LVr. S.Pf.
a»S d«» Schalea d«s Lreis«« SvSkirch«» - . 15-
„ Bezirks Et. Bith . . 8-
l.V Bov Sr. Äösigliche» Hoh«it d«m Großherzog« voa
Mechleabarg-Schweriu der JahreSteitrag pro 1852- . . 100-
14. Boa dem 6omite für di« stehende Rheiubrück« a»S
d«w Saffen-Ueberschusse diejeuigen Beträg«, welche vo» de»
detreffeuden Jntercffentcn dem Dombaue zogewiese» «or-
den stnd. 176 S 10
15. Bon .eiuem Brautpaare am Borabeude ihrer Ber-
»Lhluug. 50-
1S. Bon Hrn. Profeffor Ritter in BreSlau .... 15-
17. Durch Hrn. Pfarrer Pannenbecker iu Lllrath als
Srtrag des Kliugelbeutels in der dortigen Pfarrkirche . 31 —
18. AuS der Pfarre ReuSrath (Dekanat Soliugeu) . . 3-
19. Dou Hrn. Director JaSper« iu ASpel .... 2-
20. ,, „ Bicar Eüppers ia NetteSheim .... 2-
21. „ ,, Bicar Bvlling in Eviughove» .... 2-
22. ,. „ I. Stassen in Süsterseel. 2-
23. „ „ v. kossen. Geschw. Lossea und Frl. Elis.
Lossen in Kreuznach. 16-
24. „ „ F. Stöter und G. Stöter in Hamburg . 2-
25. Bom Kaffee bei Dreesea in Endenich. 2-
26. Zeugengebühren von Hrn. I. H. ..... - — 16 —
27. Dergl. von Hrn. I. B. H. - . .... — 12 —
28. „Monatsbeitrag eineS kleiuen KreiseS von Schrift-
sstllern" pro Kebruar. 1 10 —
2S. Ertrag der SvuutagS-Collecte im Dome pro Februar 52 1 -
Snmma - . 2051 15 8
Hierzn d!e Einnahme pro Januar, laut 108. Gaben-
L.rzeichnisseS (vgl. Nr. 84 d. Bl.) mit.. 2815 2V S
Einnahme vom 1. Januar bis 29. Februar 1852 > . 4867 6 5
Kölu, 29. Februar 1852. Der Berwaltungs-Ausschuß
de« Central-Dombau-Bcreins.
Durch Hrn. Medicinalrath v. Wegeler iu Cobleuz ist der Dibliothek
«nsereS BereiuS zum Geschenk übermacht worden:
Ein Frei-Exemplar von 6 Subscrideuten auf den „Rhcinischen An-
tiquarius", in 5 Lieferungen der I. Lbtheilung 1. Baud und in 5
kiefcrungeu der H. Abtheiluug 2. Band,
»elcheS wir hiedurch dankbar anzeigen.
Der WerwaltungS-Ausschuß
des Central-Dombau-Bereius.
Dcr Dom zu Mailand unb seine Ebreorettung.
(Forts. - S. Nr. 84 d. Bl.)
