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Der zweite Punische Krieg in Afrika.
Gerade in einer Gegend wie der fraglichen sind aber starke Erosions-
resultate in relativ kurzer Zeit am ehesten zu erwarten. Man braucht
sich nur zu vergegenwärtigen, daß der wasserlose, von der afrika-
nischen Sonne ausgedörrte lehmige Steppenboden naturgemäß dazu
neigt Sprünge zu bekommen, die dann zur Regenzeit durch die plötz-
lich hereinbrechenden Wasserfluten leicht zu gewaltigen Wasserrissen
ausgeschwemmt werden können. Der hier in Rede stehende Wasser-
riß bezeichnet tatsächlich genau die tiefste Linie der ganzen breiten
und flachen Mulde zwischen dem Dj. Lajbel und der Hügelreihe des
Kat Dahla; bei der relativen Wasserundurchlässigkeit des Lehmbodens
muß im Falle eines starken Platzregens die ganze auf einer Fläche
von zirka 15 Quadratkilometer gefallene Niederschlagsmenge in dieses
Rinnsal zusammen- und durch dasselbe abfließen. Da wird eine der-
artige Erosion im Laufe einiger Jahrhunderte leicht verständlich1).
Schließlich könnte auch ein Erdbeben den ersten Anstoß zu dieser
Formbildung gegeben haben2).
Also möglich ist die Sache zweifellos; beweisen läßt sie sich
nicht, und damit bleibt die obige Ansetzung nichts anderes als eine
problematische Hypothese.
Variante „Djebei £s jst aber auch noch ein zweiter Lokalisierungsversuch möglich.
Etwa 8 Kilometer südlich des Dj. Lajbel liegt der ihm sehr ähn-
liehe, etwas massigere Djebei Harraba. Südwestlich desselben
breitet sich wiederum die flache Ebene aus, die weiter südlich vom Ou.
Mellegue in west-östlicher Richtung durchflössen wird; im Westen wird
sie wiederum von niedrigen Hügeln begrenzt, die hier, von Norden herab-
ziehend, im Garet ez Zambey (552 Meter) bis an den vorgenannten
Oued heranreichen. Hier hätten wir also dasselbe Verhältnis wie oben,
nur in umgekehrter Ordnung: der steile Bergfuß im Osten, die flachen
Hügel im Westen, dazwischen die Ebene; wieder beträgt die Distanz
genau 5 '/2 Kilometer = 30 Stadien. Der strategischen Situation ent-
sprechend müßten wir auch diesmal Scipios Lager im Westen, also auf
dem Garet ez Zambey, annehmen, jenes Hannibals im Osten, am Fuße des
1) Die Erdbewegung würde hier kaum ein Tausendstel derjenigen umfassen,
die man annehmen müßte, um auf dem angeblichen Jngurtha-Schlachtfeld die Muhre
zwischen „mons" und „Collis" in das sallustische „planum" zu verwandeln. Siehe
deu oben zitierten Aufsatz (Dehlers.
2) Über die Erdbeben im Atlasgebiete siehe F. de Montessns de Balore:
Les tremblements de terre, geographie seismologiqne, Paris 1906, p. 333 ff.
Der zweite Punische Krieg in Afrika.
Gerade in einer Gegend wie der fraglichen sind aber starke Erosions-
resultate in relativ kurzer Zeit am ehesten zu erwarten. Man braucht
sich nur zu vergegenwärtigen, daß der wasserlose, von der afrika-
nischen Sonne ausgedörrte lehmige Steppenboden naturgemäß dazu
neigt Sprünge zu bekommen, die dann zur Regenzeit durch die plötz-
lich hereinbrechenden Wasserfluten leicht zu gewaltigen Wasserrissen
ausgeschwemmt werden können. Der hier in Rede stehende Wasser-
riß bezeichnet tatsächlich genau die tiefste Linie der ganzen breiten
und flachen Mulde zwischen dem Dj. Lajbel und der Hügelreihe des
Kat Dahla; bei der relativen Wasserundurchlässigkeit des Lehmbodens
muß im Falle eines starken Platzregens die ganze auf einer Fläche
von zirka 15 Quadratkilometer gefallene Niederschlagsmenge in dieses
Rinnsal zusammen- und durch dasselbe abfließen. Da wird eine der-
artige Erosion im Laufe einiger Jahrhunderte leicht verständlich1).
Schließlich könnte auch ein Erdbeben den ersten Anstoß zu dieser
Formbildung gegeben haben2).
Also möglich ist die Sache zweifellos; beweisen läßt sie sich
nicht, und damit bleibt die obige Ansetzung nichts anderes als eine
problematische Hypothese.
Variante „Djebei £s jst aber auch noch ein zweiter Lokalisierungsversuch möglich.
Etwa 8 Kilometer südlich des Dj. Lajbel liegt der ihm sehr ähn-
liehe, etwas massigere Djebei Harraba. Südwestlich desselben
breitet sich wiederum die flache Ebene aus, die weiter südlich vom Ou.
Mellegue in west-östlicher Richtung durchflössen wird; im Westen wird
sie wiederum von niedrigen Hügeln begrenzt, die hier, von Norden herab-
ziehend, im Garet ez Zambey (552 Meter) bis an den vorgenannten
Oued heranreichen. Hier hätten wir also dasselbe Verhältnis wie oben,
nur in umgekehrter Ordnung: der steile Bergfuß im Osten, die flachen
Hügel im Westen, dazwischen die Ebene; wieder beträgt die Distanz
genau 5 '/2 Kilometer = 30 Stadien. Der strategischen Situation ent-
sprechend müßten wir auch diesmal Scipios Lager im Westen, also auf
dem Garet ez Zambey, annehmen, jenes Hannibals im Osten, am Fuße des
1) Die Erdbewegung würde hier kaum ein Tausendstel derjenigen umfassen,
die man annehmen müßte, um auf dem angeblichen Jngurtha-Schlachtfeld die Muhre
zwischen „mons" und „Collis" in das sallustische „planum" zu verwandeln. Siehe
deu oben zitierten Aufsatz (Dehlers.
2) Über die Erdbeben im Atlasgebiete siehe F. de Montessns de Balore:
Les tremblements de terre, geographie seismologiqne, Paris 1906, p. 333 ff.