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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1867 (Nr. 262-269)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1827#0041
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Nr. L68. II. Blatt. Köln. Montag 30. September 188V.

Das „Kölner Domblatt" erscheint monatlich. Der Pränumerations-Preis, defsen Brutto-Betrag der Dombau-Vereins-Caffe zusließt, betrögt hier wi«
auswärts (ber allen kgl. preuß. Post-Anstatten) 10 Sgr. für den Jahrgang. — Alle Zuschristen an den Central-Verein werden offen oder unter Kreuzband
mtt der Rubrik: „Allgemeine Angelegenheiten des Dombau-Bereins zu Köln" so wie Geldsendungen mit der Bezeichnung: „Geldbetträge für den Dombau zu
KSln", erbeten.

Amtliche Mittheilungen des Central Dombau-Bereins.

mit geschichtlichen, artistischen und ltterarischeu Betträgeu,

herausgegeben vom Vorstande.

S7. Banbericht

über den Fortbau des Domes zu Köln»

(Fortsetzung, siehe Nr. 269, erstes Blatt.)

Die während des Winters von den Dom-Zimmerleuten abgebundene
letzte Gerüst-Etage des nördlichen Thurmes konnte wegen der anhaltenden
Frühjahrsstürme erst im Mai des Jahres 1867 aufgeschlagen werden, und
ist zur Zeit die Höhc der Oberkante dcs Schienenstranges, auf dem die
Versetzwagen laufen, 150 Fuß über dem Terrain belegen, so daß mittels der
bestehenden Gerüstbauten der Aufbau des nördlichen Thurmes bis zur Höhe
des südlichen Thurmes ausführbar ist. Während bisher die in die Erde ein-
gegrabenen bis ;u 90 Fuß hohen Mastbäume als Stütze für das Baugerüst
des nördlichen Thurmes gedient haben, bedarf es nunmehr, Behufs Herstellung
elnes Gerüstes für die dritte Etage der beiden Westthürme eines wesentlich
veründerten Constructions-Princips, da geeignete Stützpuncte bei der zuneh-
menden Höhe nicht ntehr vom Thurmsockel aus durch eingegrabene Holz-
stämme zu gewinnen sind, vielmehr das im Laufe des Jahres 1866 zu er-
bauende neue Baugerüst seine Stütze auf starken und sorgfältig abgebnndenen
- Sprengewerken finden' niuß, die in einer Höhe von 125 Fuß über dem Erd-
boden in den massiven Pfeilern der Thürme selbst ihr Auflager finden, und
die Fortnahme des vorhandenen Baugernstes, so wie die Freilegung der
Westfront bis zum zweiten Hauptgnrtgesimse gestatten.

Die zunehmende Förderungshöhe für die fertig bearbeiteten Steine und
sonstigen Baumaterialien bei der allseitig vermehrten Bauthätigkeit beschränkt
die Anwendung der durch Menschenkräfte bewegten Kabelwinden auf die zur
Zeit erreichte Höhe des Baugerüstes.

Der lebhaste Betrieb dcr VersetzarbeiteN im Frühjahre 1867 hat die
Nothwendigkeit der Einführung einer schnelleren und zugleich billigeren För-
derungsmethode der Baumaterialien auf die Thürme nachgewiesen, indem der
Transport eines circa 40 Eentner schweren Bausteines auf eine Höhe von
circa 120 Fuß die Arbeitskraft von sechs Handlangern während einer Stunde
in Anfpruch nahm, mithin die aufgestellten drei großen Kabelwinden im
Laufe des Tages durchschnittlich nur 36 Züge thun konnten, welche Zahl fich
bei der schnell zunehmenden Höhe der Thürme entsprechend verringern würde,
und somit eine ausreichende Förderung der Baumaterialien mit den bisherigen
Betriebseinrichtungen für die Dauer unthunlich erscheint.

Da sämmtliche Pfeilerbauten der Thürme eine stetige Veränderung durch
den Aufbau erleiden, und daher ein geeignetes Fundament für die aufzu-
stellende und mit Dampf zu betreibende Fördermaschine nicht bieten, so mnß
die Beschaffung einer Dampfmaschine bis zu dem Zeitpuncte ausgesetzt bleiben,
wo der in Mitten des Thurmes stehende starke Pfeiler in der Höhe des
hauptgestmses der zweiten Thurm-Etage seinen Abschluß erreicht.

Die vier starken Gurtbogen daselbst bieten eine hinreichende und feuer-
sichere Stütze, fowie ausreichenden Raum für die Fördermaschine nebst Kefset.
Nur mittels Anwendung der Dampfkraft ist es fernerhin bei dem so wesent-
lich vermehrten Betriebe und bei den schnell zunehmenden Förderungshöhen
möglich, den Ansbau der beiden Westthürme innerhalb einer Bauzeit von
»cht Jahren sicher zur Ausführung zn bringen.