L>b nun hier in dieser Fronte Germanisches und RömischeS, wie mein
Lufsatz sagt, oder GermanischeS und Jtalienisches («ber Namen liebe ich
»icht zu streiten, besonders wenn sse a» dem Wesen nichts Lndern), mit
«inander wechseln — es ist Thatsache, daß die ganze Fronte, mö'ge sse
auch als Einzelwerk noch so vvllendet angenomme» werden, doch dcm
mailänder Dome mehr schadet, als »utzt. Das räumen Sie selbst ei«,
«nd wenn Sie daS auch bestreiten sollten, so wörde doch ei» oberflächli-
cher Anblick eS gleich lehrc», daß sse nicht blvß in Bezug auf den mai-
länder Dom, sondern auch an fich ein höchst unorganisches Conglomerat
ist. Run ist aber diese Fronte doch keiurswegs ein unbedeutender Lheil
deS Gebäudes. Wäre dieses der Fall, dann HLtte» wir gar nicht davon
stesprochen. Die Sonne hat ihre Flecken, und es ist wohl kein Gebäude
»n der Welt, das »icht irgendwo eine» fehlerhaften Ausatz hat. Es han-
delt sich aber hier um eine» Haupttheil, um eine gauze von den vier
Flanken, und wer die etwa nach vier Jahren an den köluer Dom hält,
der wird, welcher Ansicht er immer über das Wesen von Schönheit sein
mag, doch in dem letzteren eine» unbestreitbaren Vorzug schvn darin er-
kennen, daß sich hier wie von selbst Alles organisch und naturgemäß ent-
«ickelt. Es wird daher uunöthig sein, wenn wir hier eineu vielleicht
«icht zu eudenden Wortstreit führen wollten, ob der Mangel der LHLrme
an der Westseite und Hauptfarade deS mailänder DomeS diesem hier zum
Bortheil« gereiche oder schade. Zn Deutschland, an den besseren Domen
von Krcnkreich und England wücde man »icht so gebaut habeu und hat
»uch meineS Wissens nirgendwo so gebaut. Aber wird nicht die Kuppel
Lber dem Kreuzschuitte deS mailander DomeS und der Kuppelthurm für
diesen Mangel einen mehr als hinlänglicheu Ersatz gebe»? Sie scheinen
darauf ein besonderes Gewicht zu legen. ES gibt Leute, welche, adge-
sehen von der besonderen AuSführuug, anderer Ansicht sind.
Jch habe gerade ein Buch zur Hand, in welchem sich sehr viele schöne
Daten finden und das gewiß schon darum der größten Verbreitung werth
wäre. Es ist dieS das Buch von dem Profeffor Krcuser über den christ-
lichen Kirchenbau, wvrin sich in Bczug auf den fraglichen Gegenstand
folgende Stelle befindet: „DaS Jahr 1481 zeichnen wir dadurch ans, daß
der Herzog von Mailand den Baumcister Hammerer zu sich derief, um
wegen der Domkuppel zu derathen. Also die neuere Kuppel-Liebhaberei
hatte auch schon in Mailand Fuß gefaßt, und die deutsche Bauweise war
am Werschwinden, die sich wenig mit dem italienischeu Kuppelwesen ver-
Irägt." Wir lasseu uun die letztere Ansicht, so wie auch das, wak Duran-
duS in seinem für den Kirchenbau so wichtige» Buche über die Lhürme
alS Lehrer und Prediger des Volkek deukt, auf sich beruhen. Wenn wir aber
die Lhürme, die, an der mailänder Fa?ade fehlen, fo wie sie jetzt ist, «ine
Nnmöglichkeit siud und, nach manchem Analogen in Jtalien. vielleicht
auch gar nicht projectirt waren, dem Baue hinzudenken sollen, wie Sie,
verehrter Herr, eS vvu dem Leser verlangcn, Lan» möchten wip doch hier
an eine Stelle in Horazeus »koSticn" erinnern. Doch laffe» wir LaS,
fassen wir unsere Staudpnncte genauer. Wir haben den matlander Dom
-enommen, wie er vor uns dasteht, dcn kölner jedoch theilweise nach dem
Borhandenen, theilweise nach dem in nächster Nähe mit Sicherheit in
A«Ssicht St«h«nde». Uud da «ird Nlemaub läugne» könue», daß ihm
selbst die «nglückliche» Aeiten und der Mangel so berühmter, aber in au-
derer Weise thätiger Baumeister, wie sie Jtalien zu Ende des 15- nnd
fast daS ganze 16. Jahrhuudert hindurch bcsessen. zum Bortheile gewe-
sen. Gewiß hatten jene Männer in einer Zeit, wo alle traditionelle Luc-
torität i» der Kunst gebrochea, auch an den köluer Dom ihr Subjectives
mit hiuöbergetragen, den ursprüuglichen Styl, wie eS am mailänder
Dome geschah, verlassen uud nach den neueste» Zeitansichten getaut.
