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Kraus, Franz Xaver
Über Begriff, Umfang, Geschichte der christlichen Archäologie und die Bedeutung der monumentalen Studien für die historische Theologie: akademische Antrittsrede — Freiburg i. Br., 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.38817#0057
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Erklärung der Illustrationen.

Die drei diesen Blättern beigegebenen, der ,Realencyclopädie der christlichen Alter-
thümer‘ entliehenen Illustrationen stehen zu dem Texte in keiner nähern Beziehung.
Man war indessen der Ansicht, dass der freundliche Leser nicht ungern die Zugabe
einiger in guten Holzschnitten hier zum erstenmale wiedergegebenen Denkmäler alt-
christlicher Kunst entgegennehmen werde.
I.
Das Titelblatt bietet das Brustbild des Erlösers: den obern Theil der sitzenden
Gestalt Christi, welchen das berühmte Mosaik von S. Apollinare Nuovo in Ravenna in-
mitten von vier Engeln zeigt. Die ganze Composition, speciell den auf den Erlöser
sich hinbewegenden Zug der Märtyrer veranschaulicht die sehr ungenügende Skizze bei
Ciampini Vett. Monim. II Taf. III zu pag. 89. Zu Ciampini’s Zeiten war ein Theil des
Mosaiks durch die Orgel verdeckt, bez. zerstört; die Gestalt des Erlösers ist auf der
Ciampinischen Tafel gerade halbirt, in Wirklichkeit ist der grössere Theil alt, die
restaurirte Partie erstreckt sich von dem linken Schulterblatt über die ganze linke
Seite, einschliesslich der auf dem Schoosse ruhenden linken Hand bis nabe an den
rechten Fuss.
In neuester Zeit haben diess Mosaik eingehender besprochen Cavalcaselle Gesell,
d. ital. Malerei, deutsche Ausgabe I 9 u. 30 f.; Garrucci Storia delV arte crist. IY zu
Taf. CCXLII—CCLII; Richter Die Mosaiken von Ravenna, Wien 1878, S. 69. Nur
kurz erwähnen desselben Schnaase III, 2, 191 u. 204 und Lübke Gesell, d. ital. Malerei,
Stuttg. 1878, S. 46. Woltmann Gesell, d. Malerei, S. 171, erwähnt des Christus nur
mit einem Worte, ohne die kunstgeschichtliche Bedeutung desselben hervorzuheben.
In der Regel wird die unsern Christus begreifende Composition dem Ravennati-
schen Bischof Agnellus (553—66) zugeschrieben, der die damals noch den Titel
S. Martino in Coelo aureo tragende Kirche, einst der Hauptsitz der Arianer, dem katho-
lischen Cult wiedergab. Sclinaase a. a. 0. S. 204 sieht indessen die Christusgestalt
zwischen den vier Engeln und die ihm entsprechende Darstellung der Madonna mit den
anbetenden Königen für älter an; nach S. 191 scheint er sie dem ersten Viertel des
sechsten Jahrhunderts zuzuweisen. Lübke a. a. O. folgt hier Schnaase, den bloss die
Empfindung eines grossem stilistischen Werthes des Christus und der Madonna zu
jener höhern Datirung veranlasste.
 
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