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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1851 (Nr. 72-83)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1511#0049
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Breitc, alS i>aö kolxrr, die Mittelschiffe zu Ersurt (22'),
Meißen, Rvuen, Siena (27') oder Wien (28') überschreitet,
c4 selbst von dem deS mailänderDomeS überschrittenwird!

Der Längen.Abstand der Pfeiler beträgt in Köln wie in
Prag nur 1°?, ist also nicht bedentend größer alS in Ulm, Metz, AmicnS,
Mechrln, Soiffons (16'), dagegen geringer alS in Straßburg und Mnu-
chen (17' 6"), RegenSburg und Sulpice in PariS (18'), Wien und Aork
(2V'), bcdeutend geringer alS in Lincoln, Nürnberg, Jngolstadt (21')<
Alltwerpen (21' 5"), und besonders in Mailand, wo cr sogar 21' 7"
beträgt, alsomehr 4' 7", ein Unterschied zwischen Mailandund
Köln, wie er wicderum etwa zwischen Köln und Lübeck
(12'9"), Canterbury, Westminster in London und Me-ßen
Statt findet.

Eü braucht kaum speciel bemerkt zu werdeu, daß eS sich hier stetS nicht
um Verhaltnißzahlen, Propvrtionen, sondern um reine Additionen handelt,
welche die koloffalercn Dimensioncn darthun sollen.

Die Stärke der Pfeiler vder vielmehr die Schlankheit dcrsel-
ben bcträgt in Mailand nur 7' 6", ebcn so wie in ChartreS (aber hier
bei 48' niedrigercm Mittelschiffc) und fast wie in Straßburg, Metz, resp.
RheimS und Hork (7' 4", resp. 7' 3" bei 52', rcsp. 55' und 38' nie-
drigerem Mitkelschiffe), und RegcnSburg (7' bei 28' niedrigerer Höhe);
dagcgen hat der kölner Tom schon 7' 9" Pfcilerdicke, uud kommt darin
dem zu Ulm, Bvlogna (Petronio), Florenz (M. del Fiore) unv Speyer
(8') nahe, wenn auch noch nicht denen zu Lübeck und Wien (8' 4" und 9').