So wurde die Fayade Les mailänder Domeß ganz in fremdartigem
Style gebant, und Sie selbst rechnen es für ein Glück, daß ihr berühm-
ter Meister Pellegrini ein« anderweitige Beschäftigung fand, wo er ein
anderes, durch seine Größe eben so berühmtes, aber nicht weniger gril-
lenhaftes Gebäude errichtete. Aber die Abweichung von der ursprüngli-
chen Reinheit und, wir könne» wohl auch mit eben der Gewißheit sagen,
Größe des Styles, zeigt sich nicht bloß an der Fronte dcS mailänder
DomeS, sie geht durch und durch. Ueberall ist schon eiu fremdartiges
Element in der Architektur, und vielleicht hat dicses nebst dem JmxulS
vou außen, den das neuerweckte Griechenthum gab, nicht wenig dazu bei-
getragen, den ausgezeichneten Mäunern, welche damals Jtalien im Bau-
fache besaß, das ganze System entweder zu verleiden, oder doch als eiu
bereits Abgethanes zu betrachten. Wir wiffen, daß Bramante, der crste
Schöpfer der Peterskirche, an dem mailänder Dome seine erste Schule
machte; aber wo zeigt sich denn an irgend einem Bauwerke vvn ihm die-
ser Einfluß? Wir haben d!e feste Neberzsugung, der kölner Dom hätte
weder das harte Urtheil Rafael's über die germanische Bauweise veran-
lassen, noch, hätte Bramante daran seine Schule gemacht, auf ihn so ganz
ohne Einwirkung sein können. Allerdings waren es die Zeitumstände,
welche den größten Einfluß äußerte»; aber es war auch daS verkaunte
Wesen deS Skyles selbst, daS die Meister germsuischer Weise selbst auf
Abwege geführt hatte.
Die Architektur verließ ihr Princip, sie wurde malerisch und warf
sich auf ein Gebret, das ihr in künstlerischer Hinsicht nur nachtheilig sei»
konnte. Jn dieser fehlerhaften Weise ist aber die gesammte Architektnr
des mailänder Domes auch da, wo sie noch ihren germanischcn Charakter
mehr oder weniger beibehalteu hat. Mögen Lie Massenverhältuisse des
mailänder und des kölner Domes sich noch so günstig für Len ersteren
gestalten, der kölner Dom hat doch mehr Schwung, mehr Freiheit, eine
reinere Entwicklung. Sie finden hier nirgendwo den so genannten Esels-
rücken in Len Boge», wie Sie ihn allenthalben an dem mailänder Dome
bemerken. D a ist nirgendwo dieses freie, »atvr^emaße Austreben; wie im
Aeußeren, so ist anch in dem Jnnern des mailänder Domeß AlleS mehr
in Ler Breite gehalten, und die Gcwölbe habea bei ihrem mannigfache»
Schmucke doch den Reiz nicht, wie wir dies bei dem kölner Dome erwar»
ten können. Doch das sind Dinge, darüber würden wir leider viel hin
und hcr redeu, wen» es nicht ausgemacht wäre, daß schon die bloßen Netz-
gewölbe eine Abart des Spitzbogen-Systems wären. Werden Sie die an
das classische SLulen-System erinnernden Pfciler-Gliedcrungen des mai-
länder Domes mit ihrem steifen Sockel den schö'neu Profilirungen, wie
sie au jeuen Stellen im kölner Dome siud, an die Seite stellen? Lch
nein, das köunen Sie nicht, daS wird trotz Jhrer begeistcrten Worte Jhr
Ernst uicht seiu. Sie scheiuen Las selbst geahnt zu haben; denn Sie sa-
gen: „Die Specialität von Philippino's eigenthümlichen Pfeilerkronen
würde dieseS Gesammt-Urtheil schwerlich rechtfertigen kö'nnen." Ach uein,
