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Kraus, Franz Xaver; Signorelli, Luca [Hrsg.]
Luca Signorelli's Illustrationen zu Dante's Divina Commedia — Freiburg, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.49368#0019
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ER Dom von Orvieto war im Jahre 1290 zu Ehren des Wunders von Bolsena
begründet worden. Die berühmte Fagade, an welcher das decorative Ver-
mögen der italienischen Gothik seine höchsten Triumphe feiern sollte, wurde
1310 begonnen; bis 1580 arbeiteten dreiunddreissig Baumeister und über dreihundert
Bildhauer und Maler an diesem Wunderbau, der erst im verflossenen Jahre seinen
völligen Abschluss erhalten sollte. Am Ende des rechten Seitenschiffes derselben liegt
die Cappella della Madonna di San-Brizio (auch Cappella nuova), welche durch den
Pinsel zweier grossen Meister zu einem der bedeutendsten Heiligthümer der Kunst
gemacht wurde. Fra Angelico hatte 1447 die Füllungen der diagonal getheilten Decke
über dem Altar mit den Figuren des Heilandes und sechszehn Heiligen- und Propheten-
gestalten, sowie einer Madonna mit den Aposteln, den vier grossen Kirchenlehrern
und den Stiftern der vier Bettelorden gemalt. Nach Rom berufen, um die Kapelle
Nikolaus V im Vatican mit der Legende der hh. Stephanus und Laurentius zu schmücken,
musste er die Vollendung des in Orvieto begonnenen Cyclus des Weltgerichts Anderen
überlassen. Die Verhandlungen des Orvietaner Baurathes mit Pietro Perugino hatten
neun Jahre gewährt, ohne zu einem Ziele zu führen. Da erfolgte im Jahre 1499 die
Berufung Luca Signorelli’s, der am 5. April vor dem Baurath erschien und zunächst
die Fertigstellung der Decke nach den Zeichnungen Fiesole’s übernahm, dem dann
in einem neuen Vertrage vom 6. Januar 1500 die Ausmalung der Wände, immer mit
 
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