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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen: beschreibende Statistik (2. Band): Kunst und Alterthum im Ober-Elsass — Strassburg: C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung, Friedrich Bull, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.49171#0765
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BEILAGEN.

Es war, wie dies S. 258, 360 und 365 angekündigt wurde, meine Absicht,
der Schongauer- und GRUENEWALD-Frage einen eingehendem Excurs zu
widmen. Angesichts des Umstandes, dass die vereinbarte Bogenanzahl dieses
Bandes schon längst überschritten ist, sehe ich mich genöthigt, auf dieses Vor-
haben zu verzichten; ich thue das um so leichter, als mir einerseits das Ma-
terial namentlich zur Beurteilung der GRUENEWALü’schen Bilder bisher nicht
vollständig zugänglich war, anderseits diese Periode der Kunstgeschichte meinen
Specialstudien zu ferne liegt, als dass ich mir anmaassen dürfte, irgend ein ab-
schliessendes Urteil abgeben zu dürfen. Ich beschränke mich darum hier
darauf einige Notizen beizubringen, welche einerseits das in dem Artikel .Kol-
mar1 Gesagte vervollständigen, anderseits die Erledigung der in Rede stehenden
Fragen irgendwie fördern können.
I.
Einer Auseinandersetzung mit Hrn. v. Wurzbach, betr. der vorgeblichen
Identität Schongauers mit dem Meister des Bartholomäusaltars in Köln, bedarf
es gegenwärtig nach der eindringlichen und wie mir scheint vernichtenden
Kritik nicht mehr, welche Herr Dr. Scheibler soeben (Rep. f. A’IF., VII 30 f.)
der WuRZBACH’schen Hypothese angedeihen liess. Was die Kolmarer Bilder
anlangt, so sieht Herr Scheibler in der Madonna, im Rosenhag, auf Grund der
Gesammtheit der Stiche, ein unzweifelhaftes Bild Schongauers; die Flügel aus
Isenheim und die Passionsfolge hält er (S. x43) für bedeutend genug, um we-
nigstens einen beträchtlichen Antheil Schongauers an ihnen nicht in Abrede
zu stellen.
In der Passionsfolge (vgl. oben S. 372) kann ich mich auch jetzt noch nicht
dazu verstehen, den Geist und die Originalität der Kupferstiche wiederzulinden,
und möchte nur zugeben, dass dieselben etwa in des Meisters Werkstätte von
Gesellen gemalt wurden. Dagegen erscheinen mir die beiden Isenheimer Flügel
und die Madonna im Rosenhag desselben würdig. Auf die auswärtigen Bilder
will ich nicht eingehen; nur auf eines möchte ich die Aufmerksamkeit der
Fachgenossen lenken, auf das hier in photographischem Drucke zur Ver-
gleichung mit der Kolmarer Madonna gebotene kleine Bild, welches sich in
München im Besitze des Hrn. Professor Sepp befindet (Taf. 16). Die Jungfrau hat
hier rothes Obergewand und rothen Mantel mit etwas dunklerm Futter, langes,
blondes Haar, blaues Untergewand. Die Engel sind meergrün gekleidet, Gott
Vater erscheint in röthlichein Lichthintergrund. Ich habe das Bild, welches bis-
her nicht besprochen worden war, mit gütiger Erlaubniss seines Eigenthü-
mers photographiren lassen. Soeben theilt Scheibler a. a. 0. S. 45 mit, dass
Bayersdorfer dasselbe für eine freie Wiederholung der Madonna im Rosen-
hag hält, die er, trotz der starken Uehermalung wol für ursprünglich echt
hallen müsse; ,mir, setzt Scheibler hinzu, war sie wie eine Nachbildung vor-
 
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