dies ist es nicht allein, was hier ein Kirnstverständiger in Bezugsauf
die consequent« Durchbildung des Systems zu erinuern hat, und wori»
der kölner Dom vorzüglicher ist, was Jhnen bei sorgfältiger Scheidung
gewiß nicht entgehen kaun, vielleicht anch thatsächlich nicht entgangen
ist, was Sie indeß nicht so hoch anschlagen. Wenn Sie mir aber die
Freiheit gestatten, die Sr'e für Sich in Ansprnch nehmen, Sich an beide
Gebäude noch etwas hinzu zu denken, so verlange ich nichts mehr, als
dre wit ziemlicher Gewißheit in Aussicht stehende Bollendung des kö'luer
DomeS. Doch das ist nicht einmal nothweudig — wir haben ja Las Chor,
wir haben die Seitenschiffe des kö'lncr Domes vollendet. Aber Sie nen-
nen das „Fensterbau, der natürlich bei der Constructivn deß mailänder
Domes fortsirlle". Erlauben Sie mir gütigst, daß gerade in dem, was
Sie Fensterdau zu nennen belieben, und deffen Natur schon in dem von
Jhuen bckämpften Aufsatze so ziemlich erörtert worden, der kölner Dom
semer Jdee unendlich näher gekommen, als der mailä'nder. Seine ganze
Wesenheit ist eine viel geistigcre, als die materielle des mailänder, der
die dcm Spitzbogen-Systeme ganz unnö'rhigen Wände weniger als Ful-
lungen, denn als Stützen «nd Lräger dehandelte. ^ .
(Gchluß folgt.)
AuHMllg
des kolofsalen Modells
dcs
Kölner Domes
in seiner ganzen Vollendung.
schen täglich von Morgenö biS
Abends.
Cntree S Sgv.
Die Hälfte der Netto-Einnahme ist zum Besten deS DombaucS.
Das Local ist Hochstraße Nr. 12S in
Dcrantwortlicher Herausgeber: I. Z- Relles in Köln.
CommissionS-Derlag deS Verlcgers derKöln.Ztg.: Jos. DuMout in Kö'l».
Druck von M. DuMont-Schauberg in Köl».
a»S d«» Schalea d«s Lreis«« SvSkirch«» - . 15-
„ Bezirks Et. Bith . . 8-
l.V Bov Sr. Äösigliche» Hoh«it d«m Großherzog« voa
Mechleabarg-Schweriu der JahreSteitrag pro 1852- . . 100-
14. Boa dem 6omite für di« stehende Rheiubrück« a»S
d«w Saffen-Ueberschusse diejeuigen Beträg«, welche vo» de»
detreffeuden Jntercffentcn dem Dombaue zogewiese» «or-
den stnd. 176 S 10
15. Bon .eiuem Brautpaare am Borabeude ihrer Ber-
»Lhluug. 50-
1S. Bon Hrn. Profeffor Ritter in BreSlau .... 15-
17. Durch Hrn. Pfarrer Pannenbecker iu Lllrath als
Srtrag des Kliugelbeutels in der dortigen Pfarrkirche . 31 —
18. AuS der Pfarre ReuSrath (Dekanat Soliugeu) . . 3-
19. Dou Hrn. Director JaSper« iu ASpel .... 2-
20. ,, „ Bicar Eüppers ia NetteSheim .... 2-
21. „ ,, Bicar Bvlling in Eviughove» .... 2-
22. ,. „ I. Stassen in Süsterseel. 2-
23. „ „ v. kossen. Geschw. Lossea und Frl. Elis.
Lossen in Kreuznach. 16-
24. „ „ F. Stöter und G. Stöter in Hamburg . 2-
25. Bom Kaffee bei Dreesea in Endenich. 2-
26. Zeugengebühren von Hrn. I. H. ..... - — 16 —
27. Dergl. von Hrn. I. B. H. - . .... — 12 —
28. „Monatsbeitrag eineS kleiuen KreiseS von Schrift-
sstllern" pro Kebruar. 1 10 —
2S. Ertrag der SvuutagS-Collecte im Dome pro Februar 52 1 -
Snmma - . 2051 15 8
Hierzn d!e Einnahme pro Januar, laut 108. Gaben-
L.rzeichnisseS (vgl. Nr. 84 d. Bl.) mit.. 2815 2V S
Einnahme vom 1. Januar bis 29. Februar 1852 > . 4867 6 5
Kölu, 29. Februar 1852. Der Berwaltungs-Ausschuß
de« Central-Dombau-Bcreins.
