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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1867 (Nr. 262-269)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1827#0027
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meuies früheren Aufsatzes unbefangen prüft. Es hatte dieser Schluß in
Wirklichkeit keine weitere Aufgabe, als die spärlichen Ueberlieferungen, welche
sich auffinden ließen, zusammenzustellen. Daß diese an Umfang gering seien,
dcß machte ich mir kein Hehl, daß fie aus eben so wenig historischen als
zureichenden Quellen herrühren, erfahre ich erst jetzt. Freilich sind die Fol-
aerungen, welche aus den vorhandenen Angaben gezogen worden find, keine
unanfechtbaren, allein es ist am Ende doch besser, einen festen Boden von
Traditionen unter seinen Füßen zu haben, als, wie es dort. geschieht, neue
Hypothesen aus der Lust zu greifcn. Aber freilich die vita Lmuouis und
I. Gelenius, welche Nachrichten enthalten, die Herrn F. ungelegen kommen, find
höchst unzuverlässiig und sollen nicht eher Berücksichtigung verdienen, als bis
die Glaubwürdigkeit des letzteren für diesen besonderen Fall und die historifche
Quellenmäßigkeit der ersteren nachgewiesen sei. Es ist dies eine eigenthilm-
liche Zumuthung. Während sonst als Rcgel gilt, daß eine historische Nach-
richt als zuverlüsfig gelten darf, bis die Unwahrheit oder Unwahrscheinllch-
keit derselben nachgewiesen sei, und dnß derjenige, der anzweifelt und be-
streitet, auch Beweise anführen muß; erfahren wir vou Herrn I., daß num
Jedes fiir zweiselhast halten dürfe, so lange nicht das Gegentheil dargethan
sei. ohye daß man fich bei solcher Skeptik mit Gründen abzumühen braucht.
Was nün züerst dir Anzweiflung dcr Angabe des Gelenius angeht, so hat
auch diese wieder eine ungenaue Auffasiung meiner Darlegung zur Folie.
Daß ich auS desien Angabrn die Thatsache habe entnehmeit wollsn, es habe
vermittcls dieses Reliquiars der h. Anno bei Feuersnoth Wuuder gethan,
ist einfach ein Mißverständniß des Herrn F. Wer den Wortlaut dcr zweiten
These genau genug anfieht, wird daraus weiter nichts entnehmsn, als die
Abficht, das noch vorhandcne Kreuzreliquiar bis auf die Zeiten Anno's
hinauf zurückzuführen und es mit demjenigen, von welchem obige Tradition
im Umlaufe war, zu idrntificiren. Ob die in letzterer erwähnte Thatsache
«ine verbürgte sei, habe ich weder untersuchen wollen, noch ist dies für drn
Hauptzweck der Argumentation von irgend welchem Belange. Warum aber
die ganz posttive Nachricht des Gelenius, welche das Reliquiar aus jener
Zeit herstammen läßt, von vorn herein mit Mißtrauen aufgcnommen werden
soll, läßt fich nicht absehen. Auf jeden Fall ist damit aus das Vorhanden-
sein einer derartigeu Ueberlieferuug im Mariengradenstift hiugewiesen, von
deren wirklicher Existenz auch das angeführte Verzeichniß des Kirchenschatzes
Kunde gibt. Bei weiterer Nachforschung hat sich noch hcrausgeftellt, daß
sämmtlichen einschlägigen Nachrichten ein ältcres Berzeichniß aus dem Jahre
1566 als älteste nachweisbare Quelle zu Grunde liegt, welches sich in den
k'arraginoo des I. Gelenius XXV. 73 findet; aus diesem ist es schon vor
A. Gttenius von Winheim in sein 3aerai imu Xgi-ipx. vom Jahre 1607
xag. 73 aufgenommen worden. Diese Angaben, so wie der Umstand, daß
ein bcsonderes Fest des Vävsntus 8t. llraew begangen wurde, constatiren
wenigstens, daß eine ältere, von Niemandem in Zweifel gezogene Tradition
bestand über den Geber des Kreuzes und den Tag der Ankunft; zwar nur
eine Tradition, aber enthält dieselbe etwas Unmögliches, bekannten That-
sachen Widersprechendes, daß sie unter jeder Bedingung als unzuverläsfig
ausgegeben werden muß? Auch verträgt sich ja eine solche Nachricht ganz
aut mit den darauffolgenden Einwänden und eigenen Aufstellungen des
Herrn F. Nachdem derselbe nämlich Gelenius abgefertigt, wendet er sich zu
den Schlüsien, denen gewisie Stellen der vita Xnnoais und des Annoliedes

;u Grunde gelegt worden pnd, und sucht auch diese Quellen wiedec zu
verdüchttgen. Allein obgleich über die Glaubwürdigkeit der letzteren, „deren
Zweck, Anno's Canonifatton ganz außerhalb des Gebietes historischer Dar-
stellung lag" *), obgleich darüber, wie wir belehrt werden, „beiAllen, die fich
mit der Geschichte des 11. Jahrhunderts gründlich beschäftigt baben, kein
Zweifel besteht", so scheint doch gerade gegen die innere Wahrheit und Be-
weiskrast solcher Behauptungen mehr als ein Zweifel benöthigt. Wir wollen
zugeben, daß beide Werke darauf ausgingen, zahlreichen Uebeldeutungen und
Anklagen gegenüber Anno's heiligmäßiges Leben und Wirken hervorzuheben,
ja, sogar seiner dereinstigen Canonisation vorzuarbeiten; allcin was folgert
nun aus dieser Tendenz? Doch höchstcns, daß wir gegen die Nachrichten
mißtrauisch sein dürfen, welche nach dieser Seite hin verwendet wcrden. Der
Hauptmangel der Vita ist eben der, daß so viel verschwiegen wird, daß die-
selbe fast nur Züge aus dem Privatleben des Heiligen und seinem Wirken
als Kirchenfürst, so sparsame Nachrichten aus seiner politischen Thättgkeit
bringt. Sind nun etwa wegen dieses Ueberwucherns des legendaren Stoffes
die sparsamen Nachrichten über die anderweitigen Verhältnisie des Erz-
bischofes nicht glaubwürdig? Gerade die von uns benutzte Angabe der Vit«
enthält nichts innerlich Unwahrscheinliches, daß wir fie deßhalb verwrrfen
sollten, und es ist auch eine solche Hyperkritik von keinem der bedeutenderen
Historiker, welche das Leben des h. Anno behandelt, geübt wordm.

Was nun die mir entgegengestellle Hypothese betrifst, wonach Anno,
als Reichsverweser, das Reliquiar dem Nachlaffe der Kaiserin Theophanu
entnommen und dem Stifte geschentt hate, so hat dieselbe allerdings vor der
meinigen das voraus, daß ihr auch jegliche Grundlage fehlt. Wo war denn
eigentlich dieser Schatz, gmd wit n-elchqu Rechte, bei welcher Gelegenheit
eignete sich Aniw dieses Stück an? Für dieses Hirngespinst soll nun «ine
Analogie der Annoschrein bieten, „welchtr laut seiner Jnschrift vom Bäter
der Theophanu herrührt, also aus dem Nachlaffe dieser Kaiserin an Anno
gekommen sein muß." Die mit so kategorischer Gewißheit auftretrnde Fol-
gerung heißt auf ein einfaches Schlußschema zurückgeführt: weil im Sarge
sich ein Tuch mit dem Namen des Vaters befindet, muß es aus demNach-
lasie der Tochter an denjenigen gekommm sein, der in dem Sarge bestattet
war. Es ist nicht nöthig, ein Wort über die Haltlosigkeit dieser Combina-
tionen hinzuzufügen. Und dieses leichte Gewebe willkürlicher Erfindungen
ist noch obendrein als Analogie der einzige Beweis!

Zum Schluffe noch ein Wort der Verwahrung. Mein am Ende des
ersten Aufsatzes ausgesprochener Wunsch, daß eine Veröffenüichung des Ganzen,
d. h. des Reliquienschreines, von dem bis jetzt nur die byzanttnischen Partteen
benutzt worden sind, erfolgen möge, veranlaßt Herrn Fiedler, diese Aufgabe
seinem Clienten zuzuweisen. Gegenüber dieser Auffaffung muß ich gcstehen,
daß ich mit meinen allgemein gehaltenen Worten auf eine solche EventualitSt
keineswegs angespielt, sondern damit auf die mir schon damals bekannte
Absicht des Canonicus vr. Jr. Bock hingewiesen habe, das Rettquiariu«
durch Bild und Beschreibung dem größeren Publicum bekannt zu machen.

Nach dem Wortlaute dieser Stelle zu schließen, sollte die Canonisatto»
Auno s durch Annolied und Vttu erfolgen, und eben diese Canonisatton lag ganz
außerhalb des Gebietes historischer Darstellungü

Verzeichniß

der im Dome zu Köln auszuführenden Gemälde aus gebranntem Glase in den Fenstem des Hochschiffes, so wie der Standbilder

an den Säulen des Mittelschiffes im Lang- und Querschiffe.

(Die Namen der Geschenkgeber stnd, insoweit die Veröffentlichuug gestattet wurde, den einzelnen Figuren beigefügt.)

Nr.

H


IV

Beuennung
der Heiligenfiguren.

Namen der Geschenkgeber.

I. Heiligenfiguren aus gebranntem Glase.

A. Kür das nördliche Onerschiff.

Aggaet
Zacharias
Malachias
Jonas
Michaeus
Nahum
Habakuk
Oseas
Joäl
Amos
Abdias
Jejaias
Jeremias
Ezechiel
Danlel


Frau Maria Therefia Schaaffhausen,
geb. de Maes, zu Köln.

Herr Regierungs-Präfident a. D. von
Wittgenstein zu Köln.

Herr Commercienrath Daiiüan Leiden
i zu Köln.

Nr.

VI.

Vll.

VIII.

Benennung
d«r Heiligenfiguren.

Adam

Abel

koe
Abraham
Jsaak
Jakob -
Judas

Joseph Aegypt.

Barak

Gedeon

Joannes Bapt.
Zacharias
Simeon
Anna

Namen der Geschenkgeber.
 
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