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Krüger, Otto
Die Illustrationsverfahren: eine vergleichende Behandlung der verschiedenen Reproduktionsarten, ihrer Vorteile, Nachteile und Kosten — Leipzig: Verlag von F.A. Brockhaus, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.67421#0161
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Klischees für den Buntdruck

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Soll bei sehr detailreichen Bildern die Zeichnung scharf wieder-
gegeben werden, so empfiehlt es sich, bei Vierfarbenklischees nur die
gelbe, die rote und die blaue Platte in Autotypie zu ätzen, die Schwarz-
platte aber, also die eigentliche Zeichnung, als Strichätzung herzustellen.
Solche Klischees drucken sich sehr leicht, sie eignen sich daher besonders
für Massenauflagen. Das Original für derartige Farbenätzungen wird
zunächst in Strichmanier gezeichnet und danach eine Strichätzung — die
Schwarzplatte — hergestellt. Ein hellblauer Abzug hiervon wird dann
bunt übermalt und dient als Vorlage für die drei Farbenplatten. An Stelle
der Strichätzung könnte natürlich auch ein Holzschnitt für die Schwarz-
platte angefertigt werden, wie das bei den Darstellungen auf unserer
Tafel 21 geschehen ist.
Billige Vierfarbenätzungen, die aber für manche Zwecke sehr gut ge-
eignet sind, lassen sich unter Verwendung einer Kornätzung als Zeichen-
platte herstellen. Der Künstler fertigt zunächst die schwarze Kreide-
zeichnung an, nach der man in der bekannten Weise eine Atzung und von
dieser einen hellblauen Abdruck herstellt. Dieser Abzug wird entsprechend
übermalt und dient nun als Original für die drei Farbenauszüge, die mit
dem Linienraster gemacht werden. Gedruckt wird zuerst die Zeichen-
platte in Schwarz, dann folgen die gelbe, die rote und die blaue Platte.
Der Drucker hat also von vornherein die Zeichnung des fertigen Bildes
vor sich, und da es sich bei diesem Verfahren, das häufig für Modebilder
Verwendung findet, in der Regel um leichte Farben handelt, so bereitet
auch sonst die Ausführung keine besonderen Schwierigkeiten. (Siehe
Tafel 38.)
Die besten Farbenätzungen verfehlen natürlich ihren Zweck, wenn
sie nicht mit Verständnis gedruckt werden. Eine Druckerei, die vorzüg-
lichen Schwarz-Illustrationsdruck liefert, ist deswegen noch nicht ohne
weiteres in der Lage, auch guten Farbendruck herzustellen. Der Bunt-
druck erfordert große Erfahrung und läßt sich nur auf besten Maschinen
ausführen. Wer über beides nicht verfügt, der lasse entweder die Hände
davon oder er fange zunächst mit kleinen, ganz einfachen Sachen an und
richte sich dabei ganz genau nach den Skalendrucken, die ihm die Atzerei
mit den Farbenplatten zugleich liefert.
Beim Dreifarbendruck sind Streitigkeiten zwischen Atzanstalt und
Druckerei nichts Seltenes. Fällt der Auflagedruck schlecht aus, dann ver-
weist die Atzerei natürlich auf die von ihr gelieferten guten Andrucke,
während die Druckerei in der Regel behauptet, daß diese »heraus-
gekünstelt« seien. Zwischen beiden aber steht ratlos der Auftraggeber
 
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