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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0095

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74

Der zweite Puniscbe Krieg bis Cannae.

Die römische Reiterei wurde beim ersten Anlauf geworfen und
bis an die Trebia verfolgt. Der größte Teil derselben entkam über
den Fluß und ins Lager.1) Ob die karthagische Reiterei über den
Fluß hinaus verfolgt hat, wird uns nicht berichtet; es ist aber, nach
dem Gange des Gefechts zu urteilen, nicht unwahrscheinlich.

In die entblößten Flanken des römischen Fußvolkes stießen dann
sofort die numidischen Reiter und die 8000 Mann leichter Truppen
vor, indem sie sich hinter der Front ihrer Schwerbewaffneten heraus-
zogen. Die Folge war, daß beide Flügel dem Angriff der Elefanten
von vorne her zu weichen begannen und die römische Schlachtlinie,

s wenn sie nicht gar zerriß, doch eine mit beiden Flügeln zurück-

v^' hängende bogenförmige Gestalt annehmen mußte.2)

^° Denn das Zentrum verlor nicht an Terrain: die Mitte des dritten

Treffens nahm den Kampf mit Mago auf, die beiden ersten dagegen
drangen vor, rissen sich mehr und mehr vom dritten und den Flügeln
los und brachen schließlich, 10 000 Mann stark, durch. Es war über
ein Drittel der ganzen Front und mag an Ausdehnung dem nicht von
den Elephanten geschützten Teile der karthagischen Aufstellung etwa
entsprochen haben.3)

1) Pol. III 73, 6: ol fihv ItztzeZs rcöv KagyrjSovicov ev&eos dn ducpolv rdlv
xegdrotv inle'Qov rois vnevavriove, cos äv räi Tilrjd'ec nolv diafpegovreS Kai rals dy-
aals avrcöv re y.ai rcöv 'inrccov Sid rrjv ngoeigr}fisvi]v daeoatÖTrjra negi rrjv e'^oSov.

roxs de 'Piouaiois rcöv innimv vno^oioricsdvrcDv usw. Auf die späteren Schicksale der
Reiterei kommt Polybios (III 74, 8) erst am Ende des Schlachtberichtes mit den Worten

wieder zurück: ol de S'iacpvyövres rcöv 7iet,cöv Kai xö tz/.eZotov uegos rcöv Innecov ngös
rö ngoeigrjuEvov avarrjua (die 10 000 durchgebrochenen Römer) noiovuevoi rfjv dno-
■/cogrjcTiv ävexoutod-rjoav acta rovrois eis niay.evrlav. Diese Worte wurden bisher
allgemein so aufgefaßt, als ob sich die Reiterei den 10 000 auf ihrem Rückzüge
nach Placentia angeschlossen hätte. Wie soll aber das möglich sein? Die
Reiterei war im ersten Stadium der Schlacht geworfen und mindestens bis an die
nur IV2 km entfernte Trebia zurückgetrieben worden. Die mehr als doppelt so starke
karthagische Reiterei war hinter ihr her. Die 10000 Römer dagegen brachen erst
in einem viel späteren Stadium der Schlacht, und zwar nach vorn hin, durch. Da
ist an eine Vereinigung beider nicht zu denken. Die Erklärung ist sehr einfach.
Wie wir sofort sehen werden (S. 77 A. 1), beziehen sich die Worte ol Siafvyövrss rcöv
ne^cöv auf die gesamten Reste der Armee, die mit Scipio nach Placentia gingen.
Ihnen schloß sich natürlich die über die Trebia zurückgeworfene römische Reiterei an.

2) Pol. III 74, 2: dfccpörega rd y.egara rcöv negi Teßigiov . . . ergdnrjaav y.ai
ovvcod'ovvTo aard rdv Siwyudv ngös röv vjioxelfcevov rcoraudv. Liv. XXI 56, 2. —
Man vergleiche die Übersetzung der Schlachtberichte im Anhang.

3) Pol. III 74, 3: ol xard [xeoov rdv y.lvdvvov ray^ivres rcöv Pcoualcov ol uev
xaröniv icpearcores (die Tl'iarier) vno rcöv ix rfjs ivE§gas noosneoövrcov dncöllvvro
 
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