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Kraus, Franz Xaver
Über Begriff, Umfang, Geschichte der christlichen Archäologie und die Bedeutung der monumentalen Studien für die historische Theologie: akademische Antrittsrede — Freiburg i. Br., 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.38817#0050
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Meine Damasische Basilika erbaut und obgleich hier begraben wurde. Interessant ist diese
Erscheinung zur Erhärtung einer historischen Thatsache. Als der berühmte Symmachus,
der Verfechter der altrömischen Religion, angeklagt wurde, als Präfect der Stadt Rom
seine Befugnisse überschritten und christliche Geistliche wegen Beschädigung der Mo-
numente ungerechter Weise bestraft zu haben, berief er, der Christenfeind, sich auf ein
amtliches Schreiben des damaligen Bischofs von Rom, Damasus, in welchem bezeugt
war, dass kein Christ von Symmachus misshandelt worden sei. Symmachus erklärt, er
habe in Rom überhaupt Niemanden wegen Beschädigung der dem Heidenthum ange-
hörenden Denkmäler zu strafen gehabt (vgl. Aurelii Symmachi Relationes, ed. Meyer,
Lips. 1872, p. 28 f.) ; der Papst, dass keiner der Seinigen sich an Monumenten vergriffen.
Mit den Behauptungen beider Männer stimmt der Zustand der Katakombe der Generosa
überein. Obgleich dicht neben und unter dem von Denkmälern und Inschriften ange-
füllten Hain der Arvalischen Brüder angelegt, zeigt er doch keine Verwendung dieser
Monumente zu christlichen Grabsteinen: ein Zeugniss der Achtung für einen fremden
Cult, wie sie die Geschichte leider nicht überall zu verzeichnen hat‘ (vgl. meine Rom.
sott. 2. Autl. S. 529 f.).
135 Eine solche Krise innerhalb der katholischen Kirche, einzig durch diese monu-
mentale Quelle bekannt, lehrte uns die von de Rossi wiedergefundene Damasische
Grabschrift auf den Bischof Eusebius von Rom in Verbindung mit dem damasi-
schen Epitaph des Bischofs Marcellus, welches handschriftlich erhalten war. In beiden
werden uns Kämpfe betreffs der Bussdisciplin mitgetheilt, über welche keine littera-
rische Quelle des christlichen Alterthums sich ausspricht. Vgl. die Inschrift des Eusebius
bei de Rossi R. S. II Tav. III—IV. und Kraus R. S. Taf. II trnd III, S. 184—188.
133 Bewegungen und Stimmungen kirchenpolitischen Charakters
findet man im Mittelalter öfter durch Monumente fixirt. Ich begnüge mich, nur einige
Beispiele anzuführen. An der Vorhalle der Laacher Abteikirche reicht ein Teufelchen
dem Pelican, dem Symbol der Kirche, eine Schriftrolle mit der Inschrift PECCATA
ROMa«a. Ich sehe hier mit Schliaase Gesell, d. b. K. 2. A. IV 270 eine kirchen-
politische Anspielung, die vielleicht von den ghibellisch gesinnten Erbauern der Kirche
ausging; Anbei* Symbolisme relig. II 429 ist freilich anderer Ansicht. Ein Pendant
dazu ist wol in einem Capitell der Kirche zu Chauvigny zu erblicken, wo ein sitzen-
des Weib dargestellt ist. unter welchem die Schrift steht: BABILONIA MAGNA
MERETRIX ROMA, wo das letzte Wort dieselben Schriftzüge zeigt, wie die vorher-
gehenden und darum wol nicht mit Merimee (Ouest p. 485) als Zusatz eines Huge-
notten anzusehen ist.
Das Strassburger Münster besass eine berühmte Sculptur, die sog. Thierpro-
cession, aus dem Ende des dreizehnten oder Anfang des vierzehnten Jahrhunderts^
in der man seit Fischart eine Verhöhnung des Klerus erblickt hat. Ich habe in ,Kunst
und Alterthum in Elsass-Lothringen‘ I 474 ff. mich darüber ausgesprochen, wesshalb
ich dieser Auffassung ebensowenig beipflichten kann, als der Behauptung, dass die
häufig an den sog. Misericordien wiederkehrenden Darstellungen aus der Thierfabel u. s. f.
eine Satire auf die Geistlichkeit sei. Dass derartige Darstellungen in einzelnen Fällen
nicht eine satirische Tendenz haben, soll damit nicht behauptet sein, müsste aber für
jeden einzelnen Fall nachgewiesen werden. So halte ich es allerdings nicht für undenk-
bar, obgleich auch nicht erwiesen, dass ein Mosaikbild in S. Marco zu Venedig eine
politische Anspielung ist: ,in ’tesselato pavimento Basilicae S. Marci Venetiis duorum
Gallorum Gallinaceorum figurae conspiciuntur, qui Vulpem pedibus alligatum efferunt.
Eaedem Karolum VIII et Ludovicum XII Gallorum reges e ditione Mediolanensi Ludo-
vicum Sfortiam, virorum callidissimum, expellentes denotare videntur.1 Flamin. Cornel.
Basil. ducal. S. Marci p. 132, in Eccles. Venet. Ant. Monum. Dec. XIII, p. 1. und
Cancellieri Secret. Basil. Vatic. III 1376 f.
Ueber die Frage, ob die Statuen des Kaisers und Mönches am Strassburger
 
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