Amtliche Mittheilungen.
Aweihmrdert neunundfechszigsteK Protoeoll
d e s
Lrutrat-Domdau-Verems-vorstau-es.
Lerhandelt zu Äöln im großen RaWaussaale Montag, 28. September 1863,
Nachmittags 4 Uhr.
Anwesend die Herren: Esser II., Präfident; vr. Baudri, v. Witt-
genstein, Kreuser, Bschem, Aldenhoven, Seydlitz, Haanen, Gaul,
Breuer, Roggen, Trost, Chr. Herriger, Esser Il.sua., Nicolovius,
Berghaus, Voigtel; Or. Bosen, Protocollführer.
Entschuldigt die Herren: Heuser, Haugh, Franck, Berhagen,
Bartman, DuMont sr.. vr. HaasS I-, Michels, Reven, Merlo,
vr.A.Reichensperger, Pütz, Braubach, Ed. Oppenheim.
Der Präsident eröffnet die Sitzung durch Mittheilung des Gaben-
Berzeichniffes. Demgemäß find seit der letzlen Sitzung eingegangen:
Thlr. Sgr. Pf.
1) An Beitrags-Ablieferungen der Hülfs-Vereine . . 869 26 —
2) Ertrag der Fremden-Collecte im Dom pro August c. 801 4 11
3) Bsn der Düffeldorfer Kunst-Ausstellung . . 11 17 6
4) Vom akademischen Dombau-Verein zu Trier . . 17 — —
ö) Bon auswärtigen VereinSmitgliedern . . . 26 — —
6) An besonderen Geschenken.64 — —
Summa 1729 12 5
Darauf wird das Einladungsschreiben verlesen, durch welches die Ver-
eins-Mitglieder zur General-Bersammlung berufen werden sollen. DaSselbe
wird in folgender Zaffung genehmigt (fiehe oben).
Hierauf verlies't der Secretär, Herr vr. Vosen, den diesjährigen
Rechenschafts-Bericht, welcher in der vorliegenden Faffung genehmigt wird.
Die Ausgabe der Stimmzettel und der Gedenkblätter wird auf Montag
den 12., Dinstag den 13., Mittwoch den 14. October, Morgens von 11 bis
1 Uhr, im Vereins-Secretariate festgesetzt und die Herren Bartman,
Breuer und Haanen werden dieselbe übernehmen.
Ferner werden für dte Prüfung der Vollmachten die Herren DuMont )r.,
Gaul und Verhagen bestimmt, und zwar soll die Prüfung Statt finden
Mittwoch den 14-, Morgens von II bis 1 Uhr, und Freitag den 16., Mor-
gens von 9 bis 10 Uhr, im Vereins-Secretariat.
Sodann find fünf Mitglieder als Scrutatoren bei der Wahl zu ernen-
nen. Diese Wahl fällt auf die Herren Aldenhoven, Hepmann, Chr.
Herriger, Pepps und Pütz.
Hierauf wird durch das Loos die Deputation bestimmt, welcher die Sin-
holung Sr. Msjestät des Königs aufgetragen wird. DaS Loos fällt auf
die Herren:
Berghaus, Kreuser, Aldenhoven, Gaul, Baudri, Pepys,
M. DuMont )r., EngelS, Ed. Oppenheim, Verhagen,
Merlo, Bachem,
welche unter dem Vortritte des Präfidenten des Vereins die Deputation
bilden werden.
Der Präsident bringt in Folge eines Antrages des Ausschuffes den
Borschlag vsr: beim Feste das Aeußere des Domes zu beleuchten, da bei
früheren festlichen Gelegenheiten diese Erleuchtung nie unterblieben sei und
das heutige Fest gerade einem Hauptabschnitte in dem Fortbau des Domes
gelte, wobei den VereinS-Genoffen und dem Publicmn, welches auch a« der
Festlichkeit fich betheilige, der Genuß, den Dom erleuchtet zu sehen, nicht ent-
zogen werden dürfe. Nach kurzer Debatte über dieseu Punct, woran die
Herren Roggen, von Wittgenstein nr., vr. Baudri, Esser II. )r.,
Kreuser,Bachem und Haanen fich betheiligen, erklärt der Vorstand fich
einverstanden mit der Einrichtung der Dombeleuchtung.
Vorgelesen, genehmigt, unterschrieben:
(Gez.) Esserll. — vr. Baudri. — v. Wittgenstein. — Kreuser.
Bachem. — I. Aldenhoven. — Seydlitz. — Haanen. —
Gaul. — W. Breuer. — Trost. — Roggen. — Chr. Her-
riger. — Esser II. zun. — Nicolovius. — BerghauS.
