Trebia:- 3. Schlachtfeld und Schlacht.
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diesem Momente gleichfalls aus seinem Hinterhalte hervorbrechen sollte,
und durch die gewiß bald von der Verfolgung zurückkehrende schwere
karthagische Keiterei mußte dann die Einkreisung vollendet werden.
Es kam bei diesem Schlachtplan, wie man sieht, alles darauf an,
der Stoßkraft der Legionen nach vorne hin bis zu diesem Augenblick
Widerstand zu leisten. Denn hier lag der schwache Punkt in Hanni-
bals Dispositionen.
Den schwersten Druck im Verhältnis zu seiner Kraft hatte dabei
das Zentrum des schweren karthagischen Fußvolkes auszuhalten, da
die römischen Flügel einerseits durch die Elefanten, anderseits durch
die Einwirkung der Leichten und der numidischen Keiterei im Vordringen
gehindert werden mußten. Für den Rücken des römischen Zentrums
stand dagegen zunächst nur Mago mit seinen 2000 Mann zur Ver-
fügung, und auch er konnte auf die ersten beiden Treffen keine unmittel-
bare Wirkung ausüben, da ja die Triarier genügen mußten, seinen An-
griff zunächst wenigstens zurückzuweisen.
Es liegt, wie man sieht, in dem Ganzen eine feine Balancierung
der Kräfte: auf den äußersten Flügeln ist das Übergewicht der Karthager
am ausgesprochensten. Je mehr man sich dem Zentrum nähert, um
so mehr schwindet es. An den Flügeln des Fußvolkes ist es infolge
der kombinierten Wirkung von Elefanten und Flankenangriff noch
immer ziemlich bedeutend, am inneren Ende der Elefantenlinien mag
es etwa den Nullpunkt erreicht haben, und im Zentrum ist eine offen-
bare Überlegenheit der Römer vorhanden, die sich auch durch das
Gegengewicht von Magos Rückenangriff nicht ganz beseitigen läßt.
Dieser Kräfteverteilung entsprechend ist denn nun auch tatsäch- Gang der
lieh der Gang des ganzen Gefechtes gewesen.
ut equitatus Ronianus extemplo urgeretur; nam . . . obtusi sunt insuper velut nube
iaculorum a Balearibus coniecta. Aber an diesem zweiten Kampf haben sie noch
nicht genug, sondern greifen nach der Flucht der römischen Reiterei wie bei Poly-
bios die Flanken des Fußvolkes an (§ 9): at Baliares pulso equite iaculabantur in
latera. Es geht hier dem Livius mit den Leichten, wie vorher mit den Elefanten.
Um die schnelle Niederlage der römischen Reiterei patriotisch schmackhaft zu
machen, wird die Hilfe von Elefanten und Leichten herbeigezogen und nicht bedacht,
daß man damit von diesen Truppen Unmögliches verlangt. Bei Polybios haben sie die
nötige Gefechtspause, um frisch auf die Flanken des römischen Fußvolkes fallen zu können,
bei Livius kommen sie nicht zu Atem. Man wundert sich schou, daß Hannibal
außer den Numidern nur 8000 Mann Leichte zu dem Flankenangriff auf die Legionen
bestimmt hat, wenn diese aber zugleich noch am Reitertreffen beteiligt sein sollen,
wird die Sache überhaupt unverständlich.
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diesem Momente gleichfalls aus seinem Hinterhalte hervorbrechen sollte,
und durch die gewiß bald von der Verfolgung zurückkehrende schwere
karthagische Keiterei mußte dann die Einkreisung vollendet werden.
Es kam bei diesem Schlachtplan, wie man sieht, alles darauf an,
der Stoßkraft der Legionen nach vorne hin bis zu diesem Augenblick
Widerstand zu leisten. Denn hier lag der schwache Punkt in Hanni-
bals Dispositionen.
Den schwersten Druck im Verhältnis zu seiner Kraft hatte dabei
das Zentrum des schweren karthagischen Fußvolkes auszuhalten, da
die römischen Flügel einerseits durch die Elefanten, anderseits durch
die Einwirkung der Leichten und der numidischen Keiterei im Vordringen
gehindert werden mußten. Für den Rücken des römischen Zentrums
stand dagegen zunächst nur Mago mit seinen 2000 Mann zur Ver-
fügung, und auch er konnte auf die ersten beiden Treffen keine unmittel-
bare Wirkung ausüben, da ja die Triarier genügen mußten, seinen An-
griff zunächst wenigstens zurückzuweisen.
Es liegt, wie man sieht, in dem Ganzen eine feine Balancierung
der Kräfte: auf den äußersten Flügeln ist das Übergewicht der Karthager
am ausgesprochensten. Je mehr man sich dem Zentrum nähert, um
so mehr schwindet es. An den Flügeln des Fußvolkes ist es infolge
der kombinierten Wirkung von Elefanten und Flankenangriff noch
immer ziemlich bedeutend, am inneren Ende der Elefantenlinien mag
es etwa den Nullpunkt erreicht haben, und im Zentrum ist eine offen-
bare Überlegenheit der Römer vorhanden, die sich auch durch das
Gegengewicht von Magos Rückenangriff nicht ganz beseitigen läßt.
Dieser Kräfteverteilung entsprechend ist denn nun auch tatsäch- Gang der
lieh der Gang des ganzen Gefechtes gewesen.
ut equitatus Ronianus extemplo urgeretur; nam . . . obtusi sunt insuper velut nube
iaculorum a Balearibus coniecta. Aber an diesem zweiten Kampf haben sie noch
nicht genug, sondern greifen nach der Flucht der römischen Reiterei wie bei Poly-
bios die Flanken des Fußvolkes an (§ 9): at Baliares pulso equite iaculabantur in
latera. Es geht hier dem Livius mit den Leichten, wie vorher mit den Elefanten.
Um die schnelle Niederlage der römischen Reiterei patriotisch schmackhaft zu
machen, wird die Hilfe von Elefanten und Leichten herbeigezogen und nicht bedacht,
daß man damit von diesen Truppen Unmögliches verlangt. Bei Polybios haben sie die
nötige Gefechtspause, um frisch auf die Flanken des römischen Fußvolkes fallen zu können,
bei Livius kommen sie nicht zu Atem. Man wundert sich schou, daß Hannibal
außer den Numidern nur 8000 Mann Leichte zu dem Flankenangriff auf die Legionen
bestimmt hat, wenn diese aber zugleich noch am Reitertreffen beteiligt sein sollen,
wird die Sache überhaupt unverständlich.