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Kohn, Pinchas Jacob
Rabbinischer Humor aus alter und neuer Zeit: eine Sammlung von Anekdoten und "Guten Wörtchen" — Berlin: Lamm, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.42085#0023
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— 19 —

Hunde vor. Der ihnen von Gott als Verteidiger gestellte
Engel sagte: „Gewiss ist es so, wie die Hunde behaup-
ten. Alles was trefa ist, gebührt von rechtswegen den
Klowim (Hunden). Aber sind die Gesetzesübertreterviel-
leicht nicht auch Klowim?!“ „Dann allerdings haben
s i e recht,“ sagte der liebe Gott.
♦ ♦ ♦

Das Wunder, dass die Hunde beim Auszuge der
Israeliten aus Egypten geschwiegen haben, versuchte ein
humoristisch veranlagter Gelehrter auf ganz natürliche
Weise zu erklären. Jm Talmud heisst es nämlich: Wenn
der Prophet Elia in der Stadt ist, dann jauchzen die
Hunde, ist es aber der Todesengel, der umhergeht, dann
heulen sie. In Egypten aber war beides zu gleicher Zeit
der Fall: der Todesengel ging umher, um die Egypter
zu töten, und Gott selbst war erschienen, um die Kin-
der Israel zu retten und zu erlösen, da wussten die armen
Hunde nicht, ob sie jauchzen oder heulen sollten und:
schwiegen.

Von demselben stammt auch die Lösung einer äusserst
schwierigen Frage. Der Satz: boruch schem kewaud mal-
chussau leaulom woed“ (Gelobt sei der Name seiner
herrlichen Regierung immer und ewig), der nach dem
Verse „Schema Jisroel“ gesagt wird, muss nach Anord-
nung der Weisen ganz leise gebetet werden, und nur
der Versöhnungstag bildet hierin eine Ausnahme, an
dem dieser Satz laut gebetet wird. Zur Begründung die-
ser Vorschrift wird angeführt, dass das Lob, den dieser
Satz enthält, so grossartig sei, dass die Engelscharen,
wenn sie durch lautes Beten darauf aufmerksam gemacht
würden, auf die Menschen neidisch werden könnten. Am
Versöhnungstag hingegen, wo — wegen der Sündenver-
gebung — der Mensch höher steht als der Engel, läge
kein Grund für diesen Engelneid vor, weshalb man also
diesen Satz laut beten dürfte. Umso auffallender ist nun
der Bericht des „Perek Schirah“ (eine Sammlung von
 
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