Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kohn, Pinchas Jacob
Rabbinischer Humor aus alter und neuer Zeit: eine Sammlung von Anekdoten und "Guten Wörtchen" — Berlin: Lamm, 1915

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42085#0037
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
— 33 —

sich der Pudel dessen versah, hatten sie ihn am Kragen,
tauchten mit ihm unter und brachten ihn zum Leviatan.
Der arme Pudel, der hier eine Kunst verrichten sollte,
von der er keine Ahnung hatte, fing an zu bellen, zu
heulen und zu winseln, dass es einen Stein erbarmen
konnte. „Was ist das?“ fragte erzürnt der hohe Patient.
„Was hat uns der Hai da für einen Bären aufgebunden? “
Der Hai wurde herbeigeholt und der Leviatan fuhr ihn
ungnädig an: „Was soll das’ bedeuten? Nun habe ich
mir auf Deinen Rat hin einen Menschen holen lassen,
aber statt mich zu untersuchen und zu heilen, bellt und
heult er unausgesetzt.“ — „Das kann nicht sein,“ sagte
der Haifisch, „das ist ganz unmöglich.“ — „Es ist aber
doch so,“ behauptete bestimmt der Leviatan. „Dann ist
es eben kein Mensch, den Dir Deine Boten gebracht ha-
ben.“ — „Ueberzeuge Dich selbst,“ sagte der Leviatan
und liess den Pudel vorführen. „Sieh, alle Deine Zeichen
sind vorhanden, er geht aufrecht auf zwei Beinen, hat
zwei Augen, eine Nase, einen Mund, und selbst der Bart
ist vorhanden.“ — „Stimmt,“ meinte lachend der Hai,
„er sieht aus wie ein Mensch, ist aber in Wirklichkeit
doch nur ein H u n d.“
♦ ♦ ♦
Als Rabbi Arjeh Löw Heschils in Amsterdam seine
Antrittspredigt hielt, gab er solch scharfsinnige Talmud-
erklärungen zum Besten, dass seine Hörer nicht genug
Worte des Lobes für ihn finden konnten, Wo viel ge-
lobt wird, stellen sich auch die Tadler ein, und so mein-
te ein Halbgelehrter, dass man aus diesem Vorgang noch
nicht auf die Gelehrsamkeit des neuen Rabbiners schliessen
könne, da er ja genügend Zeit besass, sich auf seinen
Vortrag vorzubereiten. Wollte er seiner Gemeinde einen
Beweis seines Könnens liefern, so sollte er sich ein The-
ma geben lassen und aus dem Stegreif darüber sprechen.
Als man dies dem Rabbiner mitteilte, sagte er: „Im
Talmud wird erzählt, dass Simon-hoamsuni das Wört-
chen DR' das in der Thora so oft vorkommt, so erklärt
habe, dass es stets noch etwas zu dem ausdrücklich Ge-
nannten hinzufügen wolle. Als er zu dem Verse kam:
 
Annotationen