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Narraggara. 1. Das Schlachtfeld.

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Wetter, umsomehr im Sommer vollkommen trocken sind. Das nächste
Wasser ist auch hier der Ou. Ezzergua, dessen nächster Punkt jedoch
starke 3 Kilometer, noch dazu schräg feindwärts, entfernt ist; wollte
man gesichert Wasser beschaffen, so mußte es aus dem 6 Kilometer im
Rücken fließenden Ou. Mellegue geholt werden. Und doch mußte Han-
nibal, wollte er auf eine die Ebene halbwegs beherrschende und defen-
sivfähige Stellung nicht verzichten und dabei seine Verbindungen decken,
eben diesen Punkt wählen, da er sich weder gegen den Ou. Ezzergua
noch gegen den Ou. Mellegue verschieben konnte, ohne die genannten
Vorteile zu opfern.

Insoweit würde also der Platz vorzüglich stimmen. Und doch hat
er ein gewaltiges Nisi. Quer über das ganze präsumptive Schlachtfeld,
etwa 2 Kilometer vor dem angenommenen Lager Hannibals, zieht sich
ein tiefeingeschnittener, mit Ausnahme einiger weniger scheinbar künst-
lich in den Lehmboden getretener Übergangssteige selbst für einzelne
Menschen unpassierbarer Wasserriß (Ou. Ras el Rhandig, bezw. Ou.
el Ouair). Hat derselbe in fraglicher Zeit schon in dieser Zone exi-
stiert, dann ist die ganze Schlachtansetzung schlechterdings unmöglich.

Nicht daß die Schlacht durch dieses Hindernis überhaupt unmög-
lich geworden wäre; dasselbe hätte vielmehr ganz gut in dem Kalkül
der Feldherren eine Rolle spielen können. Aber dann hätte diese Rolle
auch im Verlaufe sehr eklatant zum Ausdruck kommen müssen, der
Riß hätte wesentlichen Einfluß auf den Gang der Ereignisse geübt,
und davon müßte in den Quellen doch wenigstens eine Andeutung zu
finden sein. Dies ist aber nicht der Fall.

Es ist nun ein recht schwerer Entschluß, im Rahmen einer For-
schungsmethode, die eben auf die genaue Untersuchung und Beurteilung
des Terrains aufbaut, schließlich gerade diese als konstant angenom-
mene Größe in einem Einzelfall, wo es eben paßt, als variabel hinzu-
stellen. Wo sich diese Tatsache durch streng wissenschaftliche Unter-
suchungen begründen und kontrollieren läßt, wie z. B. in der Gegend
der Bagradasmündung, da ist es etwas anderes; hier aber, wo eine
Untersuchung des Alters dieses Oueds wohl kaum zu einem positiven
Ki'gebnisse führen dürfte, bleibt die Sache eine riskante und vage Ver-
mutung. Immerhin ist sie nicht ganz von der Hand zu weisen. Wir
haben gesehen (S. 501), daß die Erosionstätigkeit im Gebiete des heutigen
Tunis in historischer Zeit eine nicht unbedeutende war und noch ist,
wie die ungeheuren Anschwemmungen der Bagradasmündung beweisen.

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