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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1857 (Nr. 143-153)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1523#0035
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noch zu thun übrig, und fürwahr, großer Kräste.ggewaltiger Anstrengungen
bedarf eö, soll daS echabene Werk, welcheS wir vereint zu fördern unS vor-
qenommen haben, dereinst vollendet werden. Wohl darf ich es ein erhabeneS
Werk nennen; denn kaum möchten wir ein andercS Ziel finden, welcheS so
edel und groß, unserer fortgesetzten Theilnahme und Anstrengung so würdig
wäre, wie der Ausbau des kölnec DomeS. Blicken wir nur hin auf die groß-
arrgm Schönheiten dieses herrlichen BaueS, auf seins edle Echabenheit, auf
seinen einfachen und doch so reich gcgliedertm OrganismuS, auf oie Har-
monie aller Theile, auf seine tiefbedeutsame Symbotik, und sragrn wic unS
dann: Wo gibt cs einen wücdigeren Ausdruck kirchlischer Hoheit, wo so edle
und reine Formen, wo eine so staunenSwerthe Schöpfung oes künstlerischen
GeisteS? Wir gewahren da den vollendelsten Triumph des Geistes übec die
Materie, der beherrschcnden Jdee über den Stoff, deS Ueberirdischen und
Himmlischen über das Jrdische; eö ist, alS müßten wir mit dem Dichter
ausrufen:

Nicht der Masse qualvoll abgerungen,

Schlank und leicht, wie auS dem Nichts entsprungen,

Steht daS Bild vor dem entzückten Blick.

Wir sehen darin serner einen Nusdruck jener tiefen und wunderbaren Poefle,
welchc, auf nationaler Grundlaqe bcruhend, gehoben und verklärt vom Geiste
deS EhristenlhumS, das ganze Milielalter ducchdrang und die edelsten Schö-
pfungen in Dichtung und Baukunst zu Tage förderte. Unwillkürlich werden
wir zurückversetzt in jene Zeitcn, wo ein Walther Von der Vogelweide, ein
Wolfram von Eschenbach, ein Gottfcied von Straßburg blühten, wo die
Poeste alle Stände und Verhältnisse mit ihrem belebenden Hauche durch-
drang. Wenn wir aber im Hinblick auf jene großartige Aergangenheit aller-
dings unser Unvermögen bekennen müssen, auS eigener Krast solche Wun-
derwerke hervorzubringen, sollten wic denn nicht wenigstenS im Stande sein,
das von unseren Bätern Ererbte zu erhalten und fortzuführen?

„Doch nicht bloß von seinec künstlerischen Seite betrachtet, auch als
Nationalwerk hat der kölner Dom füc unü die größte Bedeutung. DaS Zahr-
hundert, dem er seine Entstehung verdankte, war eines der glanzreichsten
unseres VaterlandeS; er sah dann, wie daS deutsche Volk immer mehr von
der Höhe seineS Ruhmes herabsank, er schaute die Tage unsecer tiefsten Er-
niedrigung; ec soll aber auch, wie wir zuversichtlich hofsen, dereinst noch
Zeuge einer befieren Zukunft werden. Alle Stücme dec Zeiten, Kricg und
FeuerSbrunst, gmgen, von einer höheren Hand abgewehrt, glücklich an dem
Dom vorüber; während so viele Denkmäler älterer und neuerer Jahrhun-
derte rings um ihn her zu Grunde gingen, blieb er inmitten deS allgemeinen
UmsturzeS stehen, alS die heilige Reliquie einer großen Vergangenheit und
alS ein divinatorischeS Vorzeichen eineS künftigen bcfferen ZustandeS. Jn-
mitten einer der ältesten Städte Deutschlands gelegen, wo dec Fuß bei jedem
Schritte auf die Denkmäler längst vergangener Zeiten stößt, ist gecade der
kölnec Dom vielleicht mehr alS irgend ein anderer Bau geeignet, große hi-
storische Erinnerungen in uns zu wecken. Wie aber die Kunde frühercr Thaten
und Geschicke stetS daS Gemeingut eineS ganzen VolkeS find, so auch die
Octe, woran sich die geschichtliche Ueberlieserung anknüpft. Nicht einem ein-
zelncn Puncte unsercS großen VaterlandeS oder einec besonderen Provinz
gehört darum der kölner Dom an; er ist vielmehr ein gemeinsameS Eigen-
rhum des gctnzen deutschcn Volkes, für das also auch Alle glerchmäßig be-
geistert sein sollen. Wenn darum die Theilnahme für dieses Nationalwerk
lange Zeik hindurch gan; erstorben war, und wenn ste es auch jetzt noch in
viclen Kreisen ist: daS darf unS nrcht icre machen. Zeigen wic vielmehr laut
der Welt, daß auch in der akademischen Jugcnd noch e!n Rest jener alten
deutschen Krast und Einigkeit lebt, indem wir unö brüderlich die Hand rci-
chen, um gc,meinsam an der Vollendung eincS so schönen Werkes zu arbeiten.