Durch Hrn. Medicinalrath v. Wegeler iu Cobleuz ist der Dibliothek
«nsereS BereiuS zum Geschenk übermacht worden:
Ein Frei-Exemplar von 6 Subscrideuten auf den „Rhcinischen An-
tiquarius", in 5 Lieferungen der I. Lbtheilung 1. Baud und in 5
kiefcrungeu der H. Abtheiluug 2. Band,
»elcheS wir hiedurch dankbar anzeigen.
Der WerwaltungS-Ausschuß
des Central-Dombau-Bereius.
Dcr Dom zu Mailand unb seine Ebreorettung.
(Forts. - S. Nr. 84 d. Bl.)
L>b nun hier in dieser Fronte Germanisches und RömischeS, wie mein
Lufsatz sagt, oder GermanischeS und Jtalienisches («ber Namen liebe ich
»icht zu streiten, besonders wenn sse a» dem Wesen nichts Lndern), mit
«inander wechseln — es ist Thatsache, daß die ganze Fronte, mö'ge sse
auch als Einzelwerk noch so vvllendet angenomme» werden, doch dcm
mailänder Dome mehr schadet, als »utzt. Das räumen Sie selbst ei«,
«nd wenn Sie daS auch bestreiten sollten, so wörde doch ei» oberflächli-
cher Anblick eS gleich lehrc», daß sse nicht blvß in Bezug auf den mai-
länder Dom, sondern auch an fich ein höchst unorganisches Conglomerat
ist. Run ist aber diese Fronte doch keiurswegs ein unbedeutender Lheil
deS Gebäudes. Wäre dieses der Fall, dann HLtte» wir gar nicht davon
stesprochen. Die Sonne hat ihre Flecken, und es ist wohl kein Gebäude
»n der Welt, das »icht irgendwo eine» fehlerhaften Ausatz hat. Es han-
delt sich aber hier um eine» Haupttheil, um eine gauze von den vier
Flanken, und wer die etwa nach vier Jahren an den köluer Dom hält,
der wird, welcher Ansicht er immer über das Wesen von Schönheit sein
mag, doch in dem letzteren eine» unbestreitbaren Vorzug schvn darin er-
kennen, daß sich hier wie von selbst Alles organisch und naturgemäß ent-
«ickelt. Es wird daher uunöthig sein, wenn wir hier eineu vielleicht
«icht zu eudenden Wortstreit führen wollten, ob der Mangel der LHLrme
an der Westseite und Hauptfarade deS mailänder DomeS diesem hier zum
Bortheil« gereiche oder schade. Zn Deutschland, an den besseren Domen
von Krcnkreich und England wücde man »icht so gebaut habeu und hat
»uch meineS Wissens nirgendwo so gebaut. Aber wird nicht die Kuppel
Lber dem Kreuzschuitte deS mailander DomeS und der Kuppelthurm für
diesen Mangel einen mehr als hinlänglicheu Ersatz gebe»? Sie scheinen
darauf ein besonderes Gewicht zu legen. ES gibt Leute, welche, adge-
sehen von der besonderen AuSführuug, anderer Ansicht sind.
