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Krenn, Margit; Winterer, Christoph
Mit Pinsel und Federkiel: Geschichte der mittelalterlichen Buchmalerei — Darmstadt: WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.71566#0020
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Im Widmungsbild des Gero-Codex überreicht
„ custos" Gero dem heiligen Petrus als dem Pat-
ron des Kölner Domes das Evangelistar. Reichen-
au 969^976. Hs 1948, fol. 6v - 7r (29,5 x 21,7 cm).


klerikale Auftraggeber in dem in Darmstadt aufbe-
wahrten Evangelistar des Gero (Hs 1948) vorge-
führt, wobei die Umstände der Entstehung sich
damit noch nicht restlos aufklären lassen. Gero
selbst lässt sich auf den zwei letzten Miniaturen ei-
ner dem Text vorangestellten Folge aus Vers- und
Bildseiten darstellen. Zuerst ist Gero auf fol. 6v zu
sehen, wie er dem hl. Petrus den Codex überreicht
(Abb.3). Petrus thront frontal unter einer sehr
schematischen Architektur. Gero, der vom gegen-
überliegenden Vers als Spender benannt wird, ist in
priesterlichem Gewand dargestellt und nähert sich,
den Codex in der Hand haltend, dem Apostel von
der Seite. Blättert man weiter, erscheint auf fol.7v
wiederum Gero, der diesmal aber links thront und
selbst den Codex von einem etwas verkleinert dar-
gestellten Mönch erhält. Nach den Versen auf der

gegenüberliegenden Zierseite ist der Mönch der
„scriptor" Anno, der, obwohl „im Schreiben unge-
lehrt", sein Buch dem „Wächter (Custos) der Kir-
che des hl. Petrus" überreicht. Diese Idee einer Fol-
ge von Dedikationsbildern ist dem Werk „De
laudibus sanctae crucis" des karolingischen Fuldaer
Theologen Hrabanus Maurus entliehen, dem ab
844 neben einer Dedikation an den hl. Martin auch
eine an Papst Gregor IV. vorangestellt wurde. Neu
ist im Gero-Codex, dass die Dedikation in Stufen
erfolgt.
Petrus erhält dabei den Codex, weil er der
Hauptpatron des Kölner Domes war; der Codex
geht also nach modernem Verständnis an den Dom.
Dort hat auch ein Gero seine Wirkungsstätte ge-
habt, nämlich der gleichnamige Erzbischof der Jah-
re 969 bis 976. Der langjährige königliche Kapellan

17 2. Entstehungs-
umfeld und
Auftraggeber
 
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