L4S. Gaben-Berzeich niß.
20
Thlr.Sgr.Pf.
13) Von ,einem Berliner zwischen Nürnberg und Re-
gensburg" .
14) Von „Schiffer vomini" (neunter Beitrag)
15) Bergleichssumme aus einem Proceffe (durch Herrn
Advocat-Anwalt Elven).50 — —
16) Desgl. (durch Herrn Adv. Rheinstädter) . . . 2 — —
17) Bo« Sr. bischöflichen Gnaden dem bochehrwürdigsten
Herrn Bischof Paulus von Osnabrück . . . 25 — —
18) Von Herrn C. Schumacher in Königswinter . . 1 — —
19) Zeugengebühren von O. K. 20 Sgr., F. Vill 12 Sgr.
und A. Ruckes 8 Sgr.1 10 —
17W
Summa
Hierzu die Einnahmen pro Januar bis ult. Aug-, laut
241. Gaben-Verzeichniß (ek. Nr. 223 d. Bl.) mit . . 28364
12
20 10
Gesammt-Einnahme vom 1. Jsnuar bis 30. September 30094
Köln, den 30. September 1863.
Der Verwaltungs-Ausschuß
des Central-Dombau-Bereins.
AphoriSmeu über Kuust.
Von vr. A. Reichensperger.
Nicht bloß das Wahre, sondern auch daS Schöne bedacf einer gesunden
Logik. gewisser Maßen alS Skelett. WaS nicht aus einem festen Pcincip her-
auS stch rationel entwickelt, hat keinen Bestand; eS lebt höchstens durch die
Modelaune eine Zeit lang alS Mode. Auch die besten Einfälle können den
Mangel eineS GrundgedankenS nicht ersetzen.
Sobald ein Volk von seiner Geschichte, seinen Traditionen abfällt, ver-
fiegt seine schöpferische Kraft. Seitdem die Jtaliener ihren Dante, die
Spanier ihren Calderon, die Deutschen ihre Dombaumeister zu ignoriren
anfingen, ging eS mit ihrer Kunst zu Ende.
Bekanntlich ist die Gleichmachersi seit dem Ende deS vorigen Jahrhun-
dertS fast allerwärtS in schwung gekommen. dank vorzugsweise denjenigen,
welche für die unien Stehenden die Uugleichhsit so drückend hatten werden
laffen. Da nun aber der Reichthum, nach wie vor, sehr ungleich vertheilt
ist, so will Jeder wenigstens äußerlich möglichst so thun, als wäre er reich.
Daher daS Ueberhandnehmen deS Scheinluxus, der Effecthascherei und der
künstlerischen Surcogate. Letztere stumpfen daS Auge ab und verderben all-
mählich den allgemeinen Geschmack, so daß auch schlicßlich die wirklich Reichen
mit dem bloßen Scheine flch begnügen, worauf denn das Echte und Rechte
keine Abnehmer und mithin auch keine Verfertiger mehr findet.
Die Kunst deS vorchristlichen Alterthums zeigt bei aller Pracht, daß fie
von Unfreien geübt ward. Erst durch die göttlichs Moral deS EoangeliumS
gelangte die Arbeit der HSnde zu Ehren, und so spiegelt stch denn auch in
den Hervorbringungen der christlichen Kunstperiode stetS die Jndividualität
deg fceien ManneS'ab. Jn dem Äaße, wie daS christliche Bewußtsein dem-
nächst wieder zurücktrat, ward auch die Kunst wieder eintöniger, leb-
loser, mechanischer.
Die Kunstwerke geben. ähnlich wie die Muschelschalen, zu erkennen, welcher
Act daS lebende Wesen war, worauS fie erwuchsen: fie sind die Ablagerungen
und Niederschläge eineS geistigen LebenSproceffeS.
Die Pflege der hohen monumentalen Kunst kann nur untec der Hand
solchec gedeihen, welche neben der Gegenwart auch die Vergangenheit und
die Zukunft, überhaupt die großen MenschheitS-Fragen im Auge behalten. ES
läßt stch da nichtS improvisicen: auf die Erfindung eineS neuen StyleS auS-
gehen, heißt ungefähr eben so viel, alS eine neue Sprache oder doch einen
neuen Dialekt erfinden wollen.
Politische wie ästhetische Theoretiker meinen wohl, eS ließe fich eine Ma-
schinerie ersinnen und aufstellen, die, von der Hand geschickter Werkmeister
bedient, Alles aufS beste gehen mache. Es geht nun aber erfahrungsmäßig
auf beiden Gebieten damit ollein nicht. Die Hauptsactoren alleS Gedeihens
bleiben immer die moralischen Gewalten;daSlebendigeWachsen kann man
nicht mechanisch erzwingen.
