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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1863 (Nr. 215-226)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1813#0001
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Kölner

Domblatt.

M o n a t s s ch r i s 1.

--

Amtttche Mittheilungen Ses Central-Dombau Vereins,

mit geschichtlichen, artistischeu und literarischen Beiträgen,

herausgcgebrn vom Vorgande.

Nr. T1L. Köln, Samstag 31. Januar 1863.

Das „Kölner Domblatt" erscheint monatlich. Der Pränumerations-Preis, deffen Brutto-Ertrag der Dombau-Berei»s-Caffe zuffießt, beträgt hier
wte auSwärts (bei allen kgl. preuß. Post-Anstalten) 10 Sgr. für den Jahrgang. — Alle Zuschristen an den Tentral-Verein werden offen oder unier
Sreuzband mit der Rubrik: „Allgemeine Angelegenheiten des Dombau-Bereins zu Köln", so wie Geldsendungeu mit der Bezeichnung: „Geldbeiträge
für den Dombau zu Köln", erbeten.

Amlliche Mittheilungen.

Zweihundert zweinndsechszigstes Protoeoll

d e S

Lentral-Dombau-Vereins-vorstan-es,

verhandelt zu KLln im großen RathhauSsaale Freitag, 30. Januar 1863,
Nachmittags 4 Uhr.

Anwesend die Herren: Esserll-, Präfident; V.Laudrt, BerghauS,
Neven, Ntcolovius, Berhagen,Chr.Herriger, Böcker, Sepdlitz,
Ed. Oppenheim, v. Vill, Kreuser, v. Wittgenstein ssn., Gaul,
M. DuMont zunior, Aldenhoveu, Pütz, Voigtel, O. Haass I-,
Bartman, v. Bosen, I. I. Merlo, v. Wittgeustein zr.; Meuser,
Prstocollführer.

Entschuldigt die Herren; v. A. Reichensperger, Esser II. zr.,
Breuer, Franck, Grosman, Michels, Roggen, Heimann,Haanen.

Der Präsident eröffnet die Sitzung durch Mittheilung deS Gaben-
BerzeichniffeS. Demgemäß find seit der letzten Vorstands-Sitzung ein-
gegangen; 4163 Thlr. 27 Sgr. 11 Pf.

Herr I. A- Plaßmann wird auf Grund des §. 21 deS Dereins-
GtatutS zum Ehren-Mitgliede deS VorstandeS für daS laufende Jahr ernannt.

Herr Gaul verlies't darauf den Bericht des Laffea-CuratoriumS über
die von dem VereiuS-Rendanten Herrn Nelles gelegte Rechnung für das
Jahr 1863. Das Cassen-Turatorium träzt in Ueberetnstimmung mit
dem Verwaltungs-AuSschusse darauf an, dem Rendanten Techarge
übcr di; gelegte Rechnung zu ertheilen, welchem Antrage von Seiten des
BorstandeS entsproche» wird.

ES folgt die Festseßung deS EtatS för die BerwaltungS-Aus-
gaben pro 1863. Dieser Etat wird im Ordinarium auf Eintausend Thaler
und im Ertraordinarium auf Hundert Thaler festgesetzt.

Der Präsident verlies't darauf die fslgende Acceptations-Urkunde:

Wir Johannes, der heiligen Römischen Kirche unterdemTiteldeSheiligen
LaurentiuS auf dem Biminal Csrdinal-Priester, durch Gottes Barm-
herzigkeit und deS heiligen Apostolischen Stuhle« Gnade Erzbischof
vsn Köln, deSselben Apostolischen StuhleS geborner Legat rc.

Nschdem der Vorstand deS hiefigen Central-Dombau-BereinS beschlos-
fen hat, auS den eingegangenen VereiuS- und sonstkgen Beiträgen zum Fort-
bau der kölner Domes pro 1852 eiue Summe von S3,V00 Thlrn. zu über-
wetse», und diese Gelder von dem VerwaltungS-AuSschuffe des Central-
Dombau-Bereins bereitS wirklich an die Dombau-Caffe abgeliefert worden
find, haben Wir mit Bszug auf daS Ministerial-Rescript vom 21.Juni 1843
und nach Etnficht de« Art. 113 deS die Kwchen-Fabriken betreffenden De-
cretS vom 30. December 1809 Lber daS sehr schätzbare,mit lebhaftem Danke
angenommene und zu dem beftimmten Zwecke bereitS verwendete Geschenk
vsn dreiuudfünfzig Tausend Thalern die gegenwärtigeAcceptatisnS-Urkunde
«nter Beidrückung UnsereS JnfiegelS nachtraglich ausgestellt und eine Ort-
ginal-AnSfertigung dem Wohllöblichcn VerwaltungS-AuSschuß deS hiefigeu
Eentral-Dombau-LereinS hiedurch zugehe» laffen.

Kölu, den 10. Januar 1863.

Der Erzbischof vsn Köln,

^ IohanneS, bardinal von Getfsel.

