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Krauth, Theodor [Hrsg.]; Meyer, Franz Sales Bernhard [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstzimmerei: mit besonderer Berücksichtigung der äusseren Form (Band 1): Text — Leipzig, 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.15159#0236
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zierung als zur Versteifung sind weitere Knaggen von geringerer Stärke an der Wand anliegend
und die Klebepfosten unter sich verbindend, angeordnet. (Fig. 206.)

Auf Taf. 40 mit der zugehörigen Textfigur 207 ist ein überdachter Balkon dargestellt. Drei
verlängerte Stockwerksbalken bilden die Träger. Der Balkonboden liegt auf gleicher Höhe wie
der Zimmerboden; zwischen beide ist jedoch ein stärkeres abgeschrägtes Schwellbrett aus Eichen-
holz eingelegt. (Taf. 40b.) Zur Verstärkung der Träger dienen in das Mauerwerk eingebundene
Kraghölzer, deren mittleres auf dem Schlufsstein des unter dem Balkon befindlichen Fensters auf-
liegt, während die beiden äufseren vermittels kurzer Pföstchen und zugehörigen Knaggen auf be-
sonderen Kragsteinen aufsitzen. Mit den Trägern bündig laufen der Wand entlang Querwechsel,
während das vordere Querholz den Trägern aufgekämmt ist, also höher liegt und oben eine
Wasserschräge aufweist, wie denn auch die Balkenköpfe durch Ablaufbretter gedeckt sind. Die
unten eingezapften und nach oben durchlaufenden 5 Pfosten tragen die Dachpfetten. Durch Quer-

riegel und Mittelpföstchen, durch Zierbretter
und Knaggen sind im oberen Teil die Licht-
öffnungen etwas hübscher gestaltet. Das
eigentliche Dach ist ein überschiefsender
Teil des Hauptdaches. Eine horizontale
Decke schliefst den erkerartigen Raum nach
oben hin ab und die darüber seitlich in
Ansicht kommenden Dreiecke sind des
besseren Aussehens wegen und gegen das
Hineinregnen mit Brettstreifen verschalt.
Die Gesamtwirkung des ganzen Balkons
zeigt Taf. 40 c.

Würde dieser Balkon, was ja keinen
Anstand hat und wenig Aenderung bedingt,
allseitig verglast und mit Fenstern versehen,
so würde er dadurch zum Erker werden.

Der auf Taf. 41 dargestellte Balkon ist
doppelt überdacht. Zunächst schützt ihn
das allgemeine Giebelvordach und dann
noch, wenigstens in seinem mittleren Teil,
g' 20 ein besonderes Pultdach, welches durch die

Zu Tafel 42 gehörig. verlängerten Brüstungspfosten gestützt ist.

Im unteren Teil ist die Konstruktion ähnlich,
wie beim vorherigen Beispiel. Da dieser Balkon auf einem gekuppelten Fenster aufsitzt und
breiter als derjenige der Taf. 40 ist, so hat er statt 3 Träger deren 5.

Was die Taf. 42 darstellt, ist eigentlich kein Balken, sondern eine Altane, da die kon-
solenartige Unterstützung fehlt und das Holzwerk auf einem vorgemauerten Steinerker aufsitzt. Die
Umgestaltung zu einem Balkon bietet wenig Schwierigkeit. Es wären eben die Trägerbalken durch
Büge oder Knaggen zu stützen, wie an den vorangegangenen Beispielen und alles andere könnte
bleiben. Selbstredend ist die Unterstützung durch den Erker weit solider, als sie bei einer Umge-
staltung zum Balkon sein könnte. Auf dem Mauerwerk liegt zunächst ein aus 3 Hölzern gebildeter
Schwellenkranz. (Vergleiche auch Fig. 208, die zu Taf. 42 gehört.) Auf der Vorderschwelle liegen
die Balkenköpfe auf, unter sich verbunden durch Wechsel. Auf dieser Höhe ist allseitig eine Art
von Konsolengesims gebildet durch vorgenagelte Knaggen und Zierleisten. Unterhalb der Träger
ist eine Erkerdecke angebracht und über denselben ein doppelter Bodenbeleg mit Gefäll für den
 
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