Jm Monat September c. find eingegangen:
Thlr. Sgr. Pf.
1) Vom HülfS-Vereine zu Uerdingen ....
22
—
2) „
„
„ Burtscheid ....
19
—
—
S) »
„
„ Grevenbroich
100
—
—
4) „
„
„ Andernach ....
11
—
—
5) „
„
„ Rellinghaus.
24
20
—
6)
„
„ Elberfeld ....
21
—
—
7) „
„
„ Münster ....
550
—
—
8) „
„
„ Montjoie (durch Herrn Rector
Pauly)
7
—
,—
9) „
im Kreise Borken
55
—
—
10) Ertrag der Fremden-Collecte im Dom .
801
4
11
11) Bom Kunst-Verein
für Rbcinland und Westfalen i»
Duffeldorf aus der dvrtigen Kunstausstellung .
11
17
6
12) Vom akademischen Dombau-Verein zu Trier .
17
—
—
Das Schöne läßt sich auch mit den einfachsten Mitteln herstellen. Nur
wer den unbewachten Sinn täuschen will, bedarf eineS kostspieligcn Appa-
rateS. Wie viele der schlichtesten Holz- und Backsteinbauten sind nicht
wahre SchönheitS-Jdeale im Vergleich mit der Mehrzahl der modernen Pa-
läste, Rathhäuser, Börsen, StationS-Gebäude u. s. w, die durch ihre ganze
Ecscheinung weiter nichts besagen, alS daß fie viel Geld gekostet haben!
Alle höhere Wahrheit tritt nur alS Kunst zu unS heran; auch die Sprache
zeigt eine innere künstlerische Structur.
Jm Puncte der öffentlichen Meinung kommt eS weit weniger darauf an,
waS fle meint, alS woraus fie fich stützt und wie weit sie berechtigt ist. Die
öffentliche Meinung ist z. B. dermalen noch ganz entschieden für daS Einfach-
H äßliche in Betreff deS BausthlS: für geradeLinien, todte Symmetrie, Ein-
farbigkeit und Cintönigkeit — für Ccment, GypS, Gußeisen, Zink, Stein-
pappe — maSkirteS oder maSkirendeS Material — soll man darum das Knie
vor ihr beugen?
Aweihmrdert neunundfechszigsteK Protoeoll
d e s
Lrutrat-Domdau-Verems-vorstau-es.
Lerhandelt zu Äöln im großen RaWaussaale Montag, 28. September 1863,
Nachmittags 4 Uhr.
Anwesend die Herren: Esser II., Präfident; vr. Baudri, v. Witt-
genstein, Kreuser, Bschem, Aldenhoven, Seydlitz, Haanen, Gaul,
Breuer, Roggen, Trost, Chr. Herriger, Esser Il.sua., Nicolovius,
Berghaus, Voigtel; Or. Bosen, Protocollführer.
Entschuldigt die Herren: Heuser, Haugh, Franck, Berhagen,
Bartman, DuMont sr.. vr. HaasS I-, Michels, Reven, Merlo,
vr.A.Reichensperger, Pütz, Braubach, Ed. Oppenheim.
Der Präsident eröffnet die Sitzung durch Mittheilung des Gaben-
Berzeichniffes. Demgemäß find seit der letzlen Sitzung eingegangen:
Thlr. Sgr. Pf.
1) An Beitrags-Ablieferungen der Hülfs-Vereine . . 869 26 —
2) Ertrag der Fremden-Collecte im Dom pro August c. 801 4 11
3) Bsn der Düffeldorfer Kunst-Ausstellung . . 11 17 6
4) Vom akademischen Dombau-Verein zu Trier . . 17 — —
ö) Bon auswärtigen VereinSmitgliedern . . . 26 — —
6) An besonderen Geschenken.64 — —
Summa 1729 12 5
Darauf wird das Einladungsschreiben verlesen, durch welches die Ver-
eins-Mitglieder zur General-Bersammlung berufen werden sollen. DaSselbe
wird in folgender Zaffung genehmigt (fiehe oben).
Hierauf verlies't der Secretär, Herr vr. Vosen, den diesjährigen
Rechenschafts-Bericht, welcher in der vorliegenden Faffung genehmigt wird.
Die Ausgabe der Stimmzettel und der Gedenkblätter wird auf Montag
den 12., Dinstag den 13., Mittwoch den 14. October, Morgens von 11 bis
1 Uhr, im Vereins-Secretariate festgesetzt und die Herren Bartman,
Breuer und Haanen werden dieselbe übernehmen.
