des täglichen Gebrauchs für die bürgerliche und großbürgerliche Schicht: Teller, Becher,
Schüsseln etc. ohne dekorative Verzierungen oder lieferten solche den Goldschmieden als
vorproduzierte Teile.513 Der Beruf des Dosenstechers entwickelte sich erst, als Dosen jegli-
cher Art, Tabaksdosen, Bonbonieren, Pillendöschen, während des Barocks in Mode kamen.
Nach der Quellenlage schienen sich die Dosenstecher aus Personen zu rekrutieren, die ent-
weder aufgrund ihres Geburtsrechts keine Bürger waren und somit keinen „ehrlichen“ Be-
ruf, also auch nicht das Goldschmiedehandwerk, erlernen durften, oder aus Goldschmieds-
gesellen, die aus irgendwelchen Gründen ihr Meisterstück nicht machen konnten oder woll-
ten. Anfangs klagten die Goldschmiede gegen die als Konkurrenz empfundenen Dosenste-
cher; zum Beispiel meinten sie 1741, daß die Dosenstecher zum Teil nur Beisizer oder sonst
nicht von gelerntem Beruf seien, und der Rat möge ihr Treiben unterbinden. Dies lehnte der
Rat aber ab und meinte, er könne in der Sache nicht helfen; die Goldschmiede sollten den
Dosenstechern einfach keine Arbeit geben, dann würde sich die Konkurrenz von alleine auf-
lösen.514 Da Dosen, neben den Devotionalien, Körper- und Gewandschmuck, im 18. Jahr-
hundert zu den Hauptartikeln des Gmünder Goldschmiedegewerbes zählten, förderten die
Goldschmiede schließlich den Fortbestand des neuen Berufszweiges, indem sie die Verzie-
rung der Dosen - aus Arbeitsüberlastung - zum Teil nicht mehr selbst vornahmen, sondern
diese Arbeit den darauf spezialisierten Dosenstechern515 überließen. So läßt sich auch die
zum Teil sehr unprofessionelle Art der Gravuren auf Gmünder Dosen erklären. Die Motive
entnahm der Dosenstecher zumeist Musterbüchern oder den Vorgaben des Goldschmieds.
Daß die Dosenstecher selbst kein Meisterrecht genossen und daher nicht in die Vorzüge der
Handwerksmitgliedschaft kamen, zum Beispiel daß die Söhne als „Meistersöhne“ den Beruf
des Goldschmieds erlernen durften, zeigt der Fall des Dosenstechers Peter Albrecht. Das
Goldschmiedemittel wurde 1765 beim Rat vorstellig, es wollte den Betreffenden wegen sei-
ner unicosen conditionibus ins Goldschmiedehandwerk aufnehmen, so daß auch seine fünf
Söhne künftig gleich anderen meisters söhne sine omni onere anzusehen seien.516 517 518
Nach Beschreibungen des Chronisten Dominikus Debler hatte es in den sechziger Jahren
des 18. Jahrhunderts in Gmünd zeitweilig 36 Dosenstecher gegeben, jetzt - 1817 - ist noch
ein einziger (. . .) hier und hat nichts zu arbeiten.51'1
2.2.3. Lehrjungen und Gesellen
In Punkt 142 des Vereinigungsrezeß von 1753/58 hieß es, daß der Löbl. Magistrat alles Ey-
fers bedacht seyn solle, bey allen Profeßionen auf einen gewissen Numerum, so viel thun-
lich, anzutragen, und selbsten dergestalten zu restringiren, damit bey jeder Profession
nicht mehrere Professions-Verwandte gedultet werden, als sich neben einander ehrlich
möchten ernähren und fortbringen.5™ Die Notwendigkeit, die Meisterzahlen im Gold-
513 (Hrsg.) Reinhold REITH: Lexikon des alten Handwerks. München 1991, Punkt „Drechsler“ und „Gold- und
Silberschmied“.
514 (Sta Gd) RP 1739 bis 44, 11. Juli 1741, S. 137.
515 (Sta Gd) GBO E: Kriminalsachen 1713 bis 1802. Verhör des Dosenstechers Johann Vogt vom 9. Januar 1768:
„Womit er sich und die seinige zu ernähren gesucht?“ — „(. . .) mit Stechung der silbernen Dosen." Der Do-
senstecher verzierte die Dosen mittelst Flachstichgravur.
Vgl. dazu Wilhelm BRAUN-FELDWEG: Metall. Hannover 1988, S. 177.
516 Vgl. zum Thema „Aufnahme ins Handwerk“ und die Unmündigkeit des Mittels, selbstbestimmend Mitglieder
aufzunehmen, die Kapitel B. 2.1.1. Strukturen der Schmiedezunft und des Goldschmiede-,,Mittels“, B. 2.1.2.
Zunft-, Handwerkszwang und Aufnahme ins Handwerk, und B. 2.2.3. Lehrjungen und Gesellen.
517 (Sta Gd) D. DEBLER: Chronica, Bd. 13, S. 103.