Der Heir Dombaumeister hat den Autrag gestellt, eS möge dem
Borstande gefallen, die Suwme von dreitausend Thaler« Sr. Emiuenz dem

Herin Cardinal zum Fortbaue deS DomeS alS erste BeitragSzahlung für
das laufende Jahr zu überweisen. Der Borstand beschließl hierüder im Sinne
des AntragstellerS.

Hterauf wird der

5V. Baubericht
über den Fortbau de8 Domes zu Kölu

von dem Herrn Dombaumeister Boigtsl vorgctragen:

Die Vvllenduna deS LangschiffeS am kölner Dome, m der zweiten Hälfte
deS verflossenen JahreS durch Fortnahme affer HülfS-Eonstructionen und
provisorischen Abdeckungen zum Abschluß gebcacht, darf unbedingt alS daS
ecfreulichste und bedeutungSvollste Ereignip in der Baugeschtchte'deS DomeS
seit dem Jahre 1322, a!S Erzbischof Heinrich von Virneburg den während
74 Zahren errichteten hohen Chor feierlichst weihte, betrachtet werden.

Alle ferneren Zweifel über daS Gelingen deS großen WeckeS innerhalb
> der festgesetzten Zeit find durch diese Thatjache beseitigt und alle Hoffnungen
der zahlreichen Freunde und Förderer deS Dombaues, gestützt auf die ge-
^ wonnenen Resuitate, von Neuem belebt.

Wenn die seit Jahrzehenden alS mustergüliig für alle Steinmetz-Arbeiten
' erachteten Leistungen der Dombau-Werkhütte die stylgemäße Lisung dec ge-
stell:en Aufgabe im Bereiche deS HausteinbaueS gewährleisteten. so bot die
Bauthätigkeit im verfloffenen Jahre in dec auszuführenden Ueberwölbung
des LangschiffeS mit Kreuzgewölben von so eigenihümlicher Form und so be-
deutenden Spannweiten eine ConstructionS-Aufgabe, deren Gelingen zuvor
erst durch genaueS Studium der Bauweise an den vorhandenen Chorge-
wölben und durch mühsameS Anlernen kunstgeübter Maurec zu sichern war.

Am 12. Zuni 1862 begann nach hinreichender Abstühung dec Kenster-
Pfeiler an den UmfafsungSwänden deS MittelschiffeS durch Einspannen aller
Strebsbögen die AuSführung deS ersten KreuzgewölbeS im Langschiffe
zunächst den Westthürmen über cincm Grundriffs von 41 Fuß Länge und
24>/- Fuß Breite, der durch zwei, in einsm reich verzierten Schlußstein zu-
sammen laufende Gratbogen von 50 Fuß Spannweile in vier einzelne Ge-
wölbefelder getheilt wird, die mittelS Gewölbekappen von S Zoll Slärke auS
frcier Hand, ohne jedeS Lehrgeiüst, zu überspannen waren.

AlS Material für die Wöibungen deS LangschiffeS kamen in Anbetracht
der Lsichtigkeit und deS mit den Hausteinflächen harmonirenden FarbentoneS
Tuffsteine von 9 Zoll Länge, 6 Zoll Breite und 4 Zoll Dicke zur Verwen-
dung, die, sorgfältig behauen, die Herstellung eineS regelmäßigen Stcinver-
bandeS gestatten.

Nach mehrwöchenilichen, durch vielfache versuchSweise AuSführungen
unteibrochenen Arbeiien geiangte daS erste Äreuzgewölbe zum Schlusse, und
konnte nunmehr dcr durch complicirte Hoizconstructionen gebildele Lehrbogen
unter den Gratbögen in so weit gesenkt werden, daß die circa 1200 Centner
schwere Steinmaffe des ganzen GewöldeS frei über den Gerüsten schwebte.

Sorfältige Untersuchungen deS fertigen GewölbeS in den nächsten Tagen
nach Beseitigung der Rüstungen ergabm die absolute Standfähigkeit der
Gewölbekappen, und zeigten stch nach Abnahme der biS zu 70 Cenincr wäh-
rend der WöibungS-Arbeiim erhöhim Belastuna des SchlußsteineS weder
in den Gewölben selbst, noch auch in dm Anschiussen an die Fsnster und
Gurtbögen Risse und Trmnungm, die auf ein nachträglicheS Eetzen hättcn
schließen laffen.

Die Einwölbung der übrigen sünf Äreuzgewölbe deS LangschlffeS erfolgte
nunmehr ohne jcde Störung und Unfall bis zum 17. September v. I,, und
eigneten stch die Wrrkleute sehr bald eine solche Gewandtheit in der AuS«
sührung der meist windschiefm Gewölbeflächm an, daß zur Herstellung deL
sechSim KreuzgewölbeS eine Zeit von neun Tagen genügte.

Die im Laufe deS JahreS zu den WölbungS-Arbeiten verwendcte Zahl
von Tuffstein-Ziegeln beträgt im Ganzm rirca 50,000 Stück, so daß mit
Hinzurechnung aller Grat- und Gurlbögm eine Last von nahezu 11,000
 
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