Jch habe gerade ein Buch zur Hand, in welchem sich sehr viele schöne
Daten finden und das gewiß schon darum der größten Verbreitung werth
wäre. Es ist dieS das Buch von dem Profeffor Krcuser über den christ-
lichen Kirchenbau, wvrin sich in Bczug auf den fraglichen Gegenstand
folgende Stelle befindet: „DaS Jahr 1481 zeichnen wir dadurch ans, daß
der Herzog von Mailand den Baumcister Hammerer zu sich derief, um
wegen der Domkuppel zu derathen. Also die neuere Kuppel-Liebhaberei
hatte auch schon in Mailand Fuß gefaßt, und die deutsche Bauweise war
am Werschwinden, die sich wenig mit dem italienischeu Kuppelwesen ver-
Irägt." Wir lasseu uun die letztere Ansicht, so wie auch das, wak Duran-
duS in seinem für den Kirchenbau so wichtige» Buche über die Lhürme
alS Lehrer und Prediger des Volkek deukt, auf sich beruhen. Wenn wir aber
die Lhürme, die, an der mailänder Fa?ade fehlen, fo wie sie jetzt ist, «ine
Nnmöglichkeit siud und, nach manchem Analogen in Jtalien. vielleicht
auch gar nicht projectirt waren, dem Baue hinzudenken sollen, wie Sie,
verehrter Herr, eS vvu dem Leser verlangcn, Lan» möchten wip doch hier
an eine Stelle in Horazeus »koSticn" erinnern. Doch laffe» wir LaS,
fassen wir unsere Staudpnncte genauer. Wir haben den matlander Dom
-enommen, wie er vor uns dasteht, dcn kölner jedoch theilweise nach dem
Borhandenen, theilweise nach dem in nächster Nähe mit Sicherheit in
A«Ssicht St«h«nde». Uud da «ird Nlemaub läugne» könue», daß ihm
selbst die «nglückliche» Aeiten und der Mangel so berühmter, aber in au-
derer Weise thätiger Baumeister, wie sie Jtalien zu Ende des 15- nnd
fast daS ganze 16. Jahrhuudert hindurch bcsessen. zum Bortheile gewe-
sen. Gewiß hatten jene Männer in einer Zeit, wo alle traditionelle Luc-
torität i» der Kunst gebrochea, auch an den köluer Dom ihr Subjectives
mit hiuöbergetragen, den ursprüuglichen Styl, wie eS am mailänder
Dome geschah, verlassen uud nach den neueste» Zeitansichten getaut.
So wurde die Fayade Les mailänder Domeß ganz in fremdartigem
Style gebant, und Sie selbst rechnen es für ein Glück, daß ihr berühm-
ter Meister Pellegrini ein« anderweitige Beschäftigung fand, wo er ein
anderes, durch seine Größe eben so berühmtes, aber nicht weniger gril-
lenhaftes Gebäude errichtete. Aber die Abweichung von der ursprüngli-
chen Reinheit und, wir könne» wohl auch mit eben der Gewißheit sagen,
Größe des Styles, zeigt sich nicht bloß an der Fronte dcS mailänder
DomeS, sie geht durch und durch. Ueberall ist schon eiu fremdartiges
Element in der Architektur, und vielleicht hat dicses nebst dem JmxulS
vou außen, den das neuerweckte Griechenthum gab, nicht wenig dazu bei-
getragen, den ausgezeichneten Mäunern, welche damals Jtalien im Bau-
fache besaß, das ganze System entweder zu verleiden, oder doch als eiu
bereits Abgethanes zu betrachten. Wir wiffen, daß Bramante, der crste
Schöpfer der Peterskirche, an dem mailänder Dome seine erste Schule
machte; aber wo zeigt sich denn an irgend einem Bauwerke vvn ihm die-
ser Einfluß? Wir haben d!e feste Neberzsugung, der kölner Dom hätte
weder das harte Urtheil Rafael's über die germanische Bauweise veran-
lassen, noch, hätte Bramante daran seine Schule gemacht, auf ihn so ganz
ohne Einwirkung sein können. Allerdings waren es die Zeitumstände,
welche den größten Einfluß äußerte»; aber es war auch daS verkaunte
Wesen deS Skyles selbst, daS die Meister germsuischer Weise selbst auf
Abwege geführt hatte.