518 (Sta Gd) GBO H: Vereinigungsrezeß von 1753/58, Punkt 142.
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Schüsseln etc. ohne dekorative Verzierungen oder lieferten solche den Goldschmieden als
vorproduzierte Teile.513 Der Beruf des Dosenstechers entwickelte sich erst, als Dosen jegli-
cher Art, Tabaksdosen, Bonbonieren, Pillendöschen, während des Barocks in Mode kamen.
Nach der Quellenlage schienen sich die Dosenstecher aus Personen zu rekrutieren, die ent-
weder aufgrund ihres Geburtsrechts keine Bürger waren und somit keinen „ehrlichen“ Be-
ruf, also auch nicht das Goldschmiedehandwerk, erlernen durften, oder aus Goldschmieds-
gesellen, die aus irgendwelchen Gründen ihr Meisterstück nicht machen konnten oder woll-
ten. Anfangs klagten die Goldschmiede gegen die als Konkurrenz empfundenen Dosenste-
cher; zum Beispiel meinten sie 1741, daß die Dosenstecher zum Teil nur Beisizer oder sonst
nicht von gelerntem Beruf seien, und der Rat möge ihr Treiben unterbinden. Dies lehnte der
Rat aber ab und meinte, er könne in der Sache nicht helfen; die Goldschmiede sollten den
Dosenstechern einfach keine Arbeit geben, dann würde sich die Konkurrenz von alleine auf-
lösen.514 Da Dosen, neben den Devotionalien, Körper- und Gewandschmuck, im 18. Jahr-
hundert zu den Hauptartikeln des Gmünder Goldschmiedegewerbes zählten, förderten die
Goldschmiede schließlich den Fortbestand des neuen Berufszweiges, indem sie die Verzie-
rung der Dosen - aus Arbeitsüberlastung - zum Teil nicht mehr selbst vornahmen, sondern
diese Arbeit den darauf spezialisierten Dosenstechern515 überließen. So läßt sich auch die
zum Teil sehr unprofessionelle Art der Gravuren auf Gmünder Dosen erklären. Die Motive
entnahm der Dosenstecher zumeist Musterbüchern oder den Vorgaben des Goldschmieds.
Daß die Dosenstecher selbst kein Meisterrecht genossen und daher nicht in die Vorzüge der
Handwerksmitgliedschaft kamen, zum Beispiel daß die Söhne als „Meistersöhne“ den Beruf
des Goldschmieds erlernen durften, zeigt der Fall des Dosenstechers Peter Albrecht. Das
Goldschmiedemittel wurde 1765 beim Rat vorstellig, es wollte den Betreffenden wegen sei-
ner unicosen conditionibus ins Goldschmiedehandwerk aufnehmen, so daß auch seine fünf
Söhne künftig gleich anderen meisters söhne sine omni onere anzusehen seien.516 517 518
Nach Beschreibungen des Chronisten Dominikus Debler hatte es in den sechziger Jahren
des 18. Jahrhunderts in Gmünd zeitweilig 36 Dosenstecher gegeben, jetzt - 1817 - ist noch
ein einziger (. . .) hier und hat nichts zu arbeiten.51'1
2.2.3. Lehrjungen und Gesellen
In Punkt 142 des Vereinigungsrezeß von 1753/58 hieß es, daß der Löbl. Magistrat alles Ey-
fers bedacht seyn solle, bey allen Profeßionen auf einen gewissen Numerum, so viel thun-
lich, anzutragen, und selbsten dergestalten zu restringiren, damit bey jeder Profession
nicht mehrere Professions-Verwandte gedultet werden, als sich neben einander ehrlich
möchten ernähren und fortbringen.5™ Die Notwendigkeit, die Meisterzahlen im Gold-
513 (Hrsg.) Reinhold REITH: Lexikon des alten Handwerks. München 1991, Punkt „Drechsler“ und „Gold- und
Silberschmied“.
514 (Sta Gd) RP 1739 bis 44, 11. Juli 1741, S. 137.
515 (Sta Gd) GBO E: Kriminalsachen 1713 bis 1802. Verhör des Dosenstechers Johann Vogt vom 9. Januar 1768:
„Womit er sich und die seinige zu ernähren gesucht?“ — „(. . .) mit Stechung der silbernen Dosen." Der Do-
senstecher verzierte die Dosen mittelst Flachstichgravur.
Vgl. dazu Wilhelm BRAUN-FELDWEG: Metall. Hannover 1988, S. 177.
516 Vgl. zum Thema „Aufnahme ins Handwerk“ und die Unmündigkeit des Mittels, selbstbestimmend Mitglieder
aufzunehmen, die Kapitel B. 2.1.1. Strukturen der Schmiedezunft und des Goldschmiede-,,Mittels“, B. 2.1.2.
Zunft-, Handwerkszwang und Aufnahme ins Handwerk, und B. 2.2.3. Lehrjungen und Gesellen.
517 (Sta Gd) D. DEBLER: Chronica, Bd. 13, S. 103.
518 (Sta Gd) GBO H: Vereinigungsrezeß von 1753/58, Punkt 142.
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