AuS dem Gesagten ergibt sich alS Resultat für die An-
schauung deS Jnnern folgende Gegenüberstellnng beider
Kirchen: Ter mailäudcr Dom hat 41,488 Q-F. Arealmchr, also eine
bedcutend größere Länge und Brcite; sein Mittclschiff ist um 12' 7"
höher und 14' 2" breiier, und weis't daS schöne Verhältniß von 1 : 2,8w
der Breite zur Höhe auf; die dieseS höhere nnd breitcre Mittclschifftra.
gendcn kühnen Psciler stehcn dcr Länge nach um 4' 7" mehr anS ei'nan.
der mid sind um 3" schlanker alö in Köln. Bcide Dome habcn 5 Schiffe,
vvn denen aber die vier Seitenschiffe in Kvln vorn, da sie durch die
zwei Thürmc zurückgedrängt werden, kürzer alS daS — übrigenS auch
mit nur vcrminderter Brcile zwischeu beidcn stehende — Mittelschiffsind.
Beide haben cincn Kreuzbau von drei Schiffen, der aber bcim mailänder
erst hi'ntcr dem achten, in Köln schon hinter dem fünften sreistehenden
Pfeiler beginnt, so daß der abgeschlossene hintere Chorraum, der in Köln
von vierzehn enger stehenden freien Pfeilern gebildet ist, in Mailand nur
von acht solchen formirt wird, und man daher in Mcnland vom Einlritte
auS dcr Vorhalle biS hin zum Mittelpuncte dcr Kuppel 388' (in Köln
etwa 170') zurückgelegt und einen Pfeilerwald von 36 (in Köln 24)
freien Pfcilern im Vorderbaue hinter sich zurückgelaffen hat. Daß nach
den eben vorausgeschickten Dimensionea dieser Eindruck in Mailand ein
ungleich gewaltigcrer, die Perspective nngleich großartiger scin muß,
schci'ut hiernach leicht begreislich zu sein. — Dazu trikt aber noch ein
anderer Umstand, zn deffen Verdeutli'chung wir etwaS mehr alS biSher
die Phantasie des LeserS in Ansprnch nehmen müffeo, wenn wir dadei
den kölner Dom als AoSgangspunct annehmen. Man dcnke sich in Köln
die Gewölbc der zwci Nebenschiffe auf seder Seite, die nur weniger alS
die halbe Höhe deS Mittelschiffcö haben, mit den sie tragenden Verbin.
dnngSbögea dcr Pfciler zu ihrer doppelten Höhe, zu einer ganz oder fast
gleichen Höhe deS MittelschiffeS emporgehoben, dadurch also auch die
Pfer'ler in gleicher Weise bi'S zu solcher Höbe hin freistehend geworden
(während sie jetzt auf halber Höhe durch Bögen verbunden nnd über
diescn der Länge nach auSfüllende Zwi'schenwände, nämlich die obcren
Außen- und Fensterwände dcS MittelschiffeS, gezogen sind); dr'e Stcige-
rung der Großartigkeit wird dem Gedanken leicht erkennbar sein! So
ist'S aber wirklich in Mailand! Die beiden mittleren Ncbenschiffe falleu
dort nur wenig (16 MetreS) vom Mittelfchiffe, die äußeren Seitcnschiffe
nur wenig von den beiden mittleren (nur 7 MetreS) ab, — eine Construc-
tiou, die ebeu die geringe Absenkung des darübcc gebauten Dacheö und
den breitereu Giebelbau der Fronte zur Folge hat. Die Pfeiler stehen
daher dort, trotz ihrer überdieS etwas geringere» Stärke, fast doppelt so
hoch srci alS in Köln, und erscheinen darum nur noch um so schlankcr,
wie hvhe Palmenbänme, welche ihre Arme ringSnm fast in gleicher Höhe
iin Laubdache verzweigen, wenn sie in schwindelnder Höhe daS Gewölbe
deS MittelschiffeS und dic nur wenig gesenkten Gewölbe der Nrbcnschiffe
tragen. Welche Leichtigkcit, welcher erhabene Schwung der Phantasie,
welche Großartigkeit der Conception, welch gewaltiges Wirken mit gigan.
tischen Größen und Verhältniffe»! Zeit «nd Ort, die man hinter sich zu-
rückläßt, thun viel zur Abschwächung dcr Eindrücke, und dvch hat wohl
l'eder, der «nmittelbar von Mailand nach Köln zorück kommt und hier
in daS Jnncre deS DomeS tritt, das Gefühl empfinderi müffeu, alS wären
alle Verhältniffe in sich zusammengeschrumpft. Der Verfaffer sencs Auf.
satzeS sagt dagegen: „Die Vergleichung deS mailänder rrii't dem kölner
Dvme sei iu Bezug auf daS Jnnere noch viel nachtheiliger; sener sei
«irr düstereS, dumpfeS, sa, man könne sagen, in seinem Jnneren höchst
«eronglückteS Bauwerk!" DieSpecialität vvn Philippiuo'S eigenthümlichen
Pfeilerkrvnen würde dieseS Gesammt-Urthci'l schwerlich rechtfertigen kön.
ve«. Reime, wer's kann! Eben so verhält eS sich mit seiricn Vorwürfen
wegen dcr Fenster in Mailand. Daß im Mittelschiffe dort daS Licht nicht
auS lang herabgezogeneu schmalen Fenstcrn über den Pfci'lerbögen her
daS Schiff ganz erlcochtet, sondern daß auS kürzeren Fenstern ungleich
höher som Gewölbe her daS Licht deS Mittelschiffeü hineinfällt, erklärt
sich sehr natürlich dadurch, daß die Außenwände deS MittelschiffeS über
drn nur wcnig ni'edri'geren Scitenschiffen weniger bedeutend sind, alS in
Köln. Unglei'ch wirksamer kommt dafür dort eine zweite Fensterreihe, et.
tvaS nkcdriger und mit weiterem Abstande, nämlich in den Außenwänden

der zwei mittlercn Nebcnschiffe nach den zwei äußersteu Seitcnschiffen
hin, zur Erschcinung und wirft sehr effectreich eine zweite Lichtstufe von
oben hinein, bi'S dann in den Außcnwänden der zwei Außenschiffe, wo in
Köln gleichsallS die zehn Fenstcr des VorderbaueS stehen, achtzehn un-
gleich höhcre, schlankere Fenster die Kirche an den Seilen abschließcn und
daS untcre Licht geben. Der allerdingS sehr schöne, zierliche, leichte,
schmale und hohe GlaSbau— so möchte man fast die Erhöhung deS Mit»
lelschiffeS in Köln über den niedrigeren Seiterischiffen uennen — fällt
dabei natürlich sort; au seine Sielle tritt überwiegend in Mailand der
gewaltige Eindruck der hohen freien Pfeiler und schwindelnden Gewölbe,
unter denen der ganzc Bau in voller Breite wie eine einzige Halle er-
scheint, statt daß in Köln drei isolirte Hallcn (durch die hohen GlaS-
wände dcö MitkelschiffeS über den drückenven Gewölben niedrigerer Sei-
tenschiffe) bemerkbar werden. Man hat in Deutschland ähnliche Erschei'.
nungen von ziemlich gleich hohen Seitenschiffen — so in Baiern zu Nürn-
berg (Chor der Lorenzki'rche) München, Landshut, Amberg, Eßlingen,
Oettingen, Nördlingeu, DünckelSbühl, in Sachsen zu Meißen, Freiburg,
Halle, Erfurt, Zeiz, in Brandenburg —, welche die Wirkung veranschau-
lichen können, wenn eS gestattet ist, KleineS Großcm zu vergleichen! —
WaS ferner im Aufsatze rücksichtlich der Fenster symbolisch von fast ver-
gessenem und erst nachträglich erfolgtem Einbrechen von Mauerlöchern zu
mißgestaltetcn unförmlichen Fenstern (!) gesagt ist, steht wohl in gleicher
Kategorie mit der Anschauung, welche im mailäuder Dome nur „bnnt-
farbige Gläser", in Köln „bunteu Farbenschmelz" ausfaßt, welche den
Gegensatz in d-r w'eißen Farbe des MarmorS aus alter und auS neuerer
Bauzeit in Mailand sieht, denselben Gegensatz in der Farbe des alten
und neue» BaumaterialS in Köln aber nicht sieht!

