dgr.

Die Hälste der Netto-Emnahme ist zum Besteu deS Dom-
>aues. ^

Das Loeal isi Hochfiraße Mr. 12S
n Köln.

Verantwortlicher Herausgeber: I. I. NelkeS in Köln.
iommrssions-Berlag des VerlegerS der Köln. Ztg.: Jos. DuMonl in Köln«
Dnrck von M. DuMont-Schauberg in Köln.
 
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