Die Photographie
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Violett sind, so wird bei der Aufnahme eine orangegelb gefärbte Glas-
scheibe — die Komplementärfarbe von Blauviolett — vorgeschaltet. Die
orangeroten Stärkekörnchen lassen bei der Belichtung nur orange, die
grünen Körnchen nur grüne und die violetten nur violette Strahlen hin-
durch. Nach der Entwicklung, die zunächst bei völliger Dunkelheit und
nach Verlauf von etwa 10 Sekunden nahe der roten Lampe vorgenommen
wird, macht das Negativ, wenn wir es in durchfallendem Licht betrachten,
einen merkwürdigen Eindruck: nicht nur die Helligkeitswerte, sondern
auch die Farben erscheinen genau entgegengesetzt denjenigen des Ori-
ginals. Da, wo Gelb stehen soll, sehen wir im Negativ Violett, die grünen
Teile erscheinen rot, die blauen dagegen orange usw., kurzum das Ne-
gativ zeigt in allen Teilen die Komplementärfarben des Originals. Diese
dem Laien wunderbar vorkommende Erscheinung erklärt sich, wie schon
weiter vorn angedeutet wurde, auf die einfachste Weise. Die auf die
Platte fallenden Orangestrahlen z. B. werden nur von den orange Stärke-
filterdien hindurchgelassen, sie können also auch nur dort auf die licht-
empfindliche Platte einwirken. Beim Entwickeln färben sich nun diese
Teile schwarz, sie werden undurchsichtig, während die Teilchen der Platte,
die hinter den grünen und violetten Stärkefilterchen liegen, durchsichtig
bleiben, so daß also hier noch die Farben zu erkennen sind. Da aber
Grün und Violett additiv sich zu Blau vermischen, so erscheint eben an
allen Stellen des Negativs, die im Original orange gefärbt sind, Blau,
also die Komplementärfarbe von Orange. In gleicher Weise vollzieht
sich der Vorgang bei den andern Farben. Das so gewonnene Negativ
ist natürlich zum Kopieren nicht verwendbar, es muß vielmehr in ein
Positiv umgewandelt werden. Das geschieht, indem man die Platte in
eine Permanganatlösung legt — Paul Faulstich, eine Autorität auf photo-
graphischem Gebiet, empfiehlt eine Lösung von 200 ccm destilliertem
Wasser, 10 g Ammoniumpersulfat und 5 ccm chemisch reiner Schwefel-
säure — und sie darauf dem Tageslicht aussetzt. Hierbei wird an
allen bereits entwickelten — d. i. geschwärzten — Stellen das Silber
herausgelöst, so daß diese Teile also nunmehr durchsichtig erscheinen,
während gleichzeitig die bisher noch unbelichteten Stellen belichtet werden.
Bei dem nun wieder folgenden Entwickeln schwärzen sich diese Teilchen,
worauf fixiert und abgespült wird. Die zunächst etwas dünn erschei-
nenden Farben erhalten erst nach dem Trocknen der Platte ihre volle
Kraft. Das Positiv ist nunmehr fertig: alle Stellen, die nach der ersten
Entwicklung geschwärzt waren und daher die richtigen Farben des Ori-
ginals verdeckten, sind jetzt durchsichtig, während umgekehrt alle nach
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Violett sind, so wird bei der Aufnahme eine orangegelb gefärbte Glas-
scheibe — die Komplementärfarbe von Blauviolett — vorgeschaltet. Die
orangeroten Stärkekörnchen lassen bei der Belichtung nur orange, die
grünen Körnchen nur grüne und die violetten nur violette Strahlen hin-
durch. Nach der Entwicklung, die zunächst bei völliger Dunkelheit und
nach Verlauf von etwa 10 Sekunden nahe der roten Lampe vorgenommen
wird, macht das Negativ, wenn wir es in durchfallendem Licht betrachten,
einen merkwürdigen Eindruck: nicht nur die Helligkeitswerte, sondern
auch die Farben erscheinen genau entgegengesetzt denjenigen des Ori-
ginals. Da, wo Gelb stehen soll, sehen wir im Negativ Violett, die grünen
Teile erscheinen rot, die blauen dagegen orange usw., kurzum das Ne-
gativ zeigt in allen Teilen die Komplementärfarben des Originals. Diese
dem Laien wunderbar vorkommende Erscheinung erklärt sich, wie schon
weiter vorn angedeutet wurde, auf die einfachste Weise. Die auf die
Platte fallenden Orangestrahlen z. B. werden nur von den orange Stärke-
filterdien hindurchgelassen, sie können also auch nur dort auf die licht-
empfindliche Platte einwirken. Beim Entwickeln färben sich nun diese
Teile schwarz, sie werden undurchsichtig, während die Teilchen der Platte,
die hinter den grünen und violetten Stärkefilterchen liegen, durchsichtig
bleiben, so daß also hier noch die Farben zu erkennen sind. Da aber
Grün und Violett additiv sich zu Blau vermischen, so erscheint eben an
allen Stellen des Negativs, die im Original orange gefärbt sind, Blau,
also die Komplementärfarbe von Orange. In gleicher Weise vollzieht
sich der Vorgang bei den andern Farben. Das so gewonnene Negativ
ist natürlich zum Kopieren nicht verwendbar, es muß vielmehr in ein
Positiv umgewandelt werden. Das geschieht, indem man die Platte in
eine Permanganatlösung legt — Paul Faulstich, eine Autorität auf photo-
graphischem Gebiet, empfiehlt eine Lösung von 200 ccm destilliertem
Wasser, 10 g Ammoniumpersulfat und 5 ccm chemisch reiner Schwefel-
säure — und sie darauf dem Tageslicht aussetzt. Hierbei wird an
allen bereits entwickelten — d. i. geschwärzten — Stellen das Silber
herausgelöst, so daß diese Teile also nunmehr durchsichtig erscheinen,
während gleichzeitig die bisher noch unbelichteten Stellen belichtet werden.
Bei dem nun wieder folgenden Entwickeln schwärzen sich diese Teilchen,
worauf fixiert und abgespült wird. Die zunächst etwas dünn erschei-
nenden Farben erhalten erst nach dem Trocknen der Platte ihre volle
Kraft. Das Positiv ist nunmehr fertig: alle Stellen, die nach der ersten
Entwicklung geschwärzt waren und daher die richtigen Farben des Ori-
ginals verdeckten, sind jetzt durchsichtig, während umgekehrt alle nach