Und nun — nach allem diesem —: ist der kölner Dom darum weni-
ger cin Wnndcrbau? kann der menschliche Geist und der fromme Sinn
weniger crstarkcn an ihm, sich wcniger an ihm aufschwingen in die hohen
Himmelsräume? ist er wenigcr wcrth, angesiaunt zu werden von den un-
zähligen Scharen seincr Bewunderer? Mit m'chten; daS wird sedem,
dcr auch MailandS Dom, St. Peter zu Rvm und St. Paul in Londou
sah, die cigcne Brust schr dcutlich sagen! Beirachte man, bewundcre man
j'edeS Ding an sich! Der mailänder Dom mit seiner kolossalen Spitzbo-
gen.Pfeilerhalle inncn, mit seinem zauberhaftcn Außen-Walde von acht-
undneunzig Spitzthürmchen auS wcißem Marmor, unter dem blancn Him-
mel JtalienS, — dcr kÄuer Dom mi't seinem kühnen spitzbogigen GlaS-
baue deS Mi'ttelschiffs, mit sei'nen herrlichen Strebebögen und Spitzpfei'.
lern, den Pracht-Portalen und den prvsecti'rten Thurm-Pyramidcn, auö
deutschcm grauem Tufstein, dicSscits der Alpen — BcideS sind nnerreichte
Schöpfungen deS kühnen und frommen, begeisterten germanischen Gedan-
kens! Jhm nachzueifern, in ihm das LebenS-Princi'p zu sehen, — möge
die kleinere Gegenwart diescS Strtbcn nie verläugnen!

X

B e r i ch t i g u n g.

Jn Nr 80 d- W!., dritte Scitc letzte Zei e von unten, lcse man statt: über-
stcigt und vom mailänder Domc rc., überst.igt, „cr" vom mailänder Dome
überstiegen wird.

Statut des Hülfsvereins zu Honncf am Siebengebirge
für den kölncr Dombau.

§. 1. Unter dem Namen Honnefer HLlfsverei'n bi'ldet sich in der Pfarr-
gemeinde Honnef ein Verci'» von Contribuenten sür dcn kölner Dombau.

§. 2. Mitglied di'eseS VereinS ist fcder, welcher jährli'ch zehn Silber-
groschen oder mehr an die Casse LeS HülfSvereinS zahlt, und diei'em'gen
Mitgliedcr, welche einen JahrcSber'trag von ei'nem Thaler und darüber
leisten, erwerben die Mitglicdschaft deS Central-Dombau-VereinS.

h. 3. Die Geschäfte deS HülfSvereinS besorgt cin Vorstand, besteheud
auS fünf in den General-Versammlungen za wählenden Mi'tgliedern,
welche unter sich eincn Präsiventcn, rinen Secretär und cinen Casfirer
wählen. JedeS Jahr scheiben zwei, resp. drei Mitglieder auS. Di'e zwei,
welchc im ersten Jahre auSscheiden, werden durch daS LooS bestimmt;
später treten jedesmal die zwei oder drei auS, welche die Aelteste» in ih-
rem Amte sind. Die AuSscheidende» sind wiedcr wählbar.

§. 4. Die Zeit dcr Einsammlung der Jahresbeiträge ist dcm Ermeffe»
des Vorstandeü überlaffen. Die Einsammlung muß aber durch die Vor-
standS-Mitglieder selbsi geschehen.

§. 5. Jährlich im Monat October wird in einer durch den Vorstand
zu berufcnden Gcneral-Versammlung über die Lage dcS VereinS Bericht
erstattet, die Rechnung ab^elegt und die Erneuernng deS Vorstandes vor-
genommcn.

§. 6. Die eingeheuden Gelder werdcn an die Caffe deS Central-Dom-
bau-VereiuS zu Köln abgcliefert.

Verantwortlicher Herausgeber: Z. I. NelleS in Köln.
Commisstons-Vcrlag des Derlegers der Köln. Ztg.: Zos. DuMont in Kölu.
Druck von M. DuMont-Schaüberg in Köln.
 
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