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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0213

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Trasimemis und Plestia. 2. Die Kontroverse und ihre Kritik.

191

derson (Nr. 38 S. 116 u. Nr. 39 S. 210) zutreffend bemerkt hat, um einen
Marsch am atilcbv vorbei handelt, also die Übereinstimmung mit
der Darstellung des Polybios dann auch in diesem Punkte gar nicht
mehr vorhanden ist. Wenn man dagegen die Stellung Hannibals am
Nordende des Tales bei Sanguineto ansetzt, wie Sadee es tut, dann sadee.
hört jede Möglichkeit auf, die Schlacht als Überfall aufzufassen und
sie in dieser Beziehung mit unseren Quellen in Übereinstimmung zu
bringen. Diesen letzten Schritt mit unverzagter Kühnheit getan und
die Schlacht dem Terrain zuliebe tatsächlich in eine Angriffsschlacht
des Flaminius gegen Hannibal verwandelt zu haben, kann sich dieser
letzte Vertreter der Tuorotheorie allerdings rühmen.

„Wenn ein Überfall — so äußert er sich S. 63 seines Auf-
satzes — auf eine ahnungslos durchziehende Marschkolonne ausge-
schlossen ist, so bleibt es dabei: die Römer müssen auch taktisch die
Angreifer gewesen sein."

Daß die Römer auf dem Marsche überfallen wurden, ist ihm da-
her nur „die allgemeine moderne Auffassung. In ihr liegt die Quelle
aller Unklarheiten und Mißverständnisse" (S. 57).

Den Vorgang selbst stellt sich nun Sadee folgendermaßen vor.
„Die römischen Wehrleute sind in namenloser Erbitterung gegen
die fremden Mordbrenner . . voll Rachgier und Kampfeslust wie die
,Grasteufel' des alten Fritz auf dem Marsche nach Zorndorf, an ihrer
Spitze der aufgeregte, militärisch wenig erfahrene, aber sehr selbst-
bewußte Bürgergeneral". (S. 54.) Da macht Hannibal plötzlich Halt.
Von der Stellung, die er bei Sanguineto einnimmt, sind die Römer
unterrichtet. „Sicher ist Flaminius nicht harmlos wie ein Tourist
auf der Landstraße dahinspaziert, sicher nicht an jenem schlimmen
Morgen hineinmarschiert, ohne eine Ahnung von der Nähe des
Feindes . . . Denn am Morgen war alles voll Nebel, da sah er keinen
Feind . . . Wenn er in den avlcbv (von Sanguineto) einbog, Front
gegen Norden, so muß er, ehe der Nebel kam, gewußt haben, daß da
der Feind war (S. 58) . . . Natürlich muß es stundenlang gedauert
haben, bis die einzelnen Kolonnen, sicher schon beim Ausmarsch aus
dem Lager entsprechend angeordnet, durch den Paß gezogen waren
und sich nebeneinander zur Phalanx aufgereiht hatten. Aber Hannibal
konnte ja warten . . . Erst als sich die rcQtoT07toQ£ia, die Spitze des
Feindes bis an sein Zentrum vorgeschoben hatte, gab er das Zeichen
zum Angriff." (S. 64.)
 
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