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https://doi.org/10.11588/diglit.42085#0036
— 32 —
Prise Schnupftabak willst Du mich abfertigen, lieber Gott?“
wagte Gemilus Chassodim unzufrieden einzuwenden. —
„Sei froh,“ flüsterte ihm Gott leise ins Ohr. „Was Dei-
nen beiden Freunden geboten wird, ist nicht einmal eine
Prise Schnupftabak wert.“
In einem Kreise von „Orchim“ (jüdische Bettler), die
gegenseitig ihre Erfahrungen austauschten, kam auch die
Rede auf den Armenvorsteher einer Gemeinde. Die all-
gemeine Abstimmung über ihn ergab, dass er ein „Ke-
lew“ (wörtlich: Hund; eine Bezeichnung für Geizige) sei.
Man konnte nur nicht begreifen, wie ein Mann, der so
fein und edel aussah, dass man ihn für den besten Men-
schen zu halten versucht war, in Wirklichkeit so geizig
sein konnte. „Das ist ganz einfach, meine Freunde,“ liess
sich einer vernehmen. „Der Leviatan war einst erkrankt
und liess seinen Rat zusammenrufen, um zu erfahren, wie
ihm geholfen werden könnte. „Nur ein Arzt kann Dich
heilen,“ sagte der Haifisch. „Ein Arzt? Was ist das?“
fragte erstaunt der Leviatan, der diesen Namen zum ers*
ten Male hörte. „Das ist ein Mensch, der die Kranken
heilt,“ erklärte der Hai. „Und wo wohnen die Menschen?“
forschte der Leviatan weiter, „und wie sehen sie aus,
damit meine Boten, die ich nach einem solchen Geschöpf
aussenden will, sich nicht irren und etwas Falsches brin-
gen?“ „Die Menschen wohnen auf der Erde und
können an folgenden Merkmalen erkannt werden: Sie
gehen aufrecht auf zwei Beinen, haben in der Mitte des
Gesichtes zwei Augen, eine Nase, einen Mund und zu-
weilen unter diesem einen Bart.“ Sofort liess der Beherr-
scher des Meeres zwei schnelle Delphine sich reisefertig
machen, die den Auftrag hatten, an die Oberfläche em-
porzutauchen und dort die Gelegenheit wahrzunehmen,
vom Strande einen Menschen zu holen. Als die Delphi-
ne ans Ufer kamen, sahen sie einen Pudel, der dort sei-
ne Kunststücke machte und auf den Hinterbeinen spazieren
ging. Halt! dachten sie, da haben wir ja, was wir su-
chen. Alles stimmt auch: aufrechter Gang auf zwei Bei-
nen, Augen, Nase, Mund und sogar ein Bart ist da. Ehe
Prise Schnupftabak willst Du mich abfertigen, lieber Gott?“
wagte Gemilus Chassodim unzufrieden einzuwenden. —
„Sei froh,“ flüsterte ihm Gott leise ins Ohr. „Was Dei-
nen beiden Freunden geboten wird, ist nicht einmal eine
Prise Schnupftabak wert.“
In einem Kreise von „Orchim“ (jüdische Bettler), die
gegenseitig ihre Erfahrungen austauschten, kam auch die
Rede auf den Armenvorsteher einer Gemeinde. Die all-
gemeine Abstimmung über ihn ergab, dass er ein „Ke-
lew“ (wörtlich: Hund; eine Bezeichnung für Geizige) sei.
Man konnte nur nicht begreifen, wie ein Mann, der so
fein und edel aussah, dass man ihn für den besten Men-
schen zu halten versucht war, in Wirklichkeit so geizig
sein konnte. „Das ist ganz einfach, meine Freunde,“ liess
sich einer vernehmen. „Der Leviatan war einst erkrankt
und liess seinen Rat zusammenrufen, um zu erfahren, wie
ihm geholfen werden könnte. „Nur ein Arzt kann Dich
heilen,“ sagte der Haifisch. „Ein Arzt? Was ist das?“
fragte erstaunt der Leviatan, der diesen Namen zum ers*
ten Male hörte. „Das ist ein Mensch, der die Kranken
heilt,“ erklärte der Hai. „Und wo wohnen die Menschen?“
forschte der Leviatan weiter, „und wie sehen sie aus,
damit meine Boten, die ich nach einem solchen Geschöpf
aussenden will, sich nicht irren und etwas Falsches brin-
gen?“ „Die Menschen wohnen auf der Erde und
können an folgenden Merkmalen erkannt werden: Sie
gehen aufrecht auf zwei Beinen, haben in der Mitte des
Gesichtes zwei Augen, eine Nase, einen Mund und zu-
weilen unter diesem einen Bart.“ Sofort liess der Beherr-
scher des Meeres zwei schnelle Delphine sich reisefertig
machen, die den Auftrag hatten, an die Oberfläche em-
porzutauchen und dort die Gelegenheit wahrzunehmen,
vom Strande einen Menschen zu holen. Als die Delphi-
ne ans Ufer kamen, sahen sie einen Pudel, der dort sei-
ne Kunststücke machte und auf den Hinterbeinen spazieren
ging. Halt! dachten sie, da haben wir ja, was wir su-
chen. Alles stimmt auch: aufrechter Gang auf zwei Bei-
nen, Augen, Nase, Mund und sogar ein Bart ist da. Ehe