AMT KONSTANZ. — KONSTANZ. 83
Ueber den r ö m i s ch e n Ursprung der Stadt (s. 'über den röm. Ursprung und
die erste Anlage der Stadt Constanz' BEYERLE bei SCHOBER a. a. O.: der Name
C on s t a n t i a zuerst bei dem Gothen ANAZID in des ANONYMUS RA VENNAS
Cosmographia IV 26 unter den rheinischen Civitates erwähnt, edd. PINDER et
PARTHEY, Berol. 1860.p. 231, also um 525. Darauf folgt als früheste Erwähnung
eines Bischofsitzes die Notiz der Vita S. Galli c. 16 (MG. SS. II IO, vgl. S.
Gatt. Math. XII ig. IADEWIG Reg. No.-ii: 'migrasse Gaudentium,
Constantiae tirbis eptscopum'J wird kein Zweifel gehegt; nur liegt für den militäri-
schen Charakter der dortigen römischen Niederlassung, der übrigens sehr wahr-
scheinlich ist, bis jetzt kein zwingender thatsächlicher Beweis vor, wie es auch für
die Constantia am Bodensee keine römische Geschichtsquelle giebt. Die grösste
Wahrscheinlichkeit hat die Annahme, dass die Gründung gegen Ende des 3. Jhs.
unter Constantius Chlorus zusammenhängt mit der damals vorgenommenen und
später wieder erneuerten römischen Grenzbefestigung am Oberrhein. Wichtige
Mauerreste fanden sich durch die Untersuchungen von L. LEINER 1872 anlässlich
der Anlegung einer neuen Wasserleitung. 'Auf dem nördlichen Münster-
platz nemlich kamen Mauern zu Tage vom nördlichen Münsterportale gegen das
Delisle'sche Haus hin. Vom Westen beginnend eine 2 Meter dicke Mauer, dann
ein 12 m breiter freier Raum, darauf zwei 1 m dicke Mauern, 8 m auseinander,
welcher Raum mit einem 1,15 m unter der jetzigen Strasse befindlichen Cement-
boden mit Ziegelbröckchen ausgegossen war. Von der 3. Mauer gingen die Reste
eines dickem, sorgfältiger gearbeiteten Estrichs gegen Osten ab, 63—66 cm unter
der jetzigen Strasse liegend. Weitere Beweisstücke waren Fragmente von Heizrohren,
römischen Dachziegeln, eine Erzmünze des Gratian. Die Dachziegelstücke fand
man durch die ganze Rheinstrasse entlang in grosser Zahl bis in die Schreiber-
gasse (jetzt Conradigasse) und in der Nähe des Thulenbrunnens. In
der Rheinstrasse fanden sich die beschriebenen Gemäuer ungefähr im rechten Winkel
kreuzende Mauerwerke mit Ziegelfragmenten. — In der Nähe der jetzigen Amt-
hausecke scheinen Gemäuerreste zum Unterbau eines runden thurmähnliehen Bau-
werks gehört zu haben'. — Neuerdings fanden sich Fragmente von Thongefässen
und römische Münzen beim Schottenkirchhof.
Ob auf der Prediger-Insel die aus Findlingen erbaute nördliche Ufer-
mauer und ein Theil der nördlichen Mauerwand des alten Verwaltungsgebäudes
römischen Ursprungs ist, muss dahingestellt bleiben.
In der ZoUernstrassc fand man bei dem Rothweiler'schen Hause Thon-
gefässe von wahrscheinlich römischem Ursprung. Wichtiger sind die Funde in der
Husen- und Wessenbergstrasse, wo zerbrochene römische Amphoren und
mit grossen Dachziegeln gedeckte römische Gräber (die Funde in der Rosgarten-
Sammlung in Konstanz) zu Tage traten. Sie befanden sich ohne Zweifel entlang
der alten vom Thurgau, von Emmishofen her in der Richtung auf den Münsterplatz
führenden Römerstrasse, welche in der spätem Vorstadt Stadelhofen in der
Richtung gegen Arbon abzweigte. Beim Fundamentiren des Kreuzlinger-Thurms
™ Jahr 1452 fand man auf einen beträchtlichen Umkreis gewaltige Mauerreste,
6*
[83]
Ueber den r ö m i s ch e n Ursprung der Stadt (s. 'über den röm. Ursprung und
die erste Anlage der Stadt Constanz' BEYERLE bei SCHOBER a. a. O.: der Name
C on s t a n t i a zuerst bei dem Gothen ANAZID in des ANONYMUS RA VENNAS
Cosmographia IV 26 unter den rheinischen Civitates erwähnt, edd. PINDER et
PARTHEY, Berol. 1860.p. 231, also um 525. Darauf folgt als früheste Erwähnung
eines Bischofsitzes die Notiz der Vita S. Galli c. 16 (MG. SS. II IO, vgl. S.
