Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Jacobi als ordentl. Professor an der Universität zu Königsberg. 329

in noch entferntem Orten unsers Vaterlandes, ja des Aus-
lands, die tiefste Errinnerung an die Zeiten ihrer ersten
mathematischen Begeisterung in Königsberg bewahren —
Ihnen, unserm unvergeßlichen Lehrer, unserm hohen Vor-
bilde, in dieser schönen Stunde die tiefste Verehrung aus-
drücke.

Wenn der pflichtgetreue und tüchtige Universitäts-
lehrer durch regelrechte und wichtige Vorlesungen die stu-
dierende Jugend in die Wissenschaft einführt, so erntet
er den Dank und die Hochachtung seiner Schüler; wenn
aber das Genie, selbst in den verschiedensten Richtungen auf
stets neue Entdeckungsbahnen hingerissen, und vertieft in die
Fülle seiner selbstgeschaffenen Theorien, es nicht verschmäht,
seine ihm so teuere Zeit, seine edle Kraft für die Aus-
bildung anderer zu opfern, so heftet sich, wie die Geschichte
lehrt, an sein unsterbliches Andenken ein zweiter Ruhm,
der, eine Schule gebildet zu haben. — In diesem Sinne
haben Sie, innigst Verehrter, in einer Reihe von 18 Jahren
hier gewirkt, Sie haben einer Schule als Meister vorge-
standen.

Wer von uns könnte es je vergessen, mit wie bereit-
williger Hingebung, mit welcher liebenswürdigen humoristi-
schen Vortragsweise Sie hier in weitern wie im engsten
Kreise unterrichtet, tiefstes Verständnis eröffnet, Aufgaben
gestellt, schon für geringe Leistungen sich interessiert,
zu neuem Kampfe angefeuert, die Freude des Sieges mit rein
menschlicher Teilnahme mitempfunden haben.

Hierin besteht nun daher der Hauptverlust, welchen
unsere seit drei Jahrzehnten in verschiedenen Wissenschaften
so auffallend hervorragende Universität betrauert; eine
Schule wird ihres Meisters beraubt. Ihre Schüler, verehr-
tester Lehrer, stimmen alle in demselben Dank, und in dem-
selben Gefühl der tiefsten Verehrung überein, welches meine
schwachen Worte nur unvollkommen ausdrücken, allein sie
glauben mit mir es nicht besser und Ihnen angenehmer äußern
 
Annotationen