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Der zweite Panische Krieg' bis Caiiuae.
Es tut einem wirklich leid, daß man solche haltlosen und die
ganze Tradition mit fröhlichem Leichtmut über den Haufen werfenden
Phantasien an derselben Stelle mit den Ansichten von Forschern
behandeln muß, die sich redlich damit abgeplagt haben, die
Überlieferung über die Schlacht mit dem Gelände von Tuoro in Über-
einstimmung zu bringen. Oder ist es nicht eine Naivität, zu behaupten,
„in der gesamten Darstellung des Polybios ergibt sich, sobald man sich
der Einsicht nicht verschließt, daß Flaminius der Angreifer war,
nirgendwo ein Widerspruch oder eine Schwierigkeit, sondern eine rest-
lose Lösung" (S. 67), während doch ein Angriff des Flaminius gerade
mit der ganzen Darstellung des Polybios in schroffstem Widerspruch
steht, und die Römer bei ihm einfach in Marschkolonne tioqsuc
durch das Tal ziehen, ihre Spitze itqwioitoqüa^ die es bei For-
mierungeiner Schlachtordnung überhaupt nicht gibt, auf dem Marsche
an Hannibals Stellung herankommt und der größte Teil des Heeres
rovg nleiöTovg in Marschformation ev qvtoj zcp tfjg vcogsiag
öyJ]t,uiTi niedergehauen wird, um zu schweigen von allen den
anderen erwähnten Einzelheiten der Schlachtschilderung, die auf der
Voraussetzung des Überfalles beruhen? Wo bleibt also die rest-
lose Lösung, wenn man nicht den ganzen Polybios durchstreichen
will, und was soll es heißen, daß der Überfall nur „moderne Auf-
fassung"' sei?
Und ebenso unmöglich ist Sadees Lösung vom rein militärischen
Standpunkte aus. Was vorhin über die Gefahr einer Flanken-
stellung Hannibals auf Tuoro für ihn selber gesagt ist, gilt, nur noch
in erhöhtem Maße für eine Flankenstellung auf Sanguineto. Und warum
sollte Flaminius sich in aller Welt bei seinem Angriffe so zwischen Tuoro
und Gualandro eingeklemmt haben, daß seine Front nur etwas über einen
Kilometer lang war? Warum zog er nicht die Höhen von Gualandro und
Tuoro in seiner rechten und linken Flanke durch eine Besetzung mit
leichten Truppen in seine Stellung hinein, da doch der Platzmangel
das geradezu gebieterisch erheischte? Wahrscheinlich lag ihm daran,
sich auf beiden Flanken umfassen zu lassen, und es war ihm un-
angenehm, die Hinterhalte Hannibals hier zu entdecken, weil das
zu einem verfrühten Zusammenstoß und zur Rettung seiner Armee
hätte führen können.
Ich würde es nicht für nötig gehalten haben, alle diese Un-
möglichkeiten, die ja auf der Hand liegen, aufzuzeigen, wenn nicht
Der zweite Panische Krieg' bis Caiiuae.
Es tut einem wirklich leid, daß man solche haltlosen und die
ganze Tradition mit fröhlichem Leichtmut über den Haufen werfenden
Phantasien an derselben Stelle mit den Ansichten von Forschern
behandeln muß, die sich redlich damit abgeplagt haben, die
Überlieferung über die Schlacht mit dem Gelände von Tuoro in Über-
einstimmung zu bringen. Oder ist es nicht eine Naivität, zu behaupten,
„in der gesamten Darstellung des Polybios ergibt sich, sobald man sich
der Einsicht nicht verschließt, daß Flaminius der Angreifer war,
nirgendwo ein Widerspruch oder eine Schwierigkeit, sondern eine rest-
lose Lösung" (S. 67), während doch ein Angriff des Flaminius gerade
mit der ganzen Darstellung des Polybios in schroffstem Widerspruch
steht, und die Römer bei ihm einfach in Marschkolonne tioqsuc
durch das Tal ziehen, ihre Spitze itqwioitoqüa^ die es bei For-
mierungeiner Schlachtordnung überhaupt nicht gibt, auf dem Marsche
an Hannibals Stellung herankommt und der größte Teil des Heeres
rovg nleiöTovg in Marschformation ev qvtoj zcp tfjg vcogsiag
öyJ]t,uiTi niedergehauen wird, um zu schweigen von allen den
anderen erwähnten Einzelheiten der Schlachtschilderung, die auf der
Voraussetzung des Überfalles beruhen? Wo bleibt also die rest-
lose Lösung, wenn man nicht den ganzen Polybios durchstreichen
will, und was soll es heißen, daß der Überfall nur „moderne Auf-
fassung"' sei?
Und ebenso unmöglich ist Sadees Lösung vom rein militärischen
Standpunkte aus. Was vorhin über die Gefahr einer Flanken-
stellung Hannibals auf Tuoro für ihn selber gesagt ist, gilt, nur noch
in erhöhtem Maße für eine Flankenstellung auf Sanguineto. Und warum
sollte Flaminius sich in aller Welt bei seinem Angriffe so zwischen Tuoro
und Gualandro eingeklemmt haben, daß seine Front nur etwas über einen
Kilometer lang war? Warum zog er nicht die Höhen von Gualandro und
Tuoro in seiner rechten und linken Flanke durch eine Besetzung mit
leichten Truppen in seine Stellung hinein, da doch der Platzmangel
das geradezu gebieterisch erheischte? Wahrscheinlich lag ihm daran,
sich auf beiden Flanken umfassen zu lassen, und es war ihm un-
angenehm, die Hinterhalte Hannibals hier zu entdecken, weil das
zu einem verfrühten Zusammenstoß und zur Rettung seiner Armee
hätte führen können.
Ich würde es nicht für nötig gehalten haben, alle diese Un-
möglichkeiten, die ja auf der Hand liegen, aufzuzeigen, wenn nicht