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Jacobi als Privatdozent an der Universität zu Königsberg. 19

um dieselbe Zeit Franz Ernst Neumann und Heinrich
Dove habilitierten, und wo ihm Bessel, der die ungewöhn-
liche Bedeutung Jacobis sogleich erkannte, mit der wohl-
wollendsten Freundlichkeit entgegenkam. Enthusiastisch
berichtet Jacobi über seine neue Tätigkeit und die nahen
Beziehungen zu Bessel seinem Bruder Moritz, welcher
ihm teilnehmend an seinem Glück und seiner Zufriedenheit
am 5. August 1826 heiter und scherzhaft antwortet:

„Wenn sich die transcendeiitale Universalität meines
Geistes manifestirt im Erkennen und Auffassen der Quali-
täten der Mauersteine und des Gemäuers überhaupt, so
machst Du mir diese Universalität gewiß und mit vollem
Rechte streitig, indem Du durch und in Deinem Briefe dar-
legst, mit welcher Leichtigkeit Du ein Feld bebaust, das
bisher Deiner innersten Natur fremd zu sein schien, Astro-
nomie und Physik, Pendel versuche, Dreiecksnetze und Karten.
Das freut mich, weil es mich vielleicht rächt, und Du er-
kennst, daß eben das nur Werth hat, was sich bethätigen
läßt. . . Die wahrhaft begeisterte Schilderung von Bessel
hat mich sehr ergötzt. . . was wird Steiner, was Rötscher,
was Hegel sagen, wenn er hört, daß Du dem Werth beilegst,
was das Resultat schlichter Wiederholung, beharrlicher Be-
obachtung ist. . . Mit Schrecken lese ich, welche demagogi-
schen Umtriebe Bessel im Sinne hat, es ist alles so hübsch
in Ordnung mit den Maßen, die Schwere und Gravitation
sind abgethan, was will man weiter — findet man, daß etwas
falsch ist, so muß man es lieber vertuschen, um die doch
stattfindende Coufusion nicht zu vergrößern — alle neuen
Entdeckungen müssen desavouirt werden, das ist das beste."

Während nun Jacobi durch seine Versetzung nach
Königsberg für seine Lehrtätigkeit ein reiches und frucht-
bares Feld eröffnet wurde, war es für seine schriftstellerische
Betätigung ein glückverheißendes Ereignis, daß Crelle sich
damals bereits mit dem Gedanken der Gründung einer mathe-
matischen Zeitschrift trug und denselben in kürzester Zeit,

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