Ferner werden für dte Prüfung der Vollmachten die Herren DuMont )r.,
Gaul und Verhagen bestimmt, und zwar soll die Prüfung Statt finden
Mittwoch den 14-, Morgens von II bis 1 Uhr, und Freitag den 16., Mor-
gens von 9 bis 10 Uhr, im Vereins-Secretariat.
Sodann find fünf Mitglieder als Scrutatoren bei der Wahl zu ernen-
nen. Diese Wahl fällt auf die Herren Aldenhoven, Hepmann, Chr.
Herriger, Pepps und Pütz.
Hierauf wird durch das Loos die Deputation bestimmt, welcher die Sin-
holung Sr. Msjestät des Königs aufgetragen wird. DaS Loos fällt auf
die Herren:
Berghaus, Kreuser, Aldenhoven, Gaul, Baudri, Pepys,
M. DuMont )r., EngelS, Ed. Oppenheim, Verhagen,
Merlo, Bachem,
welche unter dem Vortritte des Präfidenten des Vereins die Deputation
bilden werden.
Der Präsident bringt in Folge eines Antrages des Ausschuffes den
Borschlag vsr: beim Feste das Aeußere des Domes zu beleuchten, da bei
früheren festlichen Gelegenheiten diese Erleuchtung nie unterblieben sei und
das heutige Fest gerade einem Hauptabschnitte in dem Fortbau des Domes
gelte, wobei den VereinS-Genoffen und dem Publicmn, welches auch a« der
Festlichkeit fich betheilige, der Genuß, den Dom erleuchtet zu sehen, nicht ent-
zogen werden dürfe. Nach kurzer Debatte über dieseu Punct, woran die
Herren Roggen, von Wittgenstein nr., vr. Baudri, Esser II. )r.,
Kreuser,Bachem und Haanen fich betheiligen, erklärt der Vorstand fich
einverstanden mit der Einrichtung der Dombeleuchtung.
Vorgelesen, genehmigt, unterschrieben:
(Gez.) Esserll. — vr. Baudri. — v. Wittgenstein. — Kreuser.
Bachem. — I. Aldenhoven. — Seydlitz. — Haanen. —
Gaul. — W. Breuer. — Trost. — Roggen. — Chr. Her-
riger. — Esser II. zun. — Nicolovius. — BerghauS.
L4S. Gaben-Berzeich niß.
20
Thlr.Sgr.Pf.
13) Von ,einem Berliner zwischen Nürnberg und Re-
gensburg" .
14) Von „Schiffer vomini" (neunter Beitrag)
15) Bergleichssumme aus einem Proceffe (durch Herrn
Advocat-Anwalt Elven).50 — —
16) Desgl. (durch Herrn Adv. Rheinstädter) . . . 2 — —
17) Bo« Sr. bischöflichen Gnaden dem bochehrwürdigsten
Herrn Bischof Paulus von Osnabrück . . . 25 — —
18) Von Herrn C. Schumacher in Königswinter . . 1 — —
19) Zeugengebühren von O. K. 20 Sgr., F. Vill 12 Sgr.
und A. Ruckes 8 Sgr.1 10 —
17W
Summa
Hierzu die Einnahmen pro Januar bis ult. Aug-, laut
241. Gaben-Verzeichniß (ek. Nr. 223 d. Bl.) mit . . 28364
12
20 10
Gesammt-Einnahme vom 1. Jsnuar bis 30. September 30094
Köln, den 30. September 1863.
Der Verwaltungs-Ausschuß
des Central-Dombau-Bereins.
AphoriSmeu über Kuust.
Von vr. A. Reichensperger.
Nicht bloß das Wahre, sondern auch daS Schöne bedacf einer gesunden
Logik. gewisser Maßen alS Skelett. WaS nicht aus einem festen Pcincip her-
auS stch rationel entwickelt, hat keinen Bestand; eS lebt höchstens durch die
Modelaune eine Zeit lang alS Mode. Auch die besten Einfälle können den
Mangel eineS GrundgedankenS nicht ersetzen.
Sobald ein Volk von seiner Geschichte, seinen Traditionen abfällt, ver-
fiegt seine schöpferische Kraft. Seitdem die Jtaliener ihren Dante, die
Spanier ihren Calderon, die Deutschen ihre Dombaumeister zu ignoriren
anfingen, ging eS mit ihrer Kunst zu Ende.
Bekanntlich ist die Gleichmachersi seit dem Ende deS vorigen Jahrhun-
dertS fast allerwärtS in schwung gekommen. dank vorzugsweise denjenigen,
welche für die unien Stehenden die Uugleichhsit so drückend hatten werden
laffen. Da nun aber der Reichthum, nach wie vor, sehr ungleich vertheilt
ist, so will Jeder wenigstens äußerlich möglichst so thun, als wäre er reich.