„Noch gibt cS aber ein höhereg Jntereffe, alü das bloß künstlerischs und
nationale, welcheü uns für die Sache deS kölnerDöMeS begeistern solltnäm-
lich i aS religiöse. Aus dem Glauben ging er hervor, die Geheimnisse deS
GlaubenS finden in ihm einen erhabcnen Ausdcuck; auS dem Glauben, und
auS ihm allein. will er auch begriffen werden. Und dieses Letztere ist so wahr,
daß man an den Schicksalen dieses BaueS auch die Geschicke der Kirche selbst
verfolgen kann. Jn den Zeiten deS GlaubenS wurde er gegründet; in dem-
selben Maße aber, wie jener auS den Herzen der Menschen verschwand, er-
losch auch die Theilnahme füc den kölner Dom, biS cndlich der vollendete
Unglaube deS vocigen JahrhundertS so weit gehen konnte, ihn, so wie die
gothische Baukunst überhaupt süc die Ausgeburt eincS barbarischen Zahr-
hundertS zu erklärcn; erst die Gegenwart sah mit der Wicderbelebung deS
kirchlichen Bewußtseins auch den Dom aufs Neue aus ftinen Ruincn er-
stehen. Za, Eomnrilitonen! jene Zeiten. welchs die Gründung dieses herrlichen
TempelS sahen, hatteu ohne Frage Manchcs vor uns vorauS ; aber wir dür-
fen rmS nicht damit begnügen, das, was sie SchöneS und TrefflicheS ent«
halten, in unfruchtbarer Klage zurückzuwünschen; ncin, wir müffen auch selbst
mit Hand anlegen, um cS wiedcr zu verwirklichen. Weit über die Gränzen
unftrcs Baterlandes hinaug hat man dem Fortbau des kölner DomeS die
grbßte Aufmerksamkeit geschenkt; und wir solltcn kalt bleiben bei einem Werke,
welches Kunstfinn, Vatexlaudsliebe und Religion unS so theuer machen
mügen und das unftre heitigsten Zntcressen so naht berührt? Es gibt in der
That kcine Entschuldigung für denjsnigen unter uns, der hierbei gleichgültig
verharrt^Denn wo sollte man übcrhaupt noch Theilnahme sür eine ;o cr-
habene Sache ;u finden hoffen, wenn nicht unter der Jugend, die durch ihr
Älter und ihre Biloungsstufe für alles Schöne und Eöle empfänglich ist,
die derciüst Träger der Bildung werden und, wenigstenS zum großen Theil,
später die Wahrheiten verkünden soll, welche in Lcm kölner Dom einen so
erhabenen und würdigen Ausdruck finden?

,Dazu kommt sür unS rnsbesondere nych ein fernerer Beweggrund, der
uns zur eisrigcn Theiliiahme an dieseni Vereinc anspornen mup: nämlich
die Ehre dieser Akadome, wclche sich auch schon ftüher durch regcS Jntereffe
an dem Korlbau dcs Domes auSgezeichnet hat. Wie nämlich daS jüngste
Domblatt bcrichtet, wurden voc Kurzem die drei Fenstec der Maricn-Capelle
mit neucn GlaSgeipälden vecsehen, deccn eineS von "dcn De'iträgcn Lc.ö- Äa-
cir Vercine zu Lcnn und Münster kffffriitc:! wurde. DaSselbe cnthäit
in vicc' Felberki Scenen aüs dcm Lcben der 'helligen Jungfrau:"Ne' Där-
bringpng deS HeilandcS im Tempel, der Tod Maria'S, ihce Himmelfahrt und
Krönung. Jn der Mitie befiiidel flch daS Brustbild deS großen Gelehrten
AlbertuS MagnuS mit der Umschrist: Lives seaclswici Lonnenres et Llo-
vssterienses, snoo LlvllLcftVII. Hier haben wir eine schöne Gelegenheit,

l Eommilitonen! unseren Eifer und unsere Opferwilligkeit an den Tag zu le-
gen, zugleich aber auch die Ehre diesec Akademie zu wahren. Wir haben
jetzt die Aufgabe, das, waS unsere Vorgänger rühmlich begonnen, entschieden
und beharrlich durchzuführen, ünd danach müffen wir oor Allem stceben,
unS von Jenen nicht beschämen zu laffen, sondern ste nach Krästen zu über-
bieten; so wird denn auch der Ruhm dieser Anstalt alS einer wahrhast ka-
tholischen sich immer mehr vecbceiten und wachsen.

.Wohlan denn, Commilitoneiz! Schließen wir ung zu vereintem, auS-
dauerndcm Streben fest an einander, denn eS handelt stch hier um ein Werk,
wobei eS neben den höchsten allgemeinen Jnteceffen auch noch die Ehre un-
seres Standes und dieftr Anstalt zu wahren gilt. Vor Allem aber laßt unS
die schönen Worte beherziaen: „.Eintracht und AuSdauer"". Dmn in diesen
beiden Worten liegt das Geheimmittel, welcheS vergangene Geschlechter be-
fähigte, ein so riesenhaslcs Werk zu beginnen, und wodurch allein mit GotteS
Hülse die jetzige Generation dasselbe vollenden wird.'

Hierauf crklärte der Ehrenpräftg die Versammlung für geschloffen.

-—--

urr » « den

aus den Schreinskarten des Bezirks Niderich

in Köln.

Mitgetheilt von I. I. Merlo.

(Fortsetzung. S. Nr. 145.)
vsrts II.

36. Dec Hospitalsmeister von St. AndreaS verkauft ein HauS gegen

Erbzins.

öiotum sit k. et p. quocl kerlseus et vxor eius llerburxis emeruot
clonivm et sresm sitsm ivxts äomvm Oisilbertj s msxistro kospitslis sti.
c4näres. vs rslious ut tsm ipsi qusm kerecies eorum snuuatim persolusot
iiii. soliäos sä vsus psupervm qui iu eoäem tiospitsli ospitsntur (sie). et
si korls ueuäere uolusriut. emptor similiter iiii. soliäos sä eosäem vsus
äsbit ee uurburin^) vt anuvatim iiii. soliäos persoluet. et koe eonk. est
test. ä. 8. lil. et o.

37. Die Stistsherren von St. AndreaS.

Kotum sit k. et p. quoä Lauonioj sti. ^näree emeruut srosm silam
iuxta äomvm Lo§ilbertj qui äieitur äop s öervviuo ot vxors sua Itlstbiläe
et sd omnibus Iisreäibus eorum sioo vmui eontrsäiotioue et boo conk.
est test. ä. 8. öl. et o.

38. und 39. Wettschatz") in Eigenthum verwandelt.

öloium sit k. et p. quoä llslooäus et vxor sus viäersckis äomvm et
sresm ^xuetjs tsm äiv babuerunt in suo vveääesobstee äooee iu eorum
äeusnik proprietstem. ^et boo eook! est test. 1 8. öl. et e.

Itsm notum sit quoä Osluoäus st viäersäis äuss Lsmerss scliseen-
tes oum sreis que kuernut ^^nstis tam äiu iu suo bsbueruut vsäimouio
äonee in susm äsueuerunt propristatvin. et boe oouk. est tsst. ä. 8. 'l. eto.

4V. Hospitalsmeister und Stift von St. AndreaS.

öiotum sit k. et p. quoä Wiolimauuus ot llsäsvviA uxor «Vll nequi-
sinorunt sresm qus speetsdat sä dospitale sti. Vuäroe «ä vsus psuperum
sb ips» msAistro Ospitalis et a oonuontv eiusäsm eeelesie, ita ut quo-
liket snno ii. soliäos ipso W. et ll. vt ksreäes eorum sä Ospilale pcr-
solusnd vt omnis iurs ipsi äeinoeps kseiaut. et boe eouk. est lost.

4l. Die Domherren.

kiotum sit k. ot p. quoä Volmarus et vxor sus Oäilia sequisiuorunt
sidi et ksrsäibus suis sresm s oanouieis besti petri msioris eeolesis").
tsii eonäitious ut siupulis souis iu kestinilslo deatj kemixij osmerario
eiusäem eoelssis vil. soliäos porsolnsnt et quiequiä iuris smplius iuäv kaeien-
ävm est ipso V. et sui bereäes kaelaut. el boo eonk. est lest. ä. 8. öl. et e.

42. Frauenkloster zu KönigSdorf.

ölotum sit k. ot p. quoä Ooäescksleus äo vveräks omit äomvm et
arvsni quo kuit maKistri Oervssi. qnam eoutulerst oum kiliabus suis Xu-
ninxisäorp s ovnueuku ciusäom eeelosie siue omni eoutrsäietioue vt licx,
eouk. est tost„ ä. 8. A. et o.

43. Ursulastift.

ölotom sit f. el p. quoä dealrix klia llletbiläis aresm qusm omerst
a )Vilkelmo ssoeräole coutrsäiäit stis. virxinidus et oonueutui äeo ibi
seruienlj sine vmni eontrsäietione et boe oonk. est test. ä. 8. bl. Ll c.

Vorheuer — cin bei eintretendem Persvnenwechsel zu entrichtendeS
AntrittSgeld. BemerkcnSwerth bei diesem Notuni ist der Umstand, daß
die Erwerbung gegen erblichcn ZinS auSdrücklich als ein K a u f geschäst
bezeichnet ist. Jn gleicker Weisc fiiid auf derselben Karte mehrere an-
dere Eintragungen abgefaßt. Man flehe auch dic nachfolgende Urkunde
Nr. 56.

") Ueber Weiischatz. im Gegensatze zur Fahr, gibt ClaftnS SchreinS-
praxis S. 17—22 Ausschlüfsc.

>-') Füc die Baugeschichic deg DomeS ist die Stelle ,in saersrium s. ve-
lri msioris ecolekie in Lolvnis', welche dec Schledsspruch Albort'S des
Großen vom I. 1252 in Betceff dcS MünzwcsenS enihält, in Betracht
gezogen und verschieden gcdeutet rrorden. Während man auf der einen
Seite die Sacristei deS DomeS darunter verstebt, ist von der anderen
Seite auf den Petri-Altar im Dome hingcwiesen und dieS zunächst
durch die Behauptung begiündct wocden, baß man im crstcren Falle
entweder s. kelri odcr waioris ecelesie, nicht abcr doppelt s.
Vetri und msioris eeclesi'e lesen würde. AuS dem obiaen SchreinS-
notum, so wie auch schon auS dem mit der Nr. 32 voryergrgangenen
ist zu ersehen, daß eS nicht unüblich war, der Domkirche die Doppel-
bezeichnung bksjor ecclesia ssncti ketri oder Lesti vetri wsjor ec-
clesis (die St.-PeterS-Domkirche) zu geben.
 
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