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Kohn, Pinchas Jacob
Rabbinischer Humor aus alter und neuer Zeit: eine Sammlung von Anekdoten und "Guten Wörtchen" — Berlin: Lamm, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.42085#0011
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Der berühmte Posener Rabbiner, Rabbi Akiba Eger,
hatte bald nach Antritt seines Rabbinats davon Kenntnis
erhalten, dass viele seiner Gemeindemitglieder am Frei-
tagabend das Theater besuchen. Um diesen Uebelstand
zu rügen, erwähnte er in seiner nächsten Predigt folgen-
des: „Ich habe mich lange über eine etwas dunkle Tal-
mudstelle geplagt, aber erst heute ist es mir gelungen,
sie richtig zu verstehen. Im Traktat Chulin wird näm-
lich die horrible Behauptung aufgestellt: rauw ganwe
jisroel ninhu, die meisten Diebe wären Juden, was doch
den Tatsachen nicht ganz entspricht. Aber hier in Posen
scheint es doch zuzutreffen: Unsere Weisen behaupten
nämlich, dass mit dem Einzug des Sabbat sich jedem
Juden zwei Engel zugesellen, die den ganzen Sabbat über
seine unsichtbaren Begleiter bleiben. Wenn also ein Jude
am Freitagabend ins Theater geht, müsste er, von rechts-
wegen, eigentlich drei Billette lösen. Wenn aber die Po-
sener Juden nur je ein Billet nehmen, so unterschlagen
sie die beiden andern für ihre Begleiter und machen sich
dadurch eines Diebstahls schuldig“.

Am Schlüsse einer die Sabbatentweihung geisselnden
Rede sagte der bekannte Braunschweiger Rabbiner, Rabbi
Sabel Eger: Ich weiss bestimmt, dass Ihr nach meinen
Worten „handeln“ werdet.

Rabbi Jonatan Eibenschütz, bekannt durch seinen
Streit mit Rabbi Jakob Emden, wurde einst von einem
antisemitisch angehauchten Grafen gefragt, wie es komme,
dass die Juden in ihrem Auftreten so hochmütig gewor-
den seien. „Die grossen Leute, wie Abraham, Moses
usw., von denen die Bibel erzählt“, sagte er, „ die wa-
ren bescheiden genug, auf Eseln zu reiten, Ihr wollt
höher hinaus und müsst auf Pferden reiten“. „Gewiss“,
 
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