Daher daS Ueberhandnehmen deS Scheinluxus, der Effecthascherei und der
künstlerischen Surcogate. Letztere stumpfen daS Auge ab und verderben all-
mählich den allgemeinen Geschmack, so daß auch schlicßlich die wirklich Reichen
mit dem bloßen Scheine flch begnügen, worauf denn das Echte und Rechte
keine Abnehmer und mithin auch keine Verfertiger mehr findet.
Die Kunst deS vorchristlichen Alterthums zeigt bei aller Pracht, daß fie
von Unfreien geübt ward. Erst durch die göttlichs Moral deS EoangeliumS
gelangte die Arbeit der HSnde zu Ehren, und so spiegelt stch denn auch in
den Hervorbringungen der christlichen Kunstperiode stetS die Jndividualität
deg fceien ManneS'ab. Jn dem Äaße, wie daS christliche Bewußtsein dem-
nächst wieder zurücktrat, ward auch die Kunst wieder eintöniger, leb-
loser, mechanischer.
Die Kunstwerke geben. ähnlich wie die Muschelschalen, zu erkennen, welcher
Act daS lebende Wesen war, worauS fie erwuchsen: fie sind die Ablagerungen
und Niederschläge eineS geistigen LebenSproceffeS.
Die Pflege der hohen monumentalen Kunst kann nur untec der Hand
solchec gedeihen, welche neben der Gegenwart auch die Vergangenheit und
die Zukunft, überhaupt die großen MenschheitS-Fragen im Auge behalten. ES
läßt stch da nichtS improvisicen: auf die Erfindung eineS neuen StyleS auS-
gehen, heißt ungefähr eben so viel, alS eine neue Sprache oder doch einen
neuen Dialekt erfinden wollen.
Politische wie ästhetische Theoretiker meinen wohl, eS ließe fich eine Ma-
schinerie ersinnen und aufstellen, die, von der Hand geschickter Werkmeister
bedient, Alles aufS beste gehen mache. Es geht nun aber erfahrungsmäßig
auf beiden Gebieten damit ollein nicht. Die Hauptsactoren alleS Gedeihens
bleiben immer die moralischen Gewalten;daSlebendigeWachsen kann man
nicht mechanisch erzwingen.
Jm Monat September c. find eingegangen:
Thlr. Sgr. Pf.
1) Vom HülfS-Vereine zu Uerdingen ....
22
—
2) „
„
„ Burtscheid ....
19
—
—
S) »
„
„ Grevenbroich
100
—
—
4) „
„
„ Andernach ....
11
—
—
5) „
„
„ Rellinghaus.
24
20
—
6)
„
„ Elberfeld ....
21
—
—
7) „
„
„ Münster ....
550
—
—
8) „
„
„ Montjoie (durch Herrn Rector
Pauly)
7
—
,—
9) „
im Kreise Borken
55
—
—
10) Ertrag der Fremden-Collecte im Dom .
801
4
11
11) Bom Kunst-Verein
für Rbcinland und Westfalen i»
Duffeldorf aus der dvrtigen Kunstausstellung .
11
17
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12) Vom akademischen Dombau-Verein zu Trier .
17
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—
Das Schöne läßt sich auch mit den einfachsten Mitteln herstellen. Nur
wer den unbewachten Sinn täuschen will, bedarf eineS kostspieligcn Appa-
rateS. Wie viele der schlichtesten Holz- und Backsteinbauten sind nicht
wahre SchönheitS-Jdeale im Vergleich mit der Mehrzahl der modernen Pa-
läste, Rathhäuser, Börsen, StationS-Gebäude u. s. w, die durch ihre ganze
Ecscheinung weiter nichts besagen, alS daß fie viel Geld gekostet haben!
Alle höhere Wahrheit tritt nur alS Kunst zu unS heran; auch die Sprache
zeigt eine innere künstlerische Structur.
Jm Puncte der öffentlichen Meinung kommt eS weit weniger darauf an,
waS fle meint, alS woraus fie fich stützt und wie weit sie berechtigt ist. Die
öffentliche Meinung ist z. B. dermalen noch ganz entschieden für daS Einfach-
H äßliche in Betreff deS BausthlS: für geradeLinien, todte Symmetrie, Ein-
farbigkeit und Cintönigkeit — für Ccment, GypS, Gußeisen, Zink, Stein-
pappe — maSkirteS oder maSkirendeS Material — soll man darum das Knie
vor ihr beugen?