Die Architektur verließ ihr Princip, sie wurde malerisch und warf
sich auf ein Gebret, das ihr in künstlerischer Hinsicht nur nachtheilig sei»
konnte. Jn dieser fehlerhaften Weise ist aber die gesammte Architektnr
des mailänder Domes auch da, wo sie noch ihren germanischcn Charakter
mehr oder weniger beibehalteu hat. Mögen Lie Massenverhältuisse des
mailänder und des kölner Domes sich noch so günstig für Len ersteren
gestalten, der kölner Dom hat doch mehr Schwung, mehr Freiheit, eine
reinere Entwicklung. Sie finden hier nirgendwo den so genannten Esels-
rücken in Len Boge», wie Sie ihn allenthalben an dem mailänder Dome
bemerken. D a ist nirgendwo dieses freie, »atvr^emaße Austreben; wie im
Aeußeren, so ist anch in dem Jnnern des mailänder Domeß AlleS mehr
in Ler Breite gehalten, und die Gcwölbe habea bei ihrem mannigfache»
Schmucke doch den Reiz nicht, wie wir dies bei dem kölner Dome erwar»
ten können. Doch das sind Dinge, darüber würden wir leider viel hin
und hcr redeu, wen» es nicht ausgemacht wäre, daß schon die bloßen Netz-
gewölbe eine Abart des Spitzbogen-Systems wären. Werden Sie die an
das classische SLulen-System erinnernden Pfciler-Gliedcrungen des mai-
länder Domes mit ihrem steifen Sockel den schö'neu Profilirungen, wie
sie au jeuen Stellen im kölner Dome siud, an die Seite stellen? Lch
nein, das köunen Sie nicht, daS wird trotz Jhrer begeistcrten Worte Jhr
Ernst uicht seiu. Sie scheiuen Las selbst geahnt zu haben; denn Sie sa-
gen: „Die Specialität von Philippino's eigenthümlichen Pfeilerkronen
würde dieseS Gesammt-Urtheil schwerlich rechtfertigen kö'nnen." Ach uein,
dies ist es nicht allein, was hier ein Kirnstverständiger in Bezugsauf
die consequent« Durchbildung des Systems zu erinuern hat, und wori»
der kölner Dom vorzüglicher ist, was Jhnen bei sorgfältiger Scheidung
gewiß nicht entgehen kaun, vielleicht anch thatsächlich nicht entgangen
ist, was Sie indeß nicht so hoch anschlagen. Wenn Sie mir aber die
Freiheit gestatten, die Sr'e für Sich in Ansprnch nehmen, Sich an beide
Gebäude noch etwas hinzu zu denken, so verlange ich nichts mehr, als
dre wit ziemlicher Gewißheit in Aussicht stehende Bollendung des kö'luer
DomeS. Doch das ist nicht einmal nothweudig — wir haben ja Las Chor,
wir haben die Seitenschiffe des kö'lncr Domes vollendet. Aber Sie nen-
nen das „Fensterbau, der natürlich bei der Constructivn deß mailänder
Domes fortsirlle". Erlauben Sie mir gütigst, daß gerade in dem, was
Sie Fensterdau zu nennen belieben, und deffen Natur schon in dem von
Jhuen bckämpften Aufsatze so ziemlich erörtert worden, der kölner Dom
semer Jdee unendlich näher gekommen, als der mailä'nder. Seine ganze
Wesenheit ist eine viel geistigcre, als die materielle des mailänder, der
die dcm Spitzbogen-Systeme ganz unnö'rhigen Wände weniger als Ful-
lungen, denn als Stützen «nd Lräger dehandelte. ^ .
(Gchluß folgt.)
AuHMllg
des kolofsalen Modells
dcs
Kölner Domes
in seiner ganzen Vollendung.
schen täglich von Morgenö biS
Abends.
Cntree S Sgv.
Die Hälfte der Netto-Einnahme ist zum Besten deS DombaucS.
Das Local ist Hochstraße Nr. 12S in
Dcrantwortlicher Herausgeber: I. Z- Relles in Köln.
CommissionS-Derlag deS Verlcgers derKöln.Ztg.: Jos. DuMout in Kö'l».
Druck von M. DuMont-Schauberg in Köl».