Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Körte, Gustav
Göttinger Bronzen — Berlin, 1917

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.15658#0052
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GÖTTINGER BRONZEN.

49

Chlamys, mit unbedecktem Kopf, stellt offenbar nicht diesen, sondern einen von
ihm Geheilten dar. Nicht überzeugender ist Emil Brauns Deutung auf Hermes
als Kinderdieb. Vielmehr handelt es sich um eine rein genrehafte Schöpfung:
die Wiedergabe eines, anscheinend dem niedern (Sklaven-?)Stande angehörenden
Knaben mit schalkhaft-spitzbübischem Gesichtsausdruck. Die Erfindung des be-
liebt gewordenen Typus gehört gewiß der hellenistischen Zeit an; vielleicht auch
die Ausführung unserer Figur.

54. (M 21. H 797). Opfernder Römer. H 0,093. 1859 von Wieseler t f. xi.
bei Signol-Paris gekauft. Beide Unterarme und Füße abgebrochen. (S. Wieseler,

Sa. d. Arch.-Numism. Inst. Göttingen S. 32 A. 50).

Mäßiges Exemplar des häufigen Typus. Die r. Hand hielt eine Schale, die
1. eine acerra !). Die Augen waren (aus Silber) eingesetzt.

Vgl. M. Bieber a.a.O. Nr. 225 T. XLV; de Ridder, br. mit. du Loiwre. Nr.
727 pl. 50; Babelon-Blanchet, br. ant. d. I. bibl. not. Nr. 868 ff.

55. (M 22. H 787). Zeus, stehend. H 0.075. Beide Füße sowie der Taf. xv.
vordere Teil des Blitzes abgebrochen. Aus Sammlung Dressel. Gutes Exemplar

des häufigen Typus. Zeus ist nackt bis auf ein über die 1. Schulter und Arm
geworfenes Gewand ; r. Standbein. Die erhobene L. hielt ein Szepter (Bohrloch),
die herabhängende R. den Blitz. Der Kopf ist nach seiner R. gewendet und
mit einem Eichenkranz geschmückt.

Sehr ähnlich die Bronze von Chalons-Sur Saone in der Bibliotheque natio-
nale in Paris (Babelon-Blanchet Nr. 9). Vgl. auch de Ridder a. a. 0. Nr. 502 und
506 pl. 38; M. Bieber Nr. 130. 131; v. Sacken, D. ant. Br. d. K. K. Arch.
Cdb. in Wien T. III, 2 (aus Lydien); Friederichs, Berl. ant. Bildw. II Nr. 1855
—1863.

56. (M 23). Athene, stehend. H 0,076. Von Dilthey 1900 bei Barone-Taf. xi.
Neapel gekauft. A. steht mit 1 Standbein, ist mit Peplos mit Überfall, über
diesem gegürtet, bekleidet. Darüber die Aegis, ohne Schlangen, mit auffallend
großem Gorgoneion. Über den Rücken fällt ein an den Schultern befestigter
Mantel. Helm mit hohem vorderen Bügel und großem Busch. Die gesenkte R.

hält eine Schale, die erhobene L. hielt die Lanze (Bohrloch). Die Augen waren
vielleicht eingesetzt, doch ist die die Höhlung ausfüllende weißliche Masse schwer-
lich antik. Die Rückseite flach gehalten, die Falten des Mantels mehr einge-
schnitten wie modelliert. In der Mitte ein kleiner Zapfen zur Befestigung an
einem Gerät. Geringe römische Arbeit. Ähnlich: Cassel (M. Bieber a. a. 0. Nr.
141. 142 (roher); Wien (v. Sacken a. a. 0. T. VIII, 6); Paris, Bibl. nat. Nr. 165.
166; Berlin, Friedrichs a. a. 0. Nr. 1878 (war, wie unsere Figur, hinten befestigt).

57. (M 24. H 789). H ermes, stehend mit Chlamys und Petasos. H 0,10.
Geschenk von W. Klein, aus dessen Heimat Karansebes in Osterreich stammend.
Die r. Hand fehlt. R. Standbein; die r. Hand hielt den Beutel, die L. den

1) Die Exemplare mit Füllhorn im 1. Arm sind als Genius aufzufassen. An unserem Exemplar
kann es nicht vorhanden gewesen sein, da keine Ansatzspur an der 1. Schulter.
Abhandlungen d. K. Oes. d. Wiss. zu Göttingen, Pliil.-hist Kl. N. F. Band 16, i. 7
 
Annotationen