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Kraus, Franz Xaver; Albert-Ludwigs-Universität Freiburg [Editor]; Friedrich [Honoree]
Festprogramm seiner Königlichen Hoheit Großherzog Friedrich zur Feier des siebzigsten Geburtstages dargebracht — Freiburg i. B., Leipzig: Mohr, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.49386#0025
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C. Krieg, F. G. Wanker.

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Während seiner Thätigkeit im Generalseminar, wo Wanker Moral- und Pastoral-
theologie, die an' der Universität gelehrt wurden, wiederholte und praktische Uebungen
leitete, hatte er ein Lehrbuch für die erst 1777 selbständig gewordene und in den
Umkreis der theologischen Disziplinen eingeführte Pastoraltheologie ausgearbeitet,
das aber nicht im Drucke erschien, sondern als Manuskript unter den Schülern von
Hand zu Hand ging. Desgleichen bereitete er den Entwurf eines Lehrbuches der
christlichen Sittenlehre8) vor, das zu Wien (April 1788) »im wesentlichen so
zweckmässig befunden wurde, dass sich (Wanker) bei Ausarbeitung eines Lehrbuches
in lateinischer Sprache daran halten könne«. Er veröffentlichte dann 1794 seine
Moraltheologie erstmals in Ulm, aber in deutscher Sprache, womit sich die Regierung
zu Wien auch zufrieden gab. Vorher war Professor Schanzas Lehrbuch: »De theo-
logia morali positiones locis ss. scripturae et traditionis illustratae« (Brünn 1780)
vorgeschrieben.
Der Aufbau der Moral beschäftigte Wanker anhaltend. Die Reformen des
höheren Unterrichtswesens in den Kaiserstaaten waren seit Maria Theresia im Flusse,
die Studienpläne drängten sich seit 1752 und vor allem wünschte man geeignetere
Lehrbücher (das Diktieren verbot die kaiserliche Regierung) und setzte nicht geringe
Belohnungen für solche aus. Daher der rege Eifer in der Ausarbeitung von Vorlese-
büchern. Vom Jahre 1787 ab hatte Wanker an Stelle des erkrankten Cisterziensers
Professor Raimund Pelz an der Universität die Moral vorzutragen. Neben diesem
Fache und der Philosophie beschäftigten den jungen Wanker einzelne Zweige der
Naturwissenschaften, sowie die Landes- und Ortsgeschichte. Was er an Zeit, welche
der Beruf im Generalseminar und der Hochschule übrig liess, gewann, galt den Studien
und den Erholungsgängen durch Freiburgs Umgebung.

jL Akademifcher Lehrer.
So angesehen jene Stellung im Generalseminar auch war und so treu und ergeben
die Studierenden an dem Vizerektor Wanker hingen, dieser sehnte sich bei der Eigenart
seines Charakters nach einem unabhängigeren Posten, der ihm mehr Zeit für Studien
liesse. Seinen Wunsch sah er schon bald erfüllt, indem ihm, dem Dreissigjährigen, am
10. September 1788 der Lehrstuhl der Moral, den er durch einige Semester vertreten
hatte, endgültig übertragen wurde. Wanker hielt am 9. Oktober 1788 seine öffent-
liche Antrittsrede (»principium solemne«) über das Thema: »De causis, cur evan-
gelica morum praecepta eos, quos ferre et possent et deberent, fructus
haud ferant.« Nichts hatte Wanker mehr ersehnt als eine solche Stelle. Entsprach
doch auch das Lehrfach der Moral ganz seinen Neigungen. Von jetzt ab lebte
Wanker ausschliesslich und mit voller Seele seinem Berufe und den Werken der
Nächstenliebe. Den Lehrstuhl der Moral hatte er bis zu seinem Tode, das ist 36 Jahre,
inne, eine reiche Zahl von Männern theoretisch heranbildend, aber sie auch praktisch
für d as Leben und ihren Berus heranziehend. Seine eigene wissenschastliche Aus-
bildung befähigte Wanker in hohem Masse für seine Lehrthätigkeit, und er verstand
es, seine vielseitige Bildung, zumal seine Kenntnisse in Philosophie und Geschichte
in den Dienst derselben zu stellen. Seine Lehrgabe wird allseitig und auch von
Männern gerühmt, denen vermöge ihrer kritischen Schärfe ein kompetentes Urteil

8) Der älteste Entwurf Wankers aus dem Jahre 1787 kat sich zufälligerweise handschriftlich erhalten.
 
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