Die definitiven Pläne zur Herstellung der gesammten Bauanlagen in
«r Umgebung des Domes, betreffend die Futtermaucrn der Domterraffe, die
Frertreppen an der Nord- und Ostfcite, so wie die Anlage der Trottoirs

und Veränderungen der Straßenanlagen, von dem unterzeichnetm Dombau-
meister entworfen und von der Dombau-Verwaltung in Gemeinschaft mit
den Hcrren Commiffarien derjenigen Behörden und Gesellschaften vereinbart,
welche durch Vertrag vom 23. December 1863 die dm Dom umgebendm
Gebäude Behufs Freilegung der Domkirche überwiesen hatten, find bereits
am 20. September 1865 dem königlichen Ministerium für Handel, Gewerbe
und öffentliche Arbeiten zur Superrevision vorgelegt wordm.

Nachdem durch Gutachten der Bau-Abtheilung des Handels-Ministeriums,
ä. ä. Bcrlin, den 5. Januar 1866, diesem Projecte io Bezug auf die
Terraffenanlage auf der Nordseite die höhere Genehmigung ertheilt wurde,
blieb die Entwicklung der Ostscite nebst Treppenanlagen daselbst einer fernerm
Erwägung anheimgestellt, und wurde zunächst die Frage in Berathung ge»
zogen, ob überhaupt eine Treppenanlage an der Ostseite des Domes auS
ästhettschen und prattischen Gründen nothwendig und wünschenswerth erscheine.
Wenngleich die Domkirche an der Ostseite keine Eingangsthür hat, und so-
mit die quäst. Treppe keinen directen Zugang zu dem Jnnerm der Kirche
vermittelt, so ergab andererseits die auf die Domachse gerichtete Abfuhr-Rampe
der stehenden Brücke die Nothwmdigkeit, die vor derselben liegende obere
Terraffe direct zugänglich zu machen, um so mehr am Fuß derselbrn ausge-
dehnte Gartenanlagen in Aussicht genommen sind, die mit den Anpflanzungm
auf der 46 Fuß breiten obercn Terrasse in nntrennbarem Zusammmhange
stehen und mithin die projectirte Freitreppe in Verbindung mit diesm beidm
Schmuckanlagm als praktisch nothwendig anzusehen ist. Die mtt dem unterm
runden Domsockel concentrisch gedachte Futtermauer an der Ostseite des
Donies bedurfte außerdem einer räumlichm Unterbrechung, die gewisser Maßm
in der Achse des Domes anzubttngen war, und wurde von dem Dombau-
meister unter dem 15. Januar 1867 das demnächst auch zur Ausführung
durch hohen Ministettal-Erlaß vom 28. März 1867 bestimmte Bauproject
für die Osttreppe vorgelegt, wonach eine Doppeltreppe von je 16Fuß Stufen-
breite bei einer Gesammtstttgung von circa 14 Juß nach dem oberen Um-
gange führt. Die beiden Jlügel der Treppe umichließm ttn Wasserbassin,
in deffen Mitte ein öffmtlicher Brnnnen, mit der Statue des heiligenPetruS
geschmückt, aufzustellen ist.

Der Bau der östlichen Futtennauem und der Freitreppe wurde sofort
nach dem Eintrcffen der höheren Genehmigung in Angriff genommen, und
diese ausgedehnte Bau-Anlage innerhalb 4 Monate nebst den Trottoir-An-
lagen in der Trankgasie vollendet, so daß zur Zeit, mit Ausschluß eines
Theiles der Futtermauer, deffen Vollendung erst nach dem Umbau des
Sacristeigcbüudes erfolgen kann, die Domterraffe in ihrer ganzen Ausdeh-
nung hergestellt ist.

Die an die Nordseite des Domchores angebaute Domsacristei, bis zum
Jahre 1863 durch das Gcbäude der Feuer-Versicherungs-Gesellschaft Colonia
von der Straße gettennt und im hohen Grade reparaturbedürftig, tritt nach
Norden um 12 Juß vor das neu erbaute Nordportal vor und fchräntt die
in msäio 50 Fuß breite Domterrasse an dieser Stelle auf 14 Fuß ttn.

Der neuerdings wieder von dem Mekopolitan-Domcapitel zu Kölu in
Anregung gebrachte Bau «iues Capttelhauses, als Ersatz für dm im Jahre
1843, Behufs Ausbau des nördlichen Ouerschiffes, beseitigtm Capitelsaal,
gab Veranlaffung zu ausgedehnten Verhandlungen über den gleichzeitig pro-
jectittm Umbau der Domsacristei, so wie über den Anbau eines Capitel-
saales und Archivgebäudes im unmittelbaren Anschluffe au das vorhandene
Sacttsteigebäude. Nachdem die vorgeschlagene Verlegung des Capitelsaales
in einen neu zu erttchtmdm Polygonbau am nördlichm Thurme, so wre der
 
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