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Kraus, Franz Xaver
Über Begriff, Umfang, Geschichte der christlichen Archäologie und die Bedeutung der monumentalen Studien für die historische Theologie: akademische Antrittsrede — Freiburg i. Br., 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.38817#0011
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Hochansehnliche Versammlung!

Ein alter Brauch unserer Hochschule bringt es mit sich, dass neu
eintretende Lehrer die akademische Bürgerschaft mit einem öffentlichen
Yortrage begrüssen. Nichts liegt näher, als dass dieser öffentliche Yor-
trag sich zu einer Art Einleitung in die gesammte Lehrthätigkeit des
Yortragenden gestaltet. Sie werden etwas Aehnliches auch von mir er-
warten, und Ihre Gegenwart könnte an sich mir als eine erwünschte Ge-
legenheit erscheinen, um mich mit Ihnen über die Grundsätze zu ver-
ständigen, nach welchen ich meines neuen Amtes unter Ihnen zu walten
gedenke. Wenn ich gleichwol darauf verzichte, hier ein Programm zu
entrollen und gewissermassen die Yorrede zu dem zu geben, was meine
Zuhörer von mir zu erwarten haben, so kann ich zu meiner Rechtfertigung
einen triftigen Grund anführen. Als mein verewigter Yorgänger vor vier-
undzwanzig Jahren diesen Lehrstuhl bestieg, hat er sich bei gleicher Yer-
anlassung über die Methode ausgesprochen, nach welcher der katholische
Historiker den Betrieb der Kirchengeschichte einzurichten, der öffentliche
Lehrer derselben sie seinen Schülern vorzutragen hat. Die goldenen Worte,
die damals Alzog sprach, sind noch in der Erinnerung Einiger von Ihnen,
Yielen sind sie durch den Druck bekannt. Es würde überflüssig sein,
ein Thema abermals zu behandeln, das hier bereits in so erschöpfender
Weise besprochen wurde, und hinsichtlich dessen ich mich mit dem Yer-
klärten vollkommen einig weiss. Ich habe aber auch ein anderes Be-
denken. Wer damit bekannt ist, wie Bücher geschrieben werden, weiss,
dass man die Yorreden zuletzt verfasst, dass die wenigsten Schriftsteller,
wenn sie an die Ausarbeitung eines weitschichtigen Werkes gehen, schon
wissen, was sie einstmals in dem Yorwort dem Publicum zur Erklärung,
Yertheidigung oder Empfehlung ihres Buches zu sagen haben werden.
Ich befinde mich in einer ganz ähnlichen Lage. Es scheint mir geeigneter,
Ihre freundliche Nachsicht bei dem allmähligen Erscheinen des Werkes
in Anspruch zu nehmen, als Ihnen ein solennes Yorwort zu bieten, ehe
jenes geschrieben oder vielmehr gethan ist, und ehe ich wissen kann, ob
man mir mein qualis ab incepto nach zehn oder zwanzig Jahren zugestehen
wird. Ein grosser Componist wird allenfalls die Ouvertüre zu einer
Oper, die er seit Jahren in der Brust trägt, schon schreiben können,
ehe er die Hand an das Werk selbst legt; ich muss dieser gefährlichen
 
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