Gatt. Math. XII ig. IADEWIG Reg. No.-ii: 'migrasse Gaudentium,
Constantiae tirbis eptscopum'J wird kein Zweifel gehegt; nur liegt für den militäri-
schen Charakter der dortigen römischen Niederlassung, der übrigens sehr wahr-
scheinlich ist, bis jetzt kein zwingender thatsächlicher Beweis vor, wie es auch für
die Constantia am Bodensee keine römische Geschichtsquelle giebt. Die grösste
Wahrscheinlichkeit hat die Annahme, dass die Gründung gegen Ende des 3. Jhs.
unter Constantius Chlorus zusammenhängt mit der damals vorgenommenen und
später wieder erneuerten römischen Grenzbefestigung am Oberrhein. Wichtige
Mauerreste fanden sich durch die Untersuchungen von L. LEINER 1872 anlässlich
der Anlegung einer neuen Wasserleitung. 'Auf dem nördlichen Münster-
platz nemlich kamen Mauern zu Tage vom nördlichen Münsterportale gegen das
Delisle'sche Haus hin. Vom Westen beginnend eine 2 Meter dicke Mauer, dann
ein 12 m breiter freier Raum, darauf zwei 1 m dicke Mauern, 8 m auseinander,
welcher Raum mit einem 1,15 m unter der jetzigen Strasse befindlichen Cement-
boden mit Ziegelbröckchen ausgegossen war. Von der 3. Mauer gingen die Reste
eines dickem, sorgfältiger gearbeiteten Estrichs gegen Osten ab, 63—66 cm unter
der jetzigen Strasse liegend. Weitere Beweisstücke waren Fragmente von Heizrohren,
römischen Dachziegeln, eine Erzmünze des Gratian. Die Dachziegelstücke fand
man durch die ganze Rheinstrasse entlang in grosser Zahl bis in die Schreiber-
gasse (jetzt Conradigasse) und in der Nähe des Thulenbrunnens. In
der Rheinstrasse fanden sich die beschriebenen Gemäuer ungefähr im rechten Winkel
kreuzende Mauerwerke mit Ziegelfragmenten. — In der Nähe der jetzigen Amt-
hausecke scheinen Gemäuerreste zum Unterbau eines runden thurmähnliehen Bau-
werks gehört zu haben'. — Neuerdings fanden sich Fragmente von Thongefässen
und römische Münzen beim Schottenkirchhof.
Ob auf der Prediger-Insel die aus Findlingen erbaute nördliche Ufer-
mauer und ein Theil der nördlichen Mauerwand des alten Verwaltungsgebäudes
römischen Ursprungs ist, muss dahingestellt bleiben.
In der ZoUernstrassc fand man bei dem Rothweiler'schen Hause Thon-
gefässe von wahrscheinlich römischem Ursprung. Wichtiger sind die Funde in der
Husen- und Wessenbergstrasse, wo zerbrochene römische Amphoren und
mit grossen Dachziegeln gedeckte römische Gräber (die Funde in der Rosgarten-
Sammlung in Konstanz) zu Tage traten. Sie befanden sich ohne Zweifel entlang
der alten vom Thurgau, von Emmishofen her in der Richtung auf den Münsterplatz
führenden Römerstrasse, welche in der spätem Vorstadt Stadelhofen in der
Richtung gegen Arbon abzweigte. Beim Fundamentiren des Kreuzlinger-Thurms
™ Jahr 1452 fand man auf einen beträchtlichen Umkreis gewaltige Mauerreste,
6*
[83]