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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1863 (Nr. 215-226)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1813#0004
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darüber vergessen haiten oder seldst wisseniltch oder absichtlich mißkannten.
Bei den Kaiholiken inSbesondere ist der Umschmung vollständig; er findet
unter ihnen kaum zureichenden Widerspruch, um den vieg constatiren zu
können. Sie sind wieder zum Bewuhtsein ihrer Shre und ihreS historischen
SrbguieS gekommen. Aber gegen die Flut der gewöhnlichen Voruriheile, ge-
gen die Boreingenommenheit deS Hass.S und dec absichtlichen Unmiffenheit,
welcher Anstrengungen, welcher Kämpfe wird eS da noch bedürfenl Jm Lle-
ruS und untec den Laien arbciten noch viele sachkundige Schriftstellsr an der
bei Weitcm noch nicht vollendeten Aufgabe. Die berechtigte, unveciährbare
Erhebung dec Wahrheit gegen den Jrrthum ist nicht daS Wsik eincS TageS;
dec so sehnsüchtig herbe^ewünschte Sieg läßt sich nicht so schnell und so leich-
ten KaufeS erringen. Sine gründliche, volllvichtige Wissenschaft muß noch
täglich unser Arsenal mit schlagenden Argumenten, mit unwiverleglichen Nach-
weiscn bereichern, unS behülflich sein, unsere vergessene Herrlichkeit wieder
zu erobern, und zugleich daS Erbgut der geschichtlichen Wahrheit mehren.

Während abec noch so viel zu thun blieb, um diese Eroberung zu be-
festigen und ihren Befitz zu ordnen, fieht man dieselbe bereitS schon wieder
gefährdet durch die dem französischen Wesen eigene unglückselige Flüchtigkeit,
die fich selbst biS in daS religiöse Gebiet hinein erstrcckt. Man ist von einem
Sxtrem inS andere gerathen, von einem Pole deS JrrthumS zum entgegen-
gesetzten Pole, von einer aus Unwiffenheit stammenden Geringschätzung zu
einer blinden, auSschließlichen und nicht weniger von Unwiffenheit zeugenden
Bewunderung gekommen. Man hat sich ein eingebildeteS Mittelaltec zurecht
gemach», in weichem man daS Jdeal der gewagten Theorieen und retrogra-
den Leidenschasten ausstellt, das auS den llmwälzungen und Palinodieen
unserec jüngsten Vergangenheit entstanden ist. Die literarische Schule, welche
die Meisterwerke deS clasfischen AlterthumS verbannt wiffen will, hat die
Reihen der politischen Schule verstäckt, die sich mit einer Art von kcampf-
haflem Vertrauen an die Gewalt, alS an die beste Verbündeie deS Glau-
bens, anklammert, die Religion und die Gesellschaft unter deren demüthigen-
den Schutz stellt, mit boShaftec Fceudc daS Gewissen und die Menschenwürdr
unter allerhand seltsamen Zumuthungen erdrückm möchte. Allen Thatsachen
und beglsubigten Denkmälern der Vergangenheit zum Trotz gefallen sich beide
darin, in dem von ihrer Einbildung gefälschten Mittelalter nach Waffen ge-
gen die Rechte der Vernunft und Lie Zukunft der Freiheit zu suchen; beide
ihun der Christenheit in den Tagen unserer Vorväter die Schmach an, sie
in jeder Hinficht alS ein Muster deS socialen und geistigen BildungSzustan-
deS aufzustellen, wie sie ihn erträumen und der modernen Welt vorpredigen.

AlSbald haben nun abec auch in leicht begreiflicher Rückwirkung die
alten Vorurtheile und daS verstummte Phrasenthum gegen das Zeitalter deS
SlaubenS wieder Leben und Gunst gewonnen. Die kaum verhüllte Srbitterung
derjenigen, die sich mehc auS Rücksicht auf Tact und Geschmack, alS auS
Ueberzeugung dem Gesetze der noch ganz ungewohnten Unparieiltchkeit ge-
fügt haiten, ist aufs Neue enlflammt. Dcm Zorne derjenigen, welche daS
Scwachen der Heloten, die man resignirt und völlig daran gewöhnt glaubte,
ihren alten Nuhm und die Fceiheit ihrer vergangenen Zeiten auf immer zu
verläugnen, nur mit Jngrimm sahen, hat sich nun die natürliche Besorgmß
aller derjenigen beigesellt, welchen die legitimen Errungenschaften und Fort-
schritte deS modemen GeisteS werth und theuer sind. Dadurch, daß man daS
Lob deS MittelalterS mit der Vergötterung moderner, knechtischer Unterwür-
figkeit zu verbinden gesucht hat, ist der Abscheu vor der katholischen Vergan-
genheit wieder geweckt, vermehrt und scheinbar gerechtfertigt worden. Die
Eache, die bereiis gewonnen war, ist nochmalS in Fcage gestellt und läuft
ernstlich Gefahc, auf lange Zeit hin wieder verloren zu gehen. Die Leiden-
schaften und der Haß haben wiedec einen Vorwand und einen Schlupfwin-
kei: sie geberden fich alS Verbündete der verrathenen Freiheit, deS bsdrohten
GewissenS und der beleidigten und mit gerechter Befürchtung ersüllten
Vernunft.

Dec thätige und gewissenhafte Arbeiter an dem großen und guten Werke
hat sonach nur allzu oft Anlaß, traurig und entmuthigt inne zu halten, wenn
er den Vulcan, der erloschen schien, stch aufS Neue öffnen fieht, um wiederum,
wie noch vor Kurzem, gegen die Eerschtigkeit und Wahrheit die unreinen
Gluthen der Verleumdung und Schmähung auSzuspeien; traurigec noch ist
eS sür ihn, wenn er diese Wahrheit durch oberflächliche und verwegene Apo«
logeten zu unwürdigen Allianzen mit der Gemeinheit, der Furcht oder der
freiwilligen Blindheit verdammt sieht. Durch diese wird daS Werk deS Man-
neS von Ehre, der die Wahrheit vertheidigen und ihre Rechte vindicicen
möchte, ohne der Mitschuldige irgend einer Verfolgung, irgend einec Unter-
drückung zu werden, in sehr empfindlicher Weise erschwert. ES steht ihm
vielleicht nicht zu, zu ihnen zu sagen: Llsscltis euzus spiritus sitis (Jhr
wißt nicht, wessen GeisteS Jhc seid); aber sagen darf er, daß er in ihrem
Lager weder ist, noch gewesen ist, daß er mit ihnen nicht die gleichen Wege
geht, nicht unter der gleichen Fahne kämpst. Gern möchte er mit dem Pco-
pheten sagen: Llurus srat iutsr ms et sos (eine Mauer war zwischen mir und
ihnen); denn eS gibt Zeiten, wo man sich zur Trennung entschließen muß
mit jener Trauer und jener Entschlossenhsit deS Patriarchen, mit der er zu
seinem nächsten BlutSverwandten sprach: Lsaa uuivsrsa tsrra eorsm ts est:
rsseäs a ms, ob>ssoro: si aä siuietrsiu isris, sxo äsatsrsm tsusdo: si tu
äertsraiu elexsris, ego sä eiuistrsiu xerA»ru. *)

(Fortsetzung solgt.)

^) Siehe, die ganze Srde liegt vor dir: weiche von mir, ich beschwöre dich:
Wenn du zuc Linken gehst, werde ich mich zuc Rechten wenden; wenn
du die Rechte wählest, werde ich mich nach LinkS begeben.

(Gen. XIII. 9.)

Dombau.

Jhre Mafestät die «Lmgin -aben Nllergnädigft geru-t, ein tu Farben-
druck nach Angabe von Herrn Profeffor Scheure» i» Döffeldorf auk-
gefü-rte«

Urkundenblatt,

die Baugeschichte des DomeS zu Köln enthaltend, dem Lentral-Dombau-
Berein Behufs Derwert-ung zum Befien des DombaueS in 300 Eremplare,
mit dem Rechte der fernereu Bervielfältigung huldreichst,u verlei-en.

Der vsn de» Herre» Weber und DeckerS, uach der im Befitze J-rer
Majestät derKöntgi« befindlichen Origtnal-Zeichnung geferligte Farbendrnck,
geschmückt mit den Anfichten des DomeS und reicher Oruameutik im mittel-
alterlichen Stple, liegt in den Buchhandlungen vsn
Herrn M. DuMsnt-Schauberg, Hochstraße,

Herrn E- Mayer (M. Lengfeld), Hochstraße,

Herren Lesimple und F. Seemann (I. G. Schmitz), Hochstraße,
Herr» A. Baedeker, Hochstraße,

Herrn I. W. Bsifferöe, Hochstraße,

Herrn A. F. W. Frü-buß (P. Bollig), ObesmarSpforten, uub
Herren W. Affenheimer L Comp., Friedrich-Wil-elmstraße,
so wie im Vereinslocale zur Anficht der Dombaufreunde aus, unb iß z»
einem Preise von 20 Sgr. für jed-S Sremplar daselbst käuffich.

Der Cenlral-Dombau-Berein gibt fich der Hoffnung -in, daß de,
Jntentisnen J-rer Majestät der Königin entsprcchend, dem Dombau zu Köl»
durch vielseitigen Ankauf dieseS kuustreich angeordnete» und ausgesührte,
ErneuernvgSblattcs eine nru« und dauernde Sinnahme znstießen wird.

Köln, deu 31. December 1862.

Der Borstand

des Central-Dombau-Bereins.

Zunr Besten des kölner Dvmbaues

ist erschienen und im BereinS-Secretariate (RathhauSplatz Nc. 3) vorrälhig:

Vkr kölner Vom,

eine Kunstbetrachlung.

Vortrag,

gehalten zur Feier des Geburtstages Zr. Maj. des Lömgs
in der Mademie der Wissenschaften zu Berlin

von

Adolph Treudelenburg,

Secrelär decselbe».

Köln, 1853. Preis 5 Sgr.

D i e

neuen Glasgemälde

im Dome zu Köln,

ein

Weihe-Geschenk Sr. Majestät des Königs Ludwig l.

von Bayern,

beschrieben

von

Errrst Weyden.

Dritte Auflage, vermehrt durch eine kurze Geschichte der
Glasmalerkunst, so wie durch Andeutungen über die altm
Fenster deS kölner Domes im hohen Chore und im nördlichen
Nebenschiffe des Langhauses.

Mit Abbildungen.

Köln, 1854. Preis 10 Sgr.

Berantwortlicher HerarrSgeber! I. I. NelleS in Köln.
CommisfionS-Verlag und Druck vou M. DuMont-Schaoberg in Köla.
(Crpedktiou der Kölnischen